Essen. Gibraltar hat 29.000 Einwohner und eine Hobbyisten-Nationalmannschaft, darf aber in der EM-Qualifikation gegen überlastete Profis spielen, darf das Publikums des Weltmeisters Deutschland langweilen, bekommt auch noch eine neue Arena hingebaut – weil es eine Stimme hat in Europas Fußball-Union. Ein Kommentar.

Aus sportlicher Sicht ist es lächerlich, dass die Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation gegen Gibraltar antreten muss. Es ist außerdem den ohnehin bis zum Anschlag belasteten Profis und deren Vereinen gegenüber unverschämt. Und obwohl es wie immer die Möglichkeit gibt, einfach nicht ins Stadion zu gehen, einfach den Fernseher kalt zu lassen, kann auch noch angemerkt werden: Bei dieser Partie handelt es sich um einen versuchten Betrug am deutschen Fan.

Für Gibraltar, für einen Landstrich mit 29 000 Einwohnern, handelt es sich bei einem Treffen mit den Weltmeistern aber natürlich um eine feine Sache. Welche andere Region mit ein paar Leutchen darf schon eine Auswahl von Hobbyisten zum Kick mit Weltstars wie Manuel Neuer oder Toni Kroos zusammentrommeln? Nun, die Antwort ist: Europas Fußball-Union Uefa würde absolut jede Miniregion durchwinken, die irgendwie als „Nation“ gehandelt wird und nicht als „Dorf“. Eine Miniregion bedeutet nämlich: bei Abstimmungen eine Stimme, für Präsidenten wertvoll wie die der Großen.

Lächerlich. Unverschämt. Betrugsversuch. Der Dreistigkeitsgipfel beim Stimmenfang ist allerdings, dass in 29 000-Köpfe-Gibraltar bis 2018 eine neue Arena errichtet werden soll, 30 Millionen Euro teuer, mitfinanziert von der Uefa. Auf deren Internetseite findet sich übrigens der Satz: „Der gewählte Bauort ist tatsächlich der einzige im Land, der ausreichend Platz und Zugang rund um das und zum Stadion garantiert.“ Lukas Podolski würde jetzt wohl sagen: Alaaf. Und einen Tusch.