München. Der brasilianische Innenverteidiger Lucio wechselt nach fünf Jahren vom FC Bayern München zum italienischen Erstligisten Inter Mailand. Der Wechsel des 31-Jährigen hatte sich nach Unstimmigkeiten mit Bayern-Trainer Louis van Gaal abgezeichnet. Der setzt indes auf Franck Ribéry.
Lucio ergreift die Flucht, Franck Ribery muss bleiben und wird die neue Nummer zehn: Während Brasiliens Kapitän Lucio von Bayern München genug hat und mit sofortiger Wirkung zum italienischen Spitzenklub Inter Mailand wechselt, hat Uli Hoeneß "das ganze Theater" um den abwanderungswilligen und von Real Madrid umworbenen Ribery beendet. "Die Frist ist am Mittwoch abgelaufen, alle Beteiligten wussten das. Für uns ist damit ganz klar ein Schlussstrich gezogen worden. Wir haben Franck zweimal ganz klar unseren Standpunkt deutlich gemacht, da brauchen wir nicht mehr darüber zu reden", sagte der Manager vor der Abreise des deutschen Fußball-Rekordmeisters am Donnerstag ins Trainingslager unmissverständlich. Er hoffe nun, "dass seine Berater nicht weiter ständig in ihn hinein quasseln".
Van Gaal plant mit Ribéry
Der neue Bayern-Trainer Louis van Gaal plant ebenfalls fest mit Ribery, er hat sogar die neue Bayern-Taktik auf den derzeit noch verletzten Mittelfeldspieler ausgerichtet. Der 26-Jährige ist im 4-4-2 mit Raute "die Zehn, ich habe auch für ihn dieses System gewählt", meinte der Niederländer. Das Thema Ribery scheint also beendet, ein weiteres Problem hat sich kurz vor dem Abflug nach Donaueschingen auch noch gelöst.
Der unzufriedene Lucio, zuletzt mit Brasilien Sieger beim Confed-Cup, unterschreibt bei Inter einen Dreijahresvertrag bis 2012. Über die Ablösesumme vereinbarten beide Seiten Stillschweigen, sie dürfte aber bei rund zehn Millionen Euro liegen. Der Vertrag von Lucio bei den Bayern wäre noch ein Jahr gelaufen. "Er wollte einen langfristigen Vertrag unterschreiben, aber wir wollten ihm keinen Dreijahresvertrag geben. Er ist nach dem Confed-Cup auf uns zugekommen. Sein Wunsch war eindeutig: Er wollte den Verein verlassen", sagte Hoeneß.
Nicht die nötige Wertschätzung
Lucio, der 2004 von Bayer Leverkusen nach München gewechselt war, hatte zuletzt beklagt, dass ihm beim FC Bayern unter van Gaal nicht mehr die nötige Wertschätzung entgegengebracht würde. Der 72-malige brasilianische Nationalspieler hat insgesamt 236 Bundesligaspiele (22 Tore) absolviert. Mit Bayern gewann er dreimal die Meisterschaft und den DFB-Pokal. Größter Erfolg in der Karriere von Lucio war aber 2002 der Triumph bei der Weltmeisterschaft durch ein 2:0 im Finale gegen Deutschland.
Auch ohne Lucio traten immer noch 27 Spieler die Reise ins Trainingslager an, nachdem auch Torjäger Luca Toni seinen Confed-Cup-Urlaub am Donnerstag beendet hatte. "Auch die Spieler wissen, dass nur 11 spielen können und 17 eben nicht. Jeder Spieler braucht eine Perspektive", meinte van Gaal zum aufgeblähten Kader. Deshalb verdeutlichte der frühere Trainer des FC Barcelona noch einmal, "dass meine Idealvorstellung 22 plus 3 junge Spieler ist. Wir haben viele Nationalspieler, die müssen spielen. Ich kann nicht eine Mannschaft mit 15 Spielern machen."
Kein Transfer in Sicht
Hoeneß hat durchaus Verständnis, "dass Louis gerne mit 22, 23, 24 Spielern arbeiten würde". Aber im Moment ist offenbar kein weiterer Transfer in Sichtweite, deshalb betonte Hoeneß noch einmal: "Wenn ein Spieler auf uns zukommt, sind wir gesprächsbereit." Dies gelte natürlich nicht für Ribery. Abgeben würden die Bayern gerne Tim Borowski (wird mit Bremen in Verbindung gebracht), Christian Lell, Andreas Ottl, Jose Sosa oder eventuell auch Breno. Luca Toni steht nicht auf der Liste. Der Torjäger gibt sich angesichts der großen Konkurrenz im Angriff (Gomez, Klose, Olic) noch kämpferisch. Allerdings machte van Gaal gleich einmal deutlich, dass er dem Weltmeister keine Sonderbehandlung zugestehen wird. Zusammen mit den noch angeschlagenen Ribery (Entzündung der Patellasehne) und Bastian Schweinsteiger, der erst jetzt die Folgen einer Knie-OP überwunden hat, ordnete van Gaal den Torjäger erst einmal in die Trainingsgruppe drei ein. "Wir müssen erst sehen, wie er sich konditionell und sportlich verhält", sagte van Gaal dazu. Der späte Einstieg sei auf jeden Fall "schlecht für die Mannschaftsausbildung", genauso wie die Trainingspausen von Ribery und Schweinsteiger, "die normalerweise in der Basisaufstellung stehen können".
In Donaueschingen, wo der FC Bayern im Öschberghof sein Quartier bezog, will sich van Gaal weitere Eindrücke verschaffen. Positiv stellte er nach den ersten 16 Tagen seiner Amtszeit heraus, "dass der Wille der Spieler sehr hoch ist. Ich habe ein gutes Gefühl, was die Reaktion auf meine Philosophie und meine Regeln angeht." (SID)