Gelsenkirchen. Nach der Beendigung der Kooperation zwischen dem FC Schalke 04 und Gazprom soll das Wohnungsunternehmen Vivawest neuer Trikotsponsor werden.

Der Gelsenkirchener Wohnungskonzern Vivawest wird voraussichtlich neuer Trikotsponsor von Schalke 04 und löst damit den russischen Staatskonzern Gazprom ab. In Unternehmenskreisen heißt es, es gebe Gespräche, die nach derzeitigem Stand in den kommenden Tagen zu einem Abschluss geführt werden könnten.

Zum Eigentum von Vivawest gehören auch frühere Bergarbeiterwohnungen. Die Firmenzentrale im Nordstern-Park befindet sich in Sichtweite zur Schalker Veltins-Arena. Die Hoffnung sei auch, dass Vivawest als einer der größten deutschen Vermieter auf einen Schlag durch das Sponsoring auch über das Ruhrgebiet hinaus bekannt werden könnte. Vivawest gehört zur milliardenschweren RAG-Stiftung, die auch Mehrheitsaktionärin des BVB-Mitsponsors Evonik ist. Noch seien die Verträge aber nicht unter Dach und Fach, heißt es. Mit dem Abschied von Gazprom und dem neuen Sponsor wäre auch die politische Botschaft „Es lebe der Westen“ verbunden, so jedenfalls ließe sich der Name Vivawest verstehen. Mit Vonovia gibt es auch beim VfL Bochum bereits einen Trikotsponsor aus der Wohnungswirtschaft.

Schalke 04 kassierte rund 20 Millionen jährlich von Gazprom

Die Nachricht über das vorzeitige Ende der langjährigen und für den Klub sehr lukrativen Kooperation zwischen dem FC Schalke 04 und dem russischen Unternehmen Gazprom hatte in Fankreisen für große Freude und Erleichterung gesorgt. Von Beginn an hat ein Teil der Schalker Fans die Kooperation mit dem russischen Gas-Unternehmen mit Argwohn betrachtet.

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Der Verein hingegen hat jahrelang von den rund 20 Millionen Euro jährlich zu Erstligazeiten profitiert, die auf das Konto der Knappen flossen. Selbst in der aktuellen Zweitligasaison sollen es noch rund neun Millionen Euro gewesen sein, die Gazprom das Sponsoring bei Schalke noch wert waren.

Nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine hat der Verein aber in zwei Schritten die Reißleine gezogen. Zunächst liefen die Mannschaften des FC Schalke 04 am letzten Spieltag ohne das Gazprom-Logo auf dem Trikot auf, zu Wochenbeginn verkündete der Verein dann das Ende der Zusammenarbeit mit dem Hauptsponsor. Seither stellen sich Fans und Beobachter die Frage, wer anstelle von Gazprom neuer Hauptsponsor am Berger Feld wird.

Vivawest soll neuer Hauptsponsor des FC Schalke 04 werden

Zunächst hatte der Kicker berichtet, dass die „Spur zum Wohnungsunternehmen Vivawest“ führe, das seinen Sitz in Essen hat, dessen Hauptverwaltung mit der markanten Herkules-Statue auf dem Dach aber im Gelsenkirchener Nordsternpark steht.

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Aus verschiedenen Quellen hat die WAZ erfahren, dass Vivawest tatsächlich neuer Partner des FC Schalke 04 werden soll. Ob der Gelsenkirchener Wohnungskonzern als Geldgeber die Nachfolge des russischen Staatskonzerns Gazprom antreten will, wollte ein Vivawest-Sprecher auf Anfrage unserer Redaktion nicht kommentieren. Dafür sei es noch zu früh, sagte er.

Nach der Trennung von Gazprom hatte sich Schalke am Montag zuversichtlich gezeigt, „zeitnah einen neuen Partner präsentieren zu können“. Ehe nicht alle Details geklärt sind und der Millionendeal nicht unterschrieben ist, wollen sich Verein und Unternehmen aber nicht dazu äußern. Dr. Ralf Brauksiepe, Geschäftsführer und Arbeitsdirektor von Vivawest, ist jedenfalls ein glühender Schalke-Fan und Mitglied des Fanclubs „Schalke-Union“.

Vivawest, ein Riese im Immobiliengeschäft

Mit knapp 120.000 Wohnungen gilt Vivawest als der drittgrößte Immobilienkonzern in Deutschland und ist vor allem in NRW und dem Ruhrgebiet stark vertreten. Hauptanteilseigner sind die RAG-Stiftung, die Gewerkschaft IGBCE und der Chemiekonzern Evonik. Nach dem verheerenden Brand vor gut einer Woche in Essen, bei dem 39 Wohnungen völlig zerstört wurden, hat das Unternehmen 100.000 Euro bereitgestellt, um den rund 130 betroffenen Mieterinnen und Mietern zu helfen.