Wolfsburg. Vor dem Rathaus wurde der coole Titelheld dann doch noch emotional. "Keine meiner Trainerstationen war so schön wie die in Wolfsburg", rief Felix Magath der Menge entgegen.

100.000 Fans auf dem Wolfsburger Rathausplatz konnten Felix Magath nur schwer aus der Reserve locken, das gelang erst einem Dreikäsehoch bei der Siegesfeier im noblen Ritz-Carlton-Hotel. "Felix, warum trainierst du jetzt eine andere Mannschaft", wollte der kleine Autogrammsammler keck wissen und zwang den Meistercoach in eine kurze Bedenkzeit. Magaths bemerkenswerte Antwort: "Weil die Spieler mich nicht mehr sehen können."

Der Erfolgstrainer "hat nicht fertig" bei den "Wölfen", spürt aber wohl ganz genau, dass seine Mission am Mittellandkanal erfüllt ist. Binnen zwei Jahren vom Fast-Absteiger via UEFA-Pokal zu Meisterschaft und Champions League - was soll da in Wolfsburg noch kommen für den Ex-Nationalspieler, der sich ohne schlechtes Gewissen Richtung Gelsenkirchen verabschiedete: "Wenn ich der Meinung gewesen wäre, dass es keinen gibt, der diese Mannschaft oben halten kann, dann wäre ich nicht gegangen."

"Ihr macht es mir nicht leicht"

Völlig freimachen von Emotionen konnte sich der ansonsten stets beherrschte Fußballlehrer aber auf der Showbühne vor dem Rathaus dann doch nicht. "Ihr macht es mir nicht leicht! Keine meiner Trainerstationen war so schön wie die in Wolfsburg", rief Magath der jubelnden Menge zu und später im kleinen Kreis griff der Asket sogar zu einem Glas Weißwein statt des sonst so geschätzten heißen Tees.

24 Monate hat der 55-Jährige seine Profis geschliffen und geschunden, aber auch spielerisch und mental enorm vorangebracht. Und so hatte auch Mannschaftskapitän Josue keine Probleme damit, den Meisterruhm mit dem Coach gerecht zu teilen: "50 Prozent des Erfolges gehören Felix Magath, der Rest gehört der Mannschaft." Die ihrem Trainer nach dem 5:1-Triumph im Nordderby gegen Werder Bremen die obligatorische Bierdusche nicht ersparte.

Fortsetzung im Pott?

Nach solchen Szenen sehnt man sich auf Schalke seit mehr als vier Jahrzehnten, wahrscheinlich ist genau das die Herausforderung, die Magath ins Revier treibt. Wie mit dem historischen ersten Meistertitel in Wolfsburg, könnte er auch auch im Pott Geschichte schreiben, wenn er die Schale nach Gelsenkirchen holt.

An ihm wird es nicht liegen, das machte der Ex-Nationalspieler in der Stunde des Triumphes bereits klar: "Ich kann garantieren, dass ich meine Fähigkeiten zu 100 Prozent einsetzen werde, um Schalke wieder nach vorne zu bringen." Die Restrisiken sind laut Magath die hohen Erwartungen und die Vorstellung, "dass der Trainer das schon alleine macht. Aber für den Erfolg arbeiten müssen alle".

Erfolg, Erfolg, Erfolg

Was in Wolfsburg nicht nur Coach und Spieler, sondern hinter den Kulissen auch die Verantwortlichen des Hauptsponsors Volkswagen taten, ohne Magath in seinen Dreifachjob als Trainer, Sportdirektor und Geschäftsführer hineinzureden. Damit das so bei den Königsblauen bleibt, braucht der neue Mann dort eigentlich nur drei Dinge: Erfolg, Erfolg und noch einmal Erfolg.