Der neue Bayern-Trainer Louis van Gaal will den Kader deutlich ausdünnen. Damit ist im Vorfeld der neuen Saison Brisanz beim Rekordmeister garantiert.
Im Transfer-Theater um Franck Ribery scheint zumindest vorerst Ruhe eingekehrt zu sein, doch für den neuen Trainer Louis van Gaal stehen bei Bayern München schon die nächsten personellen Drahtseilakte bevor. Der Niederländer will den beim deutschen Rekordmeister auf 27 Profis aufgeblähten Kader auf 22 trimmen. Härtefälle sind damit programmiert, Unruhe droht.
"Ich habe schon gesagt, dass ich immer mit 22 Spielern und drei Jugendspielern arbeite. Es ist sehr wichtig, dass die Spieler die Aussicht haben, zu spielen", sagte van Gaal. Wenn man einen großen Kader hat, sei das für viele Spieler nicht der Fall. "Das ist nicht gut für die Motivation. Aber ich denke, dass es wichtig ist, immer motiviert zu sein, im Training und im Spiel", erklärte der 57-Jährige.
Van Gaal hat in seiner ersten Woche keine Gelegenheit ausgelassen, seine wertkonservative Haltung zum Ausdruck zu bringen. Bei den Spielern scheint die natürliche Autorität des mal knorrigen, mal väterlichen Coaches ihre Wirkung nicht zu verfehlen.
Altintop, Borowski, Görlitz und Sosa bei den Amateuren
Hamit Altintop, Tim Borowski, Andreas Görlitz und Jose Ernesto Sosa, die zuletzt mit den Amateuren trainieren mussten, wagten jedenfalls keine kritischen Töne. Ein "eigenartiges Gefühl" sei das, meinte Sosa. Und Altintop sagte nur: "Ich respektiere, was der Trainer entscheidet." In der Vorsaison wurde unter dem ehemaligen Coach Jürgen Klinsmann noch öffentlich Kritik geübt.
Ob van Gaal, der als oberste Maximen Disziplin und Respekt ausgerufen hatte, auch in Härtefällen soviel Gehorsam erwarten darf, muss sich noch zeigen. Denn das Gedränge im Kader wird noch größer, wenn die Confed-Cup-Akteure Lucio und Luca Toni ins Training einsteigen. Und van Gaal will ja noch darüber befinden, ob er einen neuen Torwart braucht.
Die Kadersituation vor dem ersten Testspiel am Freitag (20.15 Uhr/live im DSF) bei Red Bull Salzburg in den einzelnen Mannschaftsteilen:
Tor: "Ein Thema, das ich in den nächsten zwei Wochen beobachten muss", sagte van Gaal über Michael Rensing und Jörg Butt, die sich derzeit um die Nummer eins duellieren: "Dann werde ich entscheiden, ob es reicht oder eben nicht."
Abwehr: Van Gaal will mit einer Viererkette spielen lassen, in der auf links und halblinks je ein Linksfuß und auf den anderen beiden Positionen ein Rechtsfuß spielt. Das hat bereits für Unruhe gesorgt, denn um die Position des rechten Innenverteidigers rangeln in Martin Demichelis, Lucio, Daniel van Buyten und Breno gleich vier Spieler. "Ich sehe nur diese eine Position für diese Spieler", sagte van Gaal. Über einen Wechsel Lucios zu Manchester City war bereits spekuliert worden.
Philipp Lahm dürfte als rechter Außenverteidiger gesetzt sein, sofern Jose Bosingwa vom FC Chelsea nicht kommt. Links innen hat van Gaal neben Edson Braafheid Talent Holger Badstuber Chancen eingeräumt, ein Motivationsakt für alle Beteiligten, mit ungewissem Ausgang. Braafheid kann auch links außen, genauso wie Danijel Pranjic - oder eben Lahm.
Christian Lell wurde mitgeteilt, er könne gehen, als Wackelkandidaten gelten Breno und Daniel van Buyten. Andreas Görlitz hofft auf eine Chance.
Mittelfeld: Ob man dem Abschied Real Madrids aus dem Transferpoker um Ribery trauen kann, ist fraglich. Immerhin: eine Verschnaufpause. Ribery, Pranjic und Anatolij Timoschtschuk könnten erste Wahl sein, der bisherige Kapitän Mark van Bommel und Bastian Schweinsteiger sind weitere Kandidaten für die Startelf. Schwieriger sieht es für Altintop, Sosa und Alexander Baumjohann aus. Tim Borowski steht vor einer Rückkehr zu Werder Bremen. Andreas Ottl dürfte gehen, will aber nicht.
Stürmer: Van Gaal hält es mit 35-Millionen-Mann Mario Gomez wie mit allen Neuzugängen: keine Fakten schaffen, niemanden verprellen im gesamten Kader. "Ich denke, dass wir gute Neuzugänge haben, aber man muss abwarten, wie sie sich an die Kultur des FC Bayern und an mich anpassen. Das wird sicherlich noch einen Monat dauern", sagte der Coach. Doch Gomez dürfte gesetzt sein, daneben wohl Miroslav Klose - Luca Toni und Ivica Olic eher nicht. Thomas Müller wird keine Rolle spielen.