Hamburg. Bundestrainer Joachim Löw ist laut türkischen Medien Favorit für die Nachfolge von Fatih Terim als Coach der türkischen Nationalelf. Löw soll das Amt nach der WM 2010 antreten.
Bei seiner Suche nach einem neuen Trainer setzt der türkische Fußball-Verband weiter auf deutsche Fußball-Lehrer und hat nun sogar Joachim Löw ins Visier genommen: Nach übereinstimmenden Berichten mehrerer türkischer Medien wird der nationale Fußball-Verband dem Bundestrainer ein Angebot für die Nachfolge des zurückgetretenen Fatih Terim unterbreiten. "Die Löw-Überraschung", titelte die im Sport sehr gut informierte Tageszeitung Takvim. Die Überschrift in Sabah lautete: "Ein alter Freund kommt."
"Im Moment überhaupt kein Thema"
Der Bundestrainer äußerte sich am Dienstag zurückhaltend. "Das ist für mich im Moment überhaupt kein Thema", sagte Löw: "Ich mache mir darüber überhaupt keine Gedanken, weil wir noch ein Qualifikationsspiel haben und ich alles, was Vertragsgespräche angeht, hintangestellt habe. Wir verlangen von den Spielern, dass ihre volle Konzentration den Spielen gilt und dasselbe gilt natürlich auch für die Trainer." Als "Kenner des türkischen Fußballs" wisse er "dass dort derzeit viel spekuliert wird und jeden Tag neue Namen gehandelt werden."
Auch Rehhagel gehandelt
Zuletzt waren auch Christoph Daum (Fenerbahce Istanbul) und die derzeit arbeitslosen deutschen Ex-Nationalspieler Jürgen Klinsmann und Bernd Schuster als Kandidaten in der Türkei gehandelt worden. Auch der Name Otto Rehhagel fiel.
Als erfolgreicher, nicht zu alter Ausländer, der nach seinen Stationen bei Fenerbahce Istanbul und Adanaspor die türkische Mentalität kenne, falle Löw genau ins Anforderungsprofil des Verbandes, der angeblich bald das Gespräch suchen wird. Da Löw mit Deutschland für die WM 2010 qualifiziert ist, während die Türken das Ticket für Südafrika verpasst haben, macht sich der Verband angeblich erst Hoffnung auf ein Engagement nach der Weltmeisterschaft. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte bereits signalisiert, dem Bundestrainer eine Vertragsverlängerung bis 2012 anbieten zu wollen.
"Nicht leicht von der deutschen Nationalmannschaft zu lösen"
"Löw wäre nicht leicht von der deutschen Nationalmannschaft zu lösen", schrieb Sabah: "Denkbar wäre es aber, dass er nach der WM eine neue Herausforderung sucht und das sicher großzügige Angebot aus der Türkei zumindest nicht gleich weglegen wird." Takvim schrieb: "Eine Verpflichtung von Löw würde das türkische Fußball-Gemüt beruhigen."
Daum hatte erklärt, nach Terims letztem Spiel am Mittwoch gegen Armenien könne man "jederzeit über alles reden". Fenerbahce-Vizepräsident Mahmut Uslu soll in der Nacht zum Dienstag mit Nachdruck auf seinen Trainer eingeredet haben. "Denk nicht einmal im Traum daran", zitierten ihn Medien: "Du bleibst, wo du bist und deine volle Konzentration soll dem Verein gelten."
Als Nachfolger Terims angeboten hat sich dagegen Mircea Lucescu. Der Rumäne, der jedoch am 15. Juli einen Herzanfall erlitten hatte, trainierte in der Türkei bereits Galatasaray und Besiktas Istanbul und gewann mit Schachtjor Donezk im Sommer den UEFA-Cup.
"Ich liebe die Türkei"
"Dass ich im Gespräch bin, ehrt mich. Ich liebe die Türkei und die Türken lieben mich. Wenn ich ein gutes Angebot bekomme, werde ich es gerne annehmen", sagte Lucescu in der TV-Sendung Telegol. Nach Angaben der Zeitung Fanatic sei ein mögliches Modell, dass Lucescu Sportdirektor werde, der ehemalige Stürmerstar Hakan Sükür nach dem Vorbild von Oliver Bierhoff Generalmanager und Erdugrul Saglam (Ex-Besiktas) Trainer. (sid)