Essen. Die Sportschau feiert Sonntag den 50. Jahrestag des ersten Tors des Monats. Zeit für einen Blick zurück – von Beverly Ranger bis Lukas Podolski.

Mit Gerhard Faltermeier fing alles an. Am 28. März 1971 zirkelte der Spieler von Jahn Regensburg gegen den VfR Mannheim einen Freistoß in den Winkel. Der Ball verfing sich im Netz, blieb stecken. Ein spektakulärer Treffer, der den Regensburgern im Spiel der damals zweitklassigen Regionalliga Süd zu einem 3:2-Sieg verhalf. Für Faltermeier gab es noch mehr: die erste Auszeichnung zum Tor des Monats. Sportschau-Moderator Oskar Klose überreichte ihm die Medaille.

Den Freistoßhammer des 2009 verstorbenen Faltermeier holte die ARD kürzlich aus dem Archiv. Der Sender feiert in diesen Tagen den 50. Geburtstag des Klassikers. Es ist also Zeit, an besondere Tor-des-Monats-Momente zu erinnern.

Solo für Ranger

Beverly Ranger ließ mit einem Haken die erste Gegenspielerin ins Leere laufen, dann zog sie an der zweiten vorbei. Letztendlich tanzte Ranger fünf Abwehrspielerinnen aus – und obendrauf die Torhüterin der SSG Bergisch Gladbach. Ihr Treffer am 26. April 1975 für den Bonner SC brachte Ranger die Auszeichnung ein. Nach Bärbel Wohlleben war die Jamaikanerin erst die zweite Fußballerin, die die Medaille überreicht bekam.

Fischers Jahrhundert-Tor

Rüdiger Abramcziks Flanke geriet zu hoch. Einen Kopfballtreffer konnte Klaus Fischer so nicht erzielen. Also Plan B: Fischer legte sich mit dem Rücken zum Tor in die Luft und versenkte den Ball per Fallrückzieher. Ein Kunstwerk. Die Co-Produktion der Schalke-Profis ereignete sich am 16. November 1977 beim Länderspiel gegen die Schweiz im Stuttgarter Neckarstadion zum Endstand von 4:1. Fischer brachte seine Flugeinlage sogar die Auszeichnung „Tor des 20. Jahrhunderts“ ein.

Tor des 20. Jahrhunderts: Klaus Fischer (rechts) erzielte 1977 per Fallrückzieher das 4:1 gegen die Schweiz.
Tor des 20. Jahrhunderts: Klaus Fischer (rechts) erzielte 1977 per Fallrückzieher das 4:1 gegen die Schweiz. © Imago

Rummenigge ohne Fairplay

Karl-Heinz Rummenigge gewann die Auszeichnung sechs Mal. Eines der Tore verstößt aus heutiger Sicht aber gegen den Fairplay-Gedanken. 19. Juli 1981: Bayern München testete gegen den FC Brügge. Rummenigge überlief den gegnerischen Torwart. Kurz vor der Linie stoppte der Bayern-Star ab. Er lupfte den Ball hoch und köpfte ihn dann ins verwaiste Tor. Heutzutage würden die Fußballzuschauer Rummenigge für so eine Aktion an den Pranger stellen. Damals wählten sie ihn zum Torschützen des Monats.

Winklhofers Fehlschuss

Helmut Winklhofer zog mit Vollspann ab, der Torwart konnte den Schuss aus 30 Metern nicht parieren. Das Problem: Im Tor stand sein Bayern-Teamkollege Jean-Marie Pfaff. Mit seinem wunderschönen Eigentor zum 0:1 entschied der Abwehrspieler die Partie bei Bayer Uerdingen am 10. August 1985. Die Zuschauer wählten den Fehlschuss auf Platz eins der Monatswertung. Uli Hoeneß fand das nicht lustig. „Verarschen kann ich mich selber“, zürnte er. Winklhofer blieb der Medaillenübergabe fern.

Flugshow mit Hillringhaus

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Neun Torhüter erhielten bislang die Auszeichnung. Der erste war Gerald Hillringhaus. Am 23. September 1989 lag er mit Türk Gücu München im Bayernliga-Spiel gegen den MTV Ingolstadt 0:1 hinten. Die 89. Minute lief: Bei einem Eckstoß ging der Torwart mit nach vorne. Der Ball segelte in den Strafraum. Hillringhaus legte sich in die Luft und traf per Seitfallzieher. Nach der erfolgreichen Flugshow wetzte der jubelnde Torschütze über den halben Platz – verfolgt von verblüfften Fans und Betreuern.

Okocha bittet KSC zum Tanz

„ Stellen Sie den Ton des Fernsehers lauter, kommen Sie nahe an den Monitor heran, und genießen Sie!“, brüllte der damalige Sat1-Kommentator Jörg Dahlmann am 31. August 1993. In seinem Spielbericht tauchte das wohl schönste Tor der Bundesliga-Geschichte auf. Jay-Jay Okocha von Eintracht Frankfurt bat die Abwehr des Karlsruher SC zum Tanz. Der Nigerianer spielte Slaven Bilic, Burkhard Reich und Lars Schmidt schwindelig. KSC-Torwart Oliver Kahn krabbelte hilflos über den Rasen. Die Krönung: Okochas Knaller mit links zum 3:1-Endstand.

Meyers Geniestreich

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Kurt Meyer nahm das Zuspiel mit der Hacke an, drehte sich, schlenzte den Ball rechts in den Winkel. Das Besondere an diesem herrlichen Treffer: Meyer gelang der Geniestreich am 20. Januar 2001 kurz vor seinem 80. Geburtstag. Da beim Altherrenspiel seines Klubs Blau-Weiß Post Recklinghausen gegen den FC/JS Hillerheide ein Kamerateam vor Ort war, schaffte es Meyer in die Vorauswahl zum Tor des Monats. Er gewann die Auszeichnung und war auch beim Tor des Jahres Erster. Der 2007 verstorbene Meyer ist der bislang älteste Preisträger.

Hankes irreguläres Traumtor

Hans-Jörg Butt beklatschte seinen Elfmetertreffer. Dann lief der Torwart von Bayer Leverkusen wieder zurück in den anderen Strafraum. Auf dem Weg dorthin sah er, wie der Ball über ihn hinwegflog. Mike Hanke, damals Profi bei Schalke 04, hatte von der Mittellinie auf das leere Tor geschossen – und getroffen. Sein Team verlor am 17. April 2004 mit 2:3. Hanke erhielt immerhin noch die Tor-des-Monats-Medaille. Allerdings hätte der Treffer nicht zählen dürfen: Kein anderer Schalker hatte den Ball zuvor berührt. Videobeweis gab’s da ja noch nicht...

Als Ibrahimovic abhob

Das Tor des Jahres haben bislang nur Spieler erzielt, die für deutsche Klubs oder die deutsche Nationalmannschaft aktiv waren. Es gibt eine Ausnahme: Für die sorgte Zlatan Ibrahimovic, das fleischgewordene Spektakel mit Stollenschuhen. Am 14. November 2012 setzte der Schwede die Gesetze der Physik außer Kraft. Englands Torwart Joe Hart misslang ein Rettungsversuch, Ibrahimovic lief dem hohen Ball einige Schritte nach, sprang in die Luft, setzte in fast zwei Metern Höhe zum Fallrückzieher an und traf die Kugel mit voller Wucht. Sein Traumtor aus 25 Metern begeisterte auch die Sportschau-Zuschauer.

Der Jubel danach. Lukas Podolski (rechts) erzielte 2017 sein erstes Tor des Jahres
Der Jubel danach. Lukas Podolski (rechts) erzielte 2017 sein erstes Tor des Jahres © getty Images

Podolskis Abschiedsknaller

Lukas Podolski braucht viel Platz für seine Medaillen. Zwölf Mal gewann er die Auszeichnung – darunter war auch eine Co-Produktion mit Basketball-Star Dirk Nowitzki. Podolski ist Rekordgewinner beim Tor des Monats. Aus der Nationalmannschaft wollte er sich auch nicht mit einem billigen Abstaubertreffer verabschieden. Am 22. März 2017 bestritt Podolski sein letztes Länderspiel für den DFB. Er entschied die Partie gegen England (1:0) mit seinem Markenzeichen: dem knallharten Linksschuss in den Winkel. So kam Podolski noch zu seinem ersten Tor des Jahres.