Gelsenkirchen. Schalke 04 könnte schon in Kürze Vivawest als neuen Hauptsponsor präsentieren. Hilfe von Clemens Tönnies wäre damit vom Tisch.

Nach der alternativlosen Trennung vom russischen Staatskonzern Gazprom, die in dieser Woche auch formal vollzogen werden soll, wird der Fußball-Zweitligist FC Schalke 04 zügig einen Nachfolger präsentieren können. Nach offiziell noch unbestätigten Informationen unserer Redaktion soll es sich dabei um den Wohnungskonzern Vivawest handeln. In Unternehmenskreisen heißt es, es gebe Gespräche, die nach derzeitigem Stand in den kommenden Tagen zu einem Abschluss geführt werden könnten. Derzeit ist damit zu rechnen, dass der Wechsel schon am Wochenende vollzogen und bekanntgegeben werden kann.

Vivawest statt Gazprom: Schalke erhofft sich höhere Merchandising-Einnahmen

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Schalke trat in Karlsruhe in roten Trikot an. Statt des Sponsorenflocks auf der Brust steht dort nur „Schalke 04“.
Von Sinan Sat, Frank Meßing, Ulf Meinke und Andreas Ernst

Für Schalke 04 geht es darum, dass bei dem Deal nicht zu große Verluste im Vergleich zur Gazprom-Zeit entstehen: Das russische Staatsunternehmen hatte sich nach Schalkes Abstieg dazu bereiterklärt, zwischen acht und zehn Millionen Euro zu zahlen – kein anderer Zweitligist erhält mehr Geld von seinem Hauptsponsor. Es heißt, Vivawest werde nicht ganz so viel zahlen, jedoch zu „marktüblichen Konditionen“ einsteigen. Schalke 04 erhofft sich durch den Sponsorenwechsel höhere Merchandising-Einnahmen. Es dürfte nicht riskant sein, damit zu rechnen, dass die Trikotverkäufe deutlich steigen werden.

Wenn der Vertrag unterschrieben wird, bedeutet das auch, dass Clemens Tönnies außen vor bleiben wird. Der langjährige Schalker Aufsichtsrats-Chef und Fleisch-Großunternehmer, der 2007 seine Firmen-Verbindungen nach Russland genutzt hatte, um den Gazprom-Vertrag für Schalke auszuhandeln, hat dem Verein aktuell seine Unterstützung angeboten.

Fleisch-Großunternehmer Clemens Tönnies (l.) nutzte 2007 seine Firmen-Verbindungen nach Russland, um mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin den Gazprom-Vertrag für Schalke auszuhandeln.
Fleisch-Großunternehmer Clemens Tönnies (l.) nutzte 2007 seine Firmen-Verbindungen nach Russland, um mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin den Gazprom-Vertrag für Schalke auszuhandeln. © Firo

Nach Informationen dieser Redaktion schlug Tönnies, auch weil er die Trennung von Gazprom für zwingend notwendig hielt, dem Vorstand eine Übergangslösung vor: Er wollte mit einer seiner Marken wie Böklunder oder Gutfried auf den Schalker Trikots werben und dafür genau die hohe Summe zahlen, die auch Gazprom garantiert hatte – und das für maximal zwölf Monate. So sollte der Verein Zeit gewinnen, um einen außerordentlich zahlungskräftigen Hauptsponsor zu finden. Sobald dies geschehen sei, wollte sich Tönnies wieder zurückziehen.

Clemens Tönnies: Schalke bleibt "Herzensangelegenheit"

Ein Angebot, über das es sich nachzudenken lohnte. Doch Tönnies, für den Schalke nach eigener Aussage „eine Herzensangelegenheit bleibt“, ist für nicht wenige Schalke-Fans auch ein rotes Tuch, sie lasten ihm unter anderem eine riskante Vereinspolitik an, die zum Abstieg führte. Und als ein großer Tönnies-Kritiker ist Axel Hefer bekannt. Er ist seit Juli des vergangenen Jahres der neue Schalker Aufsichtsrats-Vorsitzende.