Essen. . Ex-Bayern-Profi Mark van Bommel ist mittlerweile beim PSV Eindhoven tätig. Vor dem Duell beider Klubs spricht er über die Situation in München.
Seit Mark van Bommel 2013 seine Karriere beendet hat, ist er dem Fußball treu geblieben. Der ehemalige niederländische Nationalspieler hat seinen Trainerschein gemacht und hat zwei Jobs: Er ist als Trainer im Jugendzentrum vom PSV Eindhoven tätig, sowie Co-Trainer von Saudi-Arabien, wo sein Schwiegervater Bert Van Marwijk (Ex-Dortmund- und Hamburg-Trainer) Chef ist. Im Interview erklärt der ehemalige Kapitän des FC Bayern München wie er die aktuelle sportliche Lage beim FC Bayern sieht, warum sein ehemaliger Klub trotz der momentanen Flaute deutscher Meister wird und was dem Rekordmeister in der Champions League gegen den PSV am Mittwoch (20.45 Uhr/ live bei uns im Ticker) erwartet.
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Herr van Bommel, beim FC Bayern läuft es in dieser Saison noch nicht ganz rund. Machen Sie sich Sorgen um Ihren Ex-Verein?
Mark van Bommel: Nein, auf keinen Fall. Natürlich ist der FC Bayern mittlerweile seit drei Partien ohne Sieg, aber ich bin fest davon überzeugt, dass er schnell wieder die Kurve kriegen wird. Dafür ist die Qualität in diesem Kader zu hoch. Dieser Verein ist daran gewöhnt, immer zu gewinnen und wenn es mal zwei oder drei Spiele nicht gut läuft, dann wird es unruhig. Aber das gehört einfach dazu.
Haben Sie das Gefühl, dass der FC Bayern derzeit verwundbar ist?
Van Bommel: In Frankfurt hat es wohl mit der Einstellung nicht gepasst, aber der FC Bayern ist weiter in der Lage, jedes Spiel zu gewinnen. Egal gegen wen. Wenn die Mannschaft drei Spiele sieglos ist, kann sein nächster Gegner logischerweise hoffen, dass da was möglich ist. Dennoch sind die Chancen nicht groß.
Weil ein FC Bayern unter Druck meistens eine Trotz-Reaktion zeigt?
Van Bommel: Wenn man zurück in die Geschichte des FC Bayern geht, dann war es nicht oft der Fall, dass er vier Spiele in Folge nicht gewinnen konnte. Für den PSV wird die Chance nicht größer sein, in München etwas zu holen, nur weil Bayern gerade drei Partien für sich nicht entscheiden konnte. Im Gegenteil.
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Waren Sie überrascht, dass Karl-Heinz Rummenigge am Samstag nach dem Unentschieden in Frankfurt so deutlich auf den Tisch gehauen hat ?
Van Bommel: Nein, das ist sein Job als Vorstandsvorsitzender. Er war sauer wegen der Einstellung der Spieler und das ist nachzuvollziehen. Ich fand seine Reaktion gut.
Stehen die Münchner im Umbruch, wenn man sieht, dass wichtige Säulen wie Philipp Lahm, Franck Ribéry, Arjen Robben und Xabi Alonso nur noch ein oder zwei Jahre spielen werden ?
Van Bommel: Dass diese Spieler älter sind, spielt bei der jetzigen schweren Phase keine Rolle. Der FC Bayern ist dafür bekannt, dass die meisten Spieler jahrelang an der Säbener Straße bleiben, und das ist auch gut so. Wenn man sieht, wie stabil die Münchner sind, dann wurde in den letzten Jahren alles richtig gemacht. Was die nahe Zukunft angeht, hat man ja mit Douglas Costa, Kingsley Coman, Joshua Kimmich und Renato Sanches bereits in die Zukunft investiert. Und ich finde, dass die Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern optimal ist.
Wie sehen Sie Carlo Ancelotti als Trainer?
Van Bommel: Ob früher beim AC Mailand oder heute in München, jeder Spieler redet positiv über ihn. Er besitzt eine unheimlich große Erfahrung und er hat bereits alles gewonnen. Es gibt kaum Trainer, die bereits in England, Spanien, Italien, Frankreich und nun Deutschland so viel Erfolg auf höchstem Niveau vorweisen können.
Muss er nun lauter werden?
Van Bommel: Von seiner Art her ist er eher ein ruhiger Typ, aber er kann auch sehr laut werden. Man muss jetzt nicht in Panik verfallen, nur weil man seit drei Spielen sieglos ist. Er kann wenig für diese Ergebnisse. Offenbar hat es bei den Partien an der Einstellung seiner Spieler gehapert. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es wieder rund läuft.
Glauben Sie also, dass der FC Bayern seinen Meistertitel verteidigen wird?
Van Bommel: Absolut, da habe ich gar keine Zweifel.
Hat sich der FC Bayern verglichen mit Ihrer Zeit an der Isar von der Gesamt-Entwicklung her verbessert?
Van Bommel: Ich habe vor allem gemerkt, dass seit 2012 der FC Bayern mit einer noch nie dagewesenen Effizienz auf dem höchsten Niveau spielt. Das ist sehr bemerkenswert. In der Champions League gab es früher immer wieder Höhen und Tiefen, aber nun waren die Münchener fünf Mal in Folge im Halbfinale. Das ist definitiv kein Zufall. Wenn man die Entwicklung dieses Vereins sieht, kann Bayern jede Saison um den Champions-League-Titel mitspielen.