Essen/Barcelona. Ronald Koeman soll der neue Trainer des FC Barcelona werden - als fünfter Niederländer. Prominentester Name auf dieser Liste: Johan Cruyff.
Die Ausgangslage gleicht jener aus dem Jahr 1988. Der FC Barcelona ist überaltert, seine Stars wirken satt. Ein Niederländer soll den Klub in eine goldene Zeit führen.
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Es wäre vermessen, Ronald Koeman in einem Atemzug mit dem König des Fußballs Johan Cruyff zu nennen. Und doch steht Landsmann Koeman, de als neuer Barça-Cheftrainer vorgestellt werden soll, vor ähnlichen Herausforderungen. Dass er zu Barcelona wechseln möchte, hat er dem TV-Sender NOS bestätigt. Am Dienstagabend sagte Barca-Klubchef Josep Maria Bartomeu: „Wenn nichts mehr schief geht, wird Koeman nächste Saison Barcas Cheftrainer. Wir kennen bereits seine Denke und seine Philosophie“, wurde Bartomeu im Twitter-Kanal der Katalanen zitiert. Es ist auch die Fortsetzung einer innigen katalanisch-niederländischen Beziehung.
Cruyff sortierte einst die Stars aus
Sergio Busquets, Luis Suárez, Arturo Vidal und Piqué könnten für den angestrebten Umbruch die Katalanen verlassen. Lionel Messi soll mit einem Wechsel zu Inter Mailand oder Manchester City liebäugeln. Cruyff sortierte einst Bernd Schuster und Gary Lineker aus, um seine Idee des Offensivfußballs einer jüngeren Mannschaft einzutrichtern.
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Für den 57 Jahre alten Koeman ist es eine Herzensangelegenheit. „Jeder weiß“, sagte Koeman einmal, „dass ich davon träume, irgendwann diesen Klub auch zu trainieren“. Schon im Januar sollte der Niederländer Trainer Valverde ersetzen. Doch Koeman lehnte dankend, aber entschieden ab, wollte als Bondscoach lieber die aussichtsreiche Nationalmannschaft auf die Europameisterschaft im Sommer vorbereiten. Barça holte dafür Quique Setién. Der musste nach der derben 2:8-Pleite in der Champions League gegen Bayern München gehen. Auch Sportdirektor Eric Abidal geht, am Dienstag einigte sich der Klub mit dem früheren Profi auf eine Vertragsauflösung. Abidal, mit Frankreich 2006 Vizeweltmeister, hatte den Posten vor zwei Jahren übernommen. Für Barca spielte der 40-Jährige als Verteidiger von 2007 bis 2013. Mit den Katalanen wurde Abidal viermal Meister und zweimal Champions-League-Sieger.
Klausel beim niederländischen Verband
Nun ergreift Koeman seine Chance. Die Corona-Krise hat ihn, der auf die Zielgerade seiner Trainerkarriere einbiegt, offenbar umgestimmt - ein Sinneswandel, der nach niederländischen Medienberichten die Funktionäre beim niederländischen Fußballverband KNVB durchaus überrascht hatte. Eine Million Euro muss Barça als Abfindung überweisen. Koeman hatte sich in seinen Vertrag eine Barça-Klausel einbauen lassen. Holländische Medien ließen bereits fleißig Namen fallen, die Koemans Nachfolge antreten könnten: Giovanni van Bronckhorst, Frank de Boer, Louis van Gaal - alle mit Barça-Vergangenheit - und Arséne Wenger, ein Bewunderer - na klar - Johan Cruyffs.
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In Barcelona genießt Koeman Heldenstatus. 1992 schoss der Verteidiger die Katalanen per Freistoß zum Triumph im Europapokal der Landesmeister (1:0 gegen Sampdoria Genua). Trainer damals: Cruyff.
Fünfter Niederländer auf der Bank
Nach Rinus Michels, Cruyff, van Gaal und Frank Riijkard wäre Koeman der fünfte Niederländer auf der Barca-Trainerbank. Cruyff machte Barcelona Anfang der 1990er zur holländischen Exklave. Michael Reiziger, Patrick Kluivert, Marc Overmars, Phillip Cocu trugen das legendäre blau-rot-gestreifte Leibchen. Riijkard formte mit Ronaldinho und Messi eines der dominantesten Teams aller Zeiten, mit dem Pep Guardiola später einen Titel nach dem anderen holen sollte - basierend auf der Spielphilosophie von Cruyff.
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Dass Koeman mit großen Vereinen Titel gewinnen kann, wird er erst noch beweisen müssen. Mit Ajax Amsterdam wurde er zwar dreimal Meister, das liegt aber auch schon 13 Jahre zurück. Anschließend trainierte er Klubs Mittelklasse-Teams wie den FC Southampton, Valencia oder den FC Everton, schnitt mit ihnen respektabel ab. Nun der Neuaufbau des FC Barcelona. Als Co-Trainer soll der ehemalige Hoffenheim-Coach Alfred Schreuder angestellt werden. Dabei können beide die Mannschaft um Frenkie de Jong (23) formen. Der Mittelfeldstratege war unter Koeman auch Kopf der Nationalmannschaft. Donny van de Beek, ebenfalls 23, soll von Ajax Amsterdam kommen. Die Holländer sind zurück.