Düsseldorf/Dortmund. Altkanzler Gerhard Schröder könnte seine Ehrenmitgliedschaft beim Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund verlieren. Damit droht der Verein.
Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund hat Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) den Entzug der Ehrenmitgliedschaft angedroht, sollte dieser seine Tätigkeit für russische Staatskonzerne nicht beenden. „Wir hoffen inständig, dass Gerhard Schröder zu dieser Ansicht gelangen wird und möchten ihm die Gelegenheit dazu geben“, erklärte der Verein am Dienstag auf Anfrage unserer Redaktion.
BVB-Präsident Reinhard Rauball werde das persönliche Gespräch mit Schröder suchen. Sollte der Altkanzler an seinen bisherigen Positionen festhalten, könne man das nicht akzeptieren und werde „eine entsprechende Entscheidung treffen“.
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Der Verein verurteile den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und halte diesen für einen eklatanten Verstoß gegen geltendes Völkerrecht hält. „Die BVB-Familie verurteilt diese schändliche Aggression zutiefst“, meint der Klub. „Gerhard Schröder haben wir während seines politischen Wirkens als Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland als mutigen, streitbaren Demokraten kennengelernt, der sein freiheitliches Weltbild auch gegen Widerstände verteidigt. Diesen Gerhard Schröder halten wir gern in Erinnerung und hoffen, dass dieser Gerhard Schröder nicht nur eine Vergangenheit, sondern auch eine Zukunft hat.“
Nach Meinung des BVB gehöre es in dieser Situation dazu, „zwingend nicht nur ein mündliches Bekenntnis gegen jede kriegerische Handlung (dieses hat Gerhard Schröder abgegeben), sondern auch der klare Wille und die Überzeugung, auf Führungspositionen in russischen Staatskonzernen verzichten zu müssen. Wir hoffen inständig, dass Gerhard Schröder zu dieser Ansicht gelangen wird und möchten ihm die Gelegenheit dazu geben. Natürlich werden wir in Person unseres Präsidenten Dr. Reinhard Rauball das persönliche Gespräch mit ihm suchen.“
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CDU-Generalsekretär Josef Hovenjürgen, zugleich Gründungsmitglied des BVB-Fanclubs im NRW-Landtag, nannte Schröder als Ehrenmitglied gegenüber unserer Redaktion schon jetzt „untragbar“. Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine habe die Sportwelt nahezu geschlossen den Krieg verurteilt und sich von russischen Sponsoren getrennt. Da sei es nicht akzeptabel, dass ein enger Vertrauter des russischen Präsidenten und Kriegstreibers Putin wie Schröder weiterhin als Vorzeige-Fan des BVB hingenommen werde. Hovenjürgen brachte überdies einen „Ehrenkodex“ für ehemalige Staatsmänner ins Gespräch: Für die Altkanzler-Ausstattung Schröders etwa solle „kein Euro Steuergeld mehr ausgegeben werden“, so der CDU-Politiker.
Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) äußerte am Dienstag Respekt für die Entscheidung von Fußball-Zweitligist Schalke 04, sich trotz finanziell schwieriger Lage sofort vom russischen Staatskonzern Gazprom als Hauptsponsor zu trennen: „Das wird keine leichte Situation sein. Ich lade alle, die eh schon immer mal Sponsor eines Zweitligisten werden wollten, ein, Schalke 04 jetzt zu unterstützen.“
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Dies habe in der gegenwärtigen Lage „sicher einen doppelten Werbewert“, so Wüst. Auch in der einflussreichen NRW-SPD wächst der Druck, sich von Altkanzler Schröder zu distanzieren. Landtagsfraktionschef Thomas Kutschaty stellte sich hinter die Forderung des Parteivorsitzenden Lars Klingbeil, der Schröder jüngst zur sofortigen Beendigung seiner Tätigkeiten für das Putin-Regime aufgefordert hatte: „Ich erwarte ebenfalls von Schröder, dass er seine wirtschaftlichen Verflechtungen und seine Aufsichtsratsposten im Zusammenhang mit Russland unverzüglich einstellt.“ In der Frage eines möglichen Parteiausschluss-Verfahrens gegen den Altkanzler verwies Kutschaty auf dessen Heimat-Landesverband: „Zuständig würde ich da erstmal Niedersachsen sehen. Dort mag man ein solches justizielles Verfahren prüfen.