Leverkusen. .
Rudi Völler sitzt in diesen Tagen selten an seinem Schreibtisch in der Bay-Arena. Der Sportchef des Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen ist viel unterwegs, und findige Köpfe glauben auch, den Grund dafür zu kennen: Leverkusen sucht noch zwei neue Spieler, um auch in der neuen Saison wieder ganz vorne mitzumischen. Der Anspruch ist also hoch, die Chancen, ihn zu erfüllen, sind aber trotz eines großen Umbruchs im Kader durchaus groß.
Der Trainer: Und schon geht’s los mit den Veränderungen. Das Tandem aus Sami Hyypiä und Sascha Lewandowski ist Geschichte, seit Lewandowski sich wieder der Jugendarbeit widmet. Nun ist der Finne auch offiziell die unumstrittene Führungsfigur bei Bayer. Zwar betont Hyypiä die Bedeutung des neu formierten Trainerteams um ihn herum, aber Hyypiä sagt, wo es lang geht. Die Akzeptanz innerhalb der Mannschaft ist riesengroß, jeder Spieler weiß, was für ein hervorragender und erfolgreicher Fußballer der Finne war, der schon als Spieler als Musterprofi galt.
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Das Personal: Bayer hat einen großen Umbruch zu stemmen, größer als zunächst von Hyypiä erhofft. Sieben Spieler des engeren Kaders sind gegangen, darunter mit Daniel Schwaab, Daniel Carvajal und Michal Kadlec die halbe Abwehr. Bemerkenswert: Um den Verlust von Nationalspieler Andre Schürrle, der für 22 Millionen Euro zum FC Chelsea wechselte, wird eher wenig Aufhebens gemacht. Der Grund heißt Heung-Min Son, der Torjäger des Hamburger SV soll ihn adäquat ersetzen und war mit 10 Millionen Euro Ablösesumme der Königstransfer. Hinten gelten die Zugänge Emir Spahic (FC Sevilla) und Giulio Donati (Inter Mailand) als gesetzt. Im Mittelfeld machte Bayer erst gegen Ende der vergangenen Woche Schlagzeilen, für fünf Millionen Euro wurde Emre Can von Bayern München geholt. Viel Spaß macht auch Uwe Seelers erst 17-jähriger Enkel Levin Öztunali, der vom HSV kam und auf den Hyypiä bereits große Stücke hält.
Die Probleme: Im Grunde kann Bayer sorgenfrei in die Saison gehen. Allerdings wird sich erst im Liga-Alltag zeigen, wie gut die kräftig umbrochene Mannschaft zusammen gewachsen ist. Hinzu kommt das Abenteuer Champions League: Hyypiä wird weniger rotieren können als im Vorjahr. Ein gewaltiges Problem bekommt Leverkusen allerdings dann, wenn der einzige Mann ausfällt, zu dem es keine Alternative gibt: Stefan Kießling. Der Bundesliga-Torschützenkönig der abgelaufenen Spielzeit ist nicht nur als Torjäger, sondern auch als Antreiber und Typ unersetzlich.
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Der Anspruch: Bayer gibt sich zurückhaltend, was die Saisonziele angeht. Natürlich soll das internationale Geschäft erreicht werden, nach Möglichkeit auch die Qualifikation zur Champions League. Man sagt es nicht, liebäugelt aber mit Platz drei oder vier.
Die Prognose: Eine Verstärkung für die Offensive, eine für die Defensive – und Leverkusen ist in der kommenden Spielzeit sehr viel zuzutrauen. Schon jetzt gehört der Kader zu den Besten der Liga. Da er allerdings noch zusammenwachsen muss, könnte es anfangs haken. Deshalb springt im Konzert der großen Vier aus München, Dortmund und Gelsenkirchen auch nur Platz vier heraus.