Frankfurt. . Der Münchner USA-Auftritt in Portland gegen ein All-Star-Team der Major League Soccer ist nur der Höhepunkt der Auslandsaktivitäten der Bundesliga. Es geht darum, neue Fans und neue Märkte zu erobern. Das Potenzial ist riesig.

Wer einmal Jörg Wacker über den US-Markt referieren gehört hat, der glaubte mitunter ein Dollarzeichen in seinen Augen zu erkennen. Einer seiner Lieblingssätze geht so: „Unsere Wurzeln sind München, Bayern und Deutschland – und dennoch müssen wir uns der internationalen Herausforderung stellen.“ Der smarte Managertyp besetzt seit einem Jahr beim FC Bayern den Vorstandsposten für Internationalisierung und Strategie, aber so hohen Redeanteil wie in diesen Tagen erhielt der 46-Jährige dort noch nie.

15 Millionen Fans im Visier

Dass der Branchenführer von München nach New York und dann weiter an die Westküste nach Portland jettete, um am Mittwochabend Ortszeit gegen ein All-Star-Team der Major League Soccer (MLS) anzutreten, fällt ja vor allem in seinen Zuständigkeitsbereich.

„Über 300 Millionen Menschen leben in den USA, davon 60 Millionen Fußballinteressierte und über 15 Millionen Bayern-Interessierte“, rechnet Wacker vor, „neben China sind die USA unser wichtigstes Feld.“ Dazu ist gerade erst im 21. Stock einen Wolkenkratzers in Manhattan ein eigenes Büro des FC Bayern eröffnet worden, und dafür wird den Weltmeistern und WM-Fahrern jetzt einiges abverlangt: Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Mario Götze, Arjen Robben oder Dante werden direkt nach ihrem Urlaubsende fast 9000 Kilometer über den Atlantik in den Bundesstaat Oregon gebracht, um danach mit der Entourage gleich wieder die Heimreise anzutreten.

Weltmeister im Reise-Stress

Das ist ein ziemlicher Streifen, aber Trainer Pep Guardiola kennt es aus seiner Zeit beim FC Barcelona gar nicht anders, dass die Vorbereitung nicht allein nach sportlichen Erfordernissen, sondern auch nach wirtschaftlichen Notwendigkeiten ausgerichtet wird. Denn die Konkurrenz hat die Claims hier bereits früher abgesteckt, wie in den Vereinigten Staaten gerade bei einem Wettbewerb mit dem wohl klingenden Namen International Champions Cup demonstriert wird. Am Samstag strömte zum Duell Manchester United gegen Real Madrid die neue Rekordmarke von 109 318 Zuschauern ins Michigan Stadium.

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Der US-Gigant NBC soll zudem 190 Millionen Euro jährlich für die Fernsehrechte an der englischen Premier League bezahlen, die insgesamt die nächsten drei Jahre unglaubliche 2,75 Milliarden Euro aus der Auslandsvermarktung einnimmt. Dagegen nehmen sich die Minimum 140 Millionen Euro, die sich die Deutsche Fußball Liga (DFL) ab der Lizenzperiode 2015/2016 zum jährlichen Ziel gesetzt hat, beinahe bescheiden aus.

Immerhin hat die Bundesliga in der Wahlheimat des Jürgen Klinsmann den Fuß in die Tür bekommen: Als Meilenstein gilt der ab 2015/16 gültige Kontrakt mit 21st Century Fox, mit dem dann 90 Millionen US-Haushalte erreicht werden.

Große Lücke zur Premier League

Der vierte WM-Titel Deutschlands gibt den Ambitionen genau zum richtigen Zeitpunkt Rückenwind. „Dass der US-Markt durch die WM noch mal einen Boost bekommt – umso besser“, frohlockt Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge.

Einig sind sich alle: Präsenz ist durch nichts zu ersetzen. Deshalb pflegen der Ligaverband und seine Vereine einen Doppelpass: Die DFL hält bei den Auslandsreisen in die elf zentralen Zielmärkte einen mit 1,5 Millionen Euro gefüllten Fördertopf bereit.

So erklärt sich auch das Fernweh mancher Klubs in der langen Vorbereitungsphase. Nach Saisonschluss unternahm die TSG Hoffenheim bereits eine Indien-Rundreise, Bremen und Hamburg reisten nach China, spielten dort aber teilweise vor leeren Rängen. Noch hat das Weltmeisterland dicke Bretter zu bohren, um die gewaltigen Lücken auf dem internationalen Terrain zu schließen.