Essen. . Reinhard Grindel wird am Freitagnachmittag zum neuen DFB-Präsidenten gewählt werden. Ob er für das Amt wirklich geeignet ist, wird die Zeit zeigen.

Um seinen persönlichen Sieg braucht Reinhard Grindel am Freitagmittag im Frankfurter Congress Center nicht zu bangen. Der 54-jährige Jurist, ZDF-Journalist, CDU-Bundestagsabgeordnete und DFB-Schatzmeister stellt sich, ganz unsportlich, konkurrenzlos zur Wahl. Und wird den Außerordentlichen Bundestag als zwölfter Präsident in der 116-jährigen Geschichte des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) beschließen. Daran lassen weder die in der Mehrheit votierenden Amateur-Vertreter, noch die Profis einen Zweifel.

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Ob Grindel allerdings ein geeigneter Nachfolger für Wolfgang Niersbach ist, der im November über die Millionen-Affäre rund um die WM-Vergabe 2006 gestolpert war? Zunächst wird Grindel ein Präsident auf Probe sein. Erst beim nächsten Bundestag am 3. und 4. November in Erfurt gibt’s das Votum für turnusgemäße drei Jahre.

Der gebürtige Hamburger gilt als ein rhetorisch versierter Karrieremann. Als ein ewiger Quereinsteiger. Als einer, der sein Lächeln medienwirksam „an- und ausknipst wie eine Nachttischlampe“, wie "Der Spiegel" schrieb. Grindl gilt auch als einer, der als Brillenträger seine Jugendfußballkarriere bei Victoria Hamburg wegen einer Unverträglichkeit von Kontaktlinsen in der B-Jugend beendete. Dazu als jemand, der als Christdemokrat den starken gesellschaftlichen Einfluss des Fußballs spürte und nutzte. Vor der WM 2006 lotste Politiker Grindel die Fußballer von Trinidad und Tobago in sein heimatliches Rotenburg. Karibisches Flair für die niedersächsische Provinz: hohe Politik im Kleinen.

DFL scheint Grindel nicht besonders zu mögen

Beim DFB-Grillfest der Nationalmannschaft bei der WM in Brasilien acht Jahre später stellte sich Schatzmeister Grindel erstmals auf breiter Fußballebene vor. Damals hätte wohl niemand für möglich gehalten, mit einem künftigen DFB-Boss zu plaudern, der den üblichen Fußball-Stallgeruch nicht automatisch mit ins Amt bringt.

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Vielleicht war all das auch ein Grund für Reinhard Rauball, kurz vor dem außerordentlichen Bundestag ein paar Hinweise öffentlich zu machen. Unter dem Strich der Argumentationsliste des DFL-Chefs stand: Der neue Verbandspräsident möge bitteschön nicht die Belange der Amateure über jene der Profis stellen. Keine Frage, bei der DFL mögen sie ihn nicht besonders.

Rauballs Worte sorgten beim DFB für Irritation. Man sei, so die Meinung in Frankfurt, bei vielen Themen in der Diskussion mit der DFL gut unterwegs. Etwa, wenn es um eine eigene Ethikkommission geht. Eine Reaktion auf die weiter nicht aufgeklärte WM-Affäre um falsch verbuchte 6,7 Millionen Euro.

DFB-Pokal könnte erster Streitpunkt sein

Der Grundlagenvertrag zwischen Verband und Profifußball-Bereich soll bis Jahresende vorzeitig verlängert werden. Hier ist unter anderem geregelt, wieviel Geld die Klubs der ersten und zweiten Bundesliga an den DFB abführen.

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Ein Streitpunkt dürfte sein, ob im DFB-Pokal künftig die Topteams erst in Runde zwei oder drei einsteigen. Um vielleicht einen sommerlichen Werbetermin in China wahrnehmen zu können, anstatt nach Eppingen zu reisen.

„Es gibt natürlich unterschiedliche Interessenlagen“, sagt Grindel vor dem Bundestag, „aber wir sind nur gemeinsam stark.“ Auch 74 Ligaverbands-Vertreter werden für Grindel stimmen. Und ihn bis zur Erfurter Wahl kritisch beäugen.

Auch neuer Schatzmeister wird gewählt

Übrigens: 258 Delegierte stimmen am Freitag ab 11.30 Uhr im Frankfurter Congress Centrum über den neuen DFB-Präsidenten ab. Dazu wird auch der neue Schatzmeister gewählt. Vorgeschlagen als Grindel-Nachfolger ist Stephan Osnabrügge (45), Vizepräsident des Mittelrhein-Verbandes. Der Nachfolger für Helmut Sandrock als DFB-Generalsekretär, der 39-jährige Jurist Friedrich Curtius, wird zudem im Amt bestätigt.

Neu gewählt wird bereits wieder am 3. und 4. November. Dann steht der 42. ordentliche Bundestag in Erfurt auf dem Plan.