Essen. Beim Start durften wieder Fans auf die Ränge - doch der Kartenverkauf lief verhalten. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bleibt gelassen. Aber fehlt der Liga die Attraktivität?
Vor der Corona-Krise mussten Fußball-Fans von Borussia Dortmund manchmal Kunststücke vollbringen, um eine Karte für das Stadion zu ergattern. Vor dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt, das ein Spektakel werden sollte (5:2), hatten die BVB-Anhänger aber selbst am Samstag noch die Chance, ein Ticket zu kaufen. Und dies, obwohl ja nur 25.000 Zuschauer zugelassen waren und nicht über 80.000 wie vor der Pandemie.
Nur 8500 Anhänger sehen VfL-Bochum-Niederlage in Wolfsburg
Andere Standorte schafften es erst gar nicht, ihr eingeschränktes Kontingent an die Leute zu bringen. Die 0:1-Niederlage des VfL Bochum verfolgten in Wolfsburg nur 8536 Fans, 13.000 hätten kommen dürfen. In Stuttgart versammelten sich beim 5:1 über Greuther Fürth 18.109 Anhänger, über 4000 Tickets blieben liegen. Augsburg verkaufte für die 0:4-Niederlage gegen Hoffenheim 9124 Karten, 10.700 wären möglich gewesen.
Lange hat der Profifußball darum gekämpft, wieder vor Publikum spielen zu dürfen. Nun stellt sich die Frage, ob überhaupt genügend Leute kommen wollen?
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„Wenn man solche Spiele abliefert wie gestern, dann mache ich mir für Borussia Dortmund keine Sorgen. Wenn ich mir die anderen Zahlen anschaue, dann fällt schon auf, dass man noch ein paar Mauern durchbrechen muss“, sagt Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke dieser Redaktion. Der BVB hätte, so Watzke, sicherlich 10.000 Karten mehr verkaufen können. Die Nachfrage sei holprig verlaufen, weil zunächst die Dauerkartenbesitzer angefragt wurden und erst ab Freitag die Mitglieder zuschlagen durften. „Es braucht etwas Zeit. Die einen sind vorsichtig. Die anderen haben sich etwas entwöhnt.“
Die Gründe für die lahmende Nachfrage sind wohl vielschichtig. Einmal erholen sich durch Schulferien viele Menschen noch im Urlaub. Zudem dürfen zwar wieder Zehntausende auf die Ränge, Hygieneregeln gelten aber weiterhin. In Dortmund erhalten fast nur Geimpfte und Genesene Zutritt. In anderen Stadien können Ungeimpfte durch einen negativen Test die Profis live bestaunen. So oder so – mit der Normalität vor der Krise hat dies wenig zu tun.
Außerdem tummeln sich mittlerweile viele namhafte Klubs in der Zweiten Liga. „Mit Hamburg, Bremen und Schalke hätten wir natürlich automatisch größere Zuschauerzahlen“, sagte Watzke. „Aber wir haben vielleicht die beiden attraktivsten Stürmer Europas. Oder der Welt“, ergänzt er und meint Robert Lewandowski (FC Bayern) und Erling Haaland (BVB). „Da wären die Spanier froh, wenn sie das hätten.“
Auch auf Schalke in Liga zwei bleiben Plätze frei
Blickt man auf Schalke, die nun um den Aufstieg in die Bundesliga kämpfen, werden auch in der Zweiten Liga Probleme sichtbar. 20.126 Zuschauer verfolgten am Freitag das 1:1 gegen Aue, 642 Plätze blieben frei. Aus dem Klub ist zu hören, dass die Nachfrage groß gewesen sei, aber bei einigen zugeordneten Tickets nicht zugegriffen wurde. Da die Tageskassen während der Pandemie nicht geöffnet sind, bot Schalke die freien Plätze im Direktverkauf an, was wohl für viele zu kurzfristig war.
Und so wächst überall die Erkenntnis, dass die Rückkehr der Zuschauer keine Selbstverständlichkeit darstellt.
Fortuna Düsseldorf forderte volle Stadien
Fortuna Düsseldorf fordert trotzdem ein Ende der Kapazitätsgrenzen, dafür soll an allen Standorten die 2G-Regelung (Genesene und Geimpfte) gelten. „Es gibt aktuell keine begründete Grundlage mehr, vollständig immunisierte Personen bei Fußballspielen so stark einzuschränken, wie dies aktuell der Fall ist“, sagte Vorstandschef Thomas Röttgermann gestern.
Für das kommende Heimspiel der Fortuna am Freitag gegen Holstein Kiel gilt laut aktueller Coronaschutzverordnung in Nordrhein-Westfalen die Obergrenze von 18.000 Zuschauern. So viele müssen aber erst mal kommen.