Herzogenaurach. . Beim Spiel der Nationalelf gegen San Marino könnten 14 000 Plätze leer bleiben. Der Weltmeister verkauft sich bei den Fans nicht mehr gut.
- Beim Spiel der Nationalelf gegen San Marino könnten 14 000 Plätze leer bleiben
- Der Weltmeister verkauft sich bei den Fans nicht mehr gut
- Zum sechsten Mal in Folge gibt es noch massenhaft Karten an den Tageskassen
Die Fußballwelt könnte so einfach sein. Das beobachtet man in diesen Tagen in Herzogenaurach bei Joachim Löw. Der Bundestrainer braucht offensichtlich nicht viel, um glücklich zu sein. Satter, grüner Rasen. Schwarze Fußballschuhe aus Känguruleder. Aufgepumpte Bälle. Trillerpfeife. Schon wird aus dem Bundes-Jogi der normale Fußball-Lehrer.
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Die Fußballwelt beim DFB kann aber auch ganz schön kompliziert sein. Das sieht man in diesen Tagen an der Diskussion über den bedrohlichen Zuschauerschwund bei Länderspielen.
In Nürnberg werden am Samstagabend (20.45 Uhr/ live bei uns im Ticker) gegen den Fußballzwerg San Marino, den 204. der Weltrangliste, gerade mal 30 000 Zuschauer erwartet. Damit werden im Frankenstadion 14 000 Sitzschalen leer bleiben. Es wird bereits das sechste Länderspiel in Folge sein, für das der DFB vermelden muss: Es gibt noch massenhaft Karten an den Tageskassen.
Fans kostet das DFB-Ticket bis zu 80 Euro
Selbstverständlich gibt es genügend Gründe dafür. Es sind Pfingstferien. Der Gegner gehört in die Kategorie Sparringspartner. Deutschlands Weltstars sind im verdienten Urlaub. Trotzdem preist Löw den Zuschauern eine Mannschaft an, die „brennt“, die „Lust und Freude“ versprüht. Aber sie ist und bleibt eben nur eine charmant aufgepäppelte B-Truppe. Eben ohne die Weltmeister Toni Kroos, Mesut Özil, Thomas Müller, Jerome Boateng, Mats Hummels oder Manuel Neuer.
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Und es geht auch ums Geld. Bis zu 80 Euro muss ein Fußballfan für ein Ticket hinlegen. Das ist happig und angesichts der Bedeutung der Partie kaum noch zu vermitteln.
Beim DFB hat man unter der Federführung von Generalsekretär Dr. Friedrich Curtius eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich mit dem Zuschauerschwund bei Länderspielen beschäftigt. Aber im eigenen Hause ist man sich nicht einig, wie man die Negativentwicklung stoppen könnte. Es gibt einen Richtungsstreit.
Bierhoff warnt: Der Hype ist vorbei
Da sind zum Beispiel die Herren und Damen aus der Marketingabteilung des Verbandes. Die behaupten im besten BWL-Jargon: Die Mannschaft sei ja schließlich Weltmeister. Die Benchmark der Welt. Also ein tolles Premiumprodukt.
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Karten unter Preis zu verramschen, würde das Produkt nur schwächen sowie die Marke Nationalmannschaft schwer und nachhaltig beschädigen. Das sei, so die Verkaufs-Experten, ein No-Go.
Im Verband gibt es aber auch andere Stimmen. Zum Beispiel die von Manager Oliver Bierhoff, dem stets vorgeworfen wird, er sei der Urvater der Kommerzialisierung der Nationalmannschaft. Der Europameister von 1996 hat erkannt, dass man „umdenken“ muss, um das eigene Klientel nicht zu verlieren. Der Hype sei vorbei, warnt er, die Nationalmannschaft sei trotz des WM-Triumphes 2014 in Brasilien schon lange kein Selbstläufer mehr.
Zuschauereinnahmen sind nur ein Bruchteil der DFB-Verdienste
Intern macht er sich stark dafür, die Preispolitik zu überarbeiten und neue, attraktive Modelle zu erarbeiten. Schließlich spielen die Zuschauereinnahmen nur einen Bruchteil dessen sein, was der DFB an einem Spiel seines Vorzeigeprodukts verdient. TV-Gelder sowie die Zuwendungen der Sponsoren machen den Löwenanteil aus.
Aber Bierhoff gerät intern auf hartnäckigen Widerstand. Sein Einfluss ist zwar groß, aber auch der Manager der Nationalmannschaft stößt an Grenzen. Er hat nämlich nur eine Stimme im 17-köpfigen Präsidium. Es wird spannend sein zu beobachten, welche Kräfte sich im DFB durchsetzen werden.