Bielefeld. . Drittligist Arminia Bielefeld genießt nach der Pokalüberraschung gegen den Bundesligisten Hertha BSC Berlin das Glück des Moments – und hofft auf endlich auf nachhaltigen Aufschwung. Der Einzug ins Achtelfinale war geprägt von vielen kleinen Bielefelder Geschichten.
Es ist einiges zusammen gekommen an diesem außergewöhnlichen Pokalabend des Drittligisten Arminia Bielefeld. Trainer Norbert Meier hat sich dennoch für eine weniger überraschende Deutung entschieden. „Heute ist viel aufgegangen“, sagte er.
Meier bezog sich nach dem verdienten Einzug ins Achtelfinale durch ein 4:2 im Elfmeterschießen gegen den Bundesligisten Hertha BSC auf eine ganze Reihe kurioser bis glücklicher Begebenheiten, die diesen kleinen Coup mit ermöglicht hatten. Zum Beispiel auf die Geschichte des Marc Lorenz, der wochenlang gar nicht im Kader gestanden hatte, nun aber in der 118. Minute eingewechselt worden war und wenig später den entscheidenden Elfmeter verwandelte – und das, obwohl eigentlich ein anderer schießen sollte, den aber der Mut verlassen hatte. Am Ende feierte Meier eine Premiere, jedenfalls nach seinen Angaben: „Ich habe noch nie ein Elfmeterschießen gewonnen“, sagte er.
Schwolow "checkt" den Sieg nicht
Die nächste kleine Anekdote gab Torwart Alexander Schwolow preis. Pariert hatte er nach 120 torlosen Minuten die Versuche der Berliner Julian Schieber und Sandro Wagner. Dass der nachfolgende Treffer von Lorenz fürs Weiterkommen genügte, „habe ich erst gar nicht gecheckt“, sagte Schwolow. Erst als Lorenz gar nicht mehr aufhörte zu jubeln und die Kollegen angerannt kamen, wurde der Leihgabe des SC Freiburg die Bedeutung ihrer Vorarbeit bewusst.
Positiv und überregional von sich reden machen würde die Arminia insgesamt gerne wieder häufiger, nach Jahren eher tragischer Geschichten. Nachdem die Bielefelder letztmals in einer Verlängerung standen, waren sie abgestiegen. In der Relegation im Mai gegen Darmstadt 98 war das, nach einem 3:1-Auswärtssieg und einem Gegentor in der Nachspielzeit der Verlängerung zum 2:4 im Rückspiel im eigenen Stadion.
Arminia trägt noch schwer an finanzieller Last
Gegen Hertha war nun auf der ehemaligen „Alm“ auch jene neue Osttribüne mal wieder sehr gut gefüllt, die die Arminia einst in der Bundesliga in Auftrag gegeben hatte – und die statt der geplanten neun Millionen Euro gut doppelt so teuer ausfiel. Hinzu kam damals der Abstieg in die zweite Liga, dann in die Dritte. Noch immer trägt der Verein an der Finanzlast, die Verbindlichkeiten von fast 30 Millionen werden langsam abgebaut.
In Bielefeld hoffen sie nach den Rückschlägen der Vergangenheit nun auf einen nachhaltigen Aufschwung. Inzwischen führen sie wieder die dritte Liga an, auch, weil große Unternehmen aus Ostwestfalen einsprangen und Verpflichtungen ehemaliger Bundesligaprofis wie Peer Kluge ermöglichten. Der war übrigens von der Berliner Hertha gekommen. Noch so eine kleine Geschichte an diesem Bielefelder Abend.