Berlin. Im Skandal um die massiven Betrügereien im europäischen Fußball kommen immer mehr Details ans Licht: Im Mittelpunkt steht eine Gruppe, die bereits im Fall Hoyzer zum Täterkreis gehörte. Zudem sind der SSV Ulm und der VfL Osnabrück im Visier der Ermittler sowie ein DFB-Schiedsrichter.

Im größten Wettskandal des europäischen Fußballs kommen immer mehr Details ans Licht. Neben drei Spielern des letztjährigen Zweitligisten VfL Osnabrück soll es etwa auch Verdachtsmomente gegen einen DFB-Schiedsrichter geben. Bei den Drahtziehern des Fußball-Wettskandals handelt es sich nach übereinstimmenden Medienberichten um eine fünfköpfige Gruppe, zu der auch der einschlägig bekannte Ante Sapina gehört.

Nach Informationen der «Berliner Morgenpost» gehören zu den Drahtziehern neben Sapina vier weitere Berliner südosteuropäischer und türkischer Herkunft. Die Köpfe der Bande arbeiteten demnach eng mit einer weiteren Gruppe zusammen, die für die Umsetzung der Betrügereien zuständig waren, insbesondere für die Bestechungen von Spielern, Trainern und Schiedsrichtern.

Manipulationen auch in vielen anderen Ligen

Wie die Zeitung aus Ermittlerkreisen erfuhr, gehört zu der Gruppe ein Berliner türkischer Herkunft, der sich vornehmlich um Manipulationen von Spielen in seiner Heimat gekümmert haben soll. Eine offizielle Bestätigung seitens der Behörden habe es mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht gegeben.

«Wir gehen davon aus, dass Manipulationen und Manipulationsversuche in dieser Form auch in vielen anderen Ligen von den Verdächtigen durchgeführt wurden», sagte ein Ermittler. In welchem Umfang die betrügerischen Wetten erfolgten, ist noch unklar. Ein Ermittler dazu: «Wir stehen noch ganz am Anfang, und es würde mich nicht wundern, wenn am Ende schwindelerregende Summen herauskommen.»

Reichenberger gibt Ehrenerklärung ab

DFB-Präsident Theo Zwanziger erklärte, die Informationen zu dem Schiedsrichter könne er nicht bewerten. Aber sollte sich das als wahr herausstellen, dann hätten die Leute im Fußball nichts mehr zu suchen. «Jeder, der an den Manipulationen beteiligt ist, ist einer zu viel. Da Schiedsrichter zur Objektivität verpflichtet sind, wäre eine Beteiligung besonders verwerflich», wird Zwanziger auf der DFB-Homepage zitiert.

Heribert Bruchhagen, Mitglied im Vorstand der Deutschen Fußball-Liga (DFL), schloss in der Internet-Sendung «Liga total!» aus, dass «Bundesliga-Schiedsrichter auch nur im Ansatz manipulierbar oder sonst etwas wären».

Bei den drei Spielern von Osnabrück handelt es sich um die beiden Ex-Bundesliga-Profis Thomas Cichon und Thomas Reichenberger sowie um Marcel Schuon. Reichenberger ist als einziger von ihnen noch in Osnabrück aktiv. Vor der Regionalliga-Partie gegen Dortmund II gab er unter dem Applaus der Zuschauer im Stadion eine Ehrenerklärung ab. Auch Cichon, der in Südafrika spielt, und Schuon, der beim Drittligisten SV Sandhausen unter Vertrag steht, wiesen die Vorwürfe laut Medienberichten zurück.

Derweil berichtet der «Spiegel», dass der Regionalligist SSV Ulm offenbar tiefer in den Wettskandal verwickelt ist als bislang bekannt. Nach Informationen des Magazins stehen vier Regionalligaspiele des baden-württembergischen Traditionsvereins aus der Endphase der vergangenen Saison unter Manipulationsverdacht. SSV-Vizepräsident Mario Meuler sagte: «Wir gehen davon aus, dass niemand mit dieser Sache etwas zu tun hat.»

Verhaftet wurde ein Spieler des bayerischen Landesligisten Würzburger Kickers. Dieser Spieler sei bereits in einen früheren Wettskandal verwickelt gewesen, erklärte Pressesprecher Peter Neuberger. Bei dem Spieler handelt es sich übereinstimmenden Medienberichten zufolge um Kristian Sprecakovic, der zuvor für mehrere Clubs aus der zweiten und dritten Liga gespielt hatte.

Warnsysteme versagten offenbar

Rund 200 Fußballspiele sollen für Sportwetten manipuliert worden sein. In Deutschland gibt es mit 32 Spielen von der Zweiten Bundesliga abwärts die meisten Verdachtsfälle. Insgesamt 17 Haftbefehle wurden vollstreckt. Unklar ist, warum die Frühwarnsystem der Fußballverbände nicht angeschlagen haben. Zwanziger sagte, es sei aber noch zu früh, um von einem Versagen des Systems zu sprechen.