Johannesburg. Aus! Aus! Aus! Das Spiel ist aus. Deutschland ist Weltmeister 2010. Hatten die Sportfreunde Stiller also doch recht in ihrem leicht umgewandelten Lied. Das könnten man meinen, wenn man die Kolumne von Manni Breuckmann liest. Die Radio-Legende hat eine Vision.

Weil ich eine Vision habe und damit nicht zum Arzt gehen möchte, schreibe ich sie hier einfach auf: Es ist Sonntag, der 11. Juli 2010, Ortszeit 22.38 Uhr, wir befinden uns im Soccer-City-Stadion in Johannesburg, 94 700 Fans sind vor Ort, auf dem Rasen kämpfen Männer in Azurblau-Weiß und in Schwarz-Weiß um den WM-Sieg. Die Südafrikaner blasen in ihre nervtötenden Tröten, und der deutsche Radio-Reporter gibt alles:

Das Soccer City Stadion in Johannesburg, Austragungsort von Mannis Vision. Foto: imago
Das Soccer City Stadion in Johannesburg, Austragungsort von Mannis Vision. Foto: imago © imago sportfotodienst

„Die Verlängerung dauert jetzt nur noch zwei Minuten, und Deutschland führt immer noch mit 1:0 gegen Italien durch das Tor des WM-Torschützenkönigs Stefan Kießling. Zwanzig Jahre nach Rom winkt wieder ein WM-Triumph. Jetzt die Italiener urplötzlich vor dem deutschen Tor . . . Fabio Grosso aus kurzer Distanz . . . aber Adler hält! Adler, du bist der neue Titan, du galaktischer Bayer-Greifvogel! Was für eine Steigerung der deutschen Mannschaft nach dem 0:1 im zweiten Vorrundenspiel in Kapstadt gegen Hitzfelds Schweizer. Nach dem Skandal um Wiese, der Jogi Löw, auch noch geografisch falsch, als „Schwaben-Arsch” tituliert hat. Und das ganze Turnier ohne Michael Ballack nach seiner Verbandssperre, weil das Vertrauen zum Fußballbund irreparabel zerstört ist. Hätte der Micha doch damals die Frikadelle auf dem DFB-Funktionärs-Büffet liegenlassen! Jetzt noch einmal die deutsche Mannschaft über links mit Lahm vom Deutschen Meister Bayern München, Flanke, Kießling, Kießling Kopf, Toooor, Tooor, Toooor!! Das isses doch, 2:0, da passiert nix mehr, und aaaauuuss, Ende, Schlusspfiff!!! Deutschland ist Weltmeister 2010!!”

Wie gesagt, nur eine unschuldige kleine Vision, aber wäre ich damit zum Arzt gegangen, hätten Sie sie nie erfahren.