Essen. Die Kritik auf ein Video der Nationalmannschaft war groß, auch der einstige Vize-Weltmeister Didi Hamann hat darauf reagiert. Und zwar heftig.

Als Experte des TV-Senders Sky ist Didi Hamann dafür bekannt, Klartext zu reden. Selten wird da ein Thema verbal gestreichelt, der 47-jährige Ex-Fußballprofi wählt meist klare Ansagen. Nun hat auch Hamann über das vielkritisierte Marketing-Video der Fußball-Nationalmannschaft geurteilt: „Skrupellos“.

„Mit dem Elend Tausender PR zu machen zeigt, wie weit ihr Euch von uns entfernt habt“, schrieb Hamann auf Twitter. Verlinkt hatte er dabei jenes Video über die Aktion, mit der die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw vor dem Spiel gegen Island (3:0) vergangenen Donnerstag ein Zeichen setzen wollte. Auf dem Video sind die Spieler zu sehen, wie sie den Schriftzug „Human rights“ (Menschenrechte) auf ihre Trikots malen. Damit zielte das DFB-Team auch auf die Arbeitsbedingungen im WM-Gastgeberland Katar ab. Auch die Teams von Norwegen, Dänemark und die Niederlande hatten die Länderspiele zu Protestaktion genutzt. Hamann spielte mit seiner Kritik aber nicht auf die Aktion selbst an sich, sondern auf deren mediale Ausschlachtung.

Bundestrainer Löw verteidigt die Aktion

Auch interessant

Mit der Veröffentlichung eines 63-Sekunden-Videos am Freitagabend unter dem Titel „Making of.. #HUMANRIGHTS“ hatte der DFB viel Kritik einstecken müssen. Der Vorwurf: Der gute Grundgedanke der Aktion werde durch ein Marketingvideo verwässert und beschädigt, äußerten mehrere Nutzer im Internet. In dem Clip ist zu sehen, wie unter anderen Neuer, Gündogan und Leroy Sané ihre schwarzen T-Shirts mit den Buchstaben in weißer Farbe bemalen. Diese hatten die elf Spieler dann als Schriftzug „Human Rights“ (Menschenrechte) vor dem Anpfiff präsentiert.

Vehement setzte Löw nach der Kritik zur Verteidigungsrede an. Wenn jemand denke, dass sich Spieler wie Manuel Neuer oder Ilkay Gündogan „aus Marketingzwecken vor einen Karren spannen“ ließen, der „irre gewaltig“, sagte der Bundestrainer. Löw betonte, die Aktion sei „aus Eigeninitiative“ der Spieler entstanden und nicht wie behauptet auf Geheiß des Verbandes. „Nicht alles, was beim DFB oder der Nationalmannschaft passiert, ist negativ“, sagte der Bundestrainer. In der jüngeren Vergangenheit war der DFB mehrfach gerade für öffentlichkeitswirksame Aktionen öffentlich hart angegangen worden. Diesmal wurde vielfach auch Doppelmoral unterstellt, da zum Beispiel die Bayern-Spieler bei ihrem Klub Werbung für die Fluglinie aus Katar machen und dort regelmäßig ihr Trainingslager abhalten.

Auch im zweiten Spiel gab es einen symbolischen Protest

Auch interessant

Katar steht als WM-Gastgeber 2022 immer wieder wegen Ausbeutung von Gastarbeitern in der Kritik. Nach Recherchen des „Guardian“ sind in den vergangenen zehn Jahren mehr als 6500 Gastarbeiter aus fünf asiatischen Ländern gestorben. Katars Regierung erklärte, dass sie in den vergangenen Jahren mit Reformen die Lage der Arbeiter deutlich verbessert habe. Am Sonntag vor dem 1:0 gegen Rumänien hatte die deutsche Startformation dann mit verkehrt herum angezogenen Trikots zum Mannschaftsfoto postiert. Die nach vorne gerichteten Rückennummern sollten die Zahlen der insgesamt 30 Artikel in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen symbolisieren. Diesmal gab es kein Making-of-Video... (fs)