Frankfurt/Main. So wetterte der Vorstandsvorsitzende Rummenigge nach dem 2:2 in Frankfurt. Trainer Ancelotti gerät unter Druck – schon wittert die Konkurrenz ihre Chance.
Wenn der FC Bayern schwächelt, fackeln die Jäger nicht lange. Beim Heimspiel des 1. FC Köln wedelten erste Fans mit Meisterschalen aus Pappe. Nur noch zwei Punkte Rückstand auf den Rekordmeister: Da kann ein 2:1 gegen Ingolstadt (siehe Bericht links) zum Größenwahn verführen. „Ich kann ja nicht verbieten, dass sie Pappschalen mitnehmen“, sagte Trainer Peter Stöger genervt zum Traumstart seiner Mannschaft. Er ahnt wohl: Sein Kölner Glück kann von kurzer Dauer sein.
Beim FC Bayern haben sie nach dem erbärmlichen 2:2 in Frankfurt den Alarm ausgelöst. „Wir müssen schnell wieder zu alter Form finden, damit die Gegner nicht das Gefühl haben, dass man gegen uns was gewinnen kann“, warnte Bayern-Profi Arjen Robben, als der Punktverlust feststand. „Denn so können wir nicht weitermachen.“
Zwar ist der Titelverteidiger mit fünf Siegen und zwei Unentschieden noch immer ungeschlagen Tabellenführer in der Fußball-Bundesliga. Aber souverän sind die Auftritte unter dem neuen Bayern-Trainer Carlo Ancelotti nicht. Zweimal konnte Frankfurt die Bayern-Führung durch Robben (10.) und Kimmich (62.) ausgleichen.
„So, wie wir in der ersten Halbzeit gespielt haben, war das nicht Bayern München“, wetterte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge. Auch er sieht, dass die Gegner mutiger gegen die einst übermächtigen Münchner werden. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass gegen uns nicht alle von Anfang an die weiße Fahne hissen.“
So kennt man die Bayern gar nicht
Drei Pflichtspiele sieglos in Folge, Streitigkeiten mit Spielern am Spielfeldrand, Hilflosigkeit gegen einen Gegner in Unterzahl, als Huszti mit Gelb-Rot vom Platz flog: So kennt man die Bayern gar nicht.
Schon muss sich Trainer Ancelotti Analysen gefallen lassen, dass sein lockerer Führungsstil eben nicht Kreativität freisetzt, sondern eine lasche Einstellung ermöglicht.
Anders als bei Vorgänger Pep Guardiola verliert das Star-Ensemble plötzlich die Kontrolle über das Spiel. Ergebnis: 18 Prozent Fehlpassquote vor der Pause. „Die Einstellung meiner Spieler hat mir nicht gefallen, das muss ich ändern“, so Ancelotti. Eilig rief er das Team direkt nach Schlusspfiff zur Aussprache in die Umkleidekabine.
„Ich sehe keinen Trend“, behauptet Rummenigge und begründet seinen eigenen Wutausbruch so: „Man muss manchmal den Finger in die Wunde legen, wenn man sieht, dass da eine Wunde ist.“
Der Erfolgsdruck enorm erhöht
Mittwoch muss Bayern in der Champions League gegen PSV Eindhoven ran. Seit der Niederlage bei Atlético Madrid ist der Erfolgsdruck enorm erhöht. Rummenigge gibt die ersten Parolen aus: „Wir müssen eine andere Gangart zeigen, schon am Mittwoch. Sonst haben wir ein Problem.“
Zumindest die Kölner Fans mit ihren Meisterschalen aus Pappe fänden das gar nicht schlimm.