München. . Mehr als 25.000 Zuschauer werden in der Allianz Arena erwartet, wenn der FC Bayern München am kommenden Mittwoch erstmals unter seinem neuen Trainer Pep Guardiola trainieren wird. Viele in Deutschland erwarten, dass er aus Bayern das neue Barça macht. Genau da könnten die Missverständnisse beginnen.
Für einen Mann, der mal Abstand vom Fußball gewinnen wollte, war es ein wenig überraschend, wie Pep Guardiola die letzten Monate seiner einjährigen Auszeit in New York verbrachte. Er sah sich sehr viel Fußball an. Hatte der berühmte Trainer im Herbst in New York noch den Filmregisseur Woody Allen bei einem Abendessen kennen gelernt, so sah Guardiola in den vergangenen Wochen eher Patrick Weihrauch und Pierre-Emile Höjbjerg. Das sind Talente aus der Juniorenelf des FC Bayern München. Guardiola hatte sich von seinem zukünftigen Arbeitgeber nicht nur Aufzeichnungen der Profispiele, sondern auch von Nachwuchspartien schicken lassen. Pep Guardiola, der an diesem Montag erstmals an seinem neuen Arbeitsplatz beim FC Bayern erscheint, hat schon lange mit der Arbeit angefangen.
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Massen beim Training
Für Deutschland ist die Ankunft von Guardiola ein Spektakel. Mindestens 25 000 Zuschauer werden zum ersten Training am Mittwoch erwartet, es geht weniger darum, etwas zu sehen, als dabei zu sein. Der deutsche Fußball ist so erfolgreich und ansehnlich wie seit den Siebzigern nicht mehr. Halbironisch wird gefragt, was Guardiola denn jetzt noch beim FC Bayern solle, wo die Elf doch bereits alles gewonnen hat – Champions League, Bundesliga und DFB-Pokal. Aber schon die übersteigerte Vorfreude auf Guardiola zeigt, wie sehr einer wie er offenbar gefehlt hat: Ihren Erfolg errang die Liga bislang mit Marke Eigenbau, durch die feine Ausbildung einheimischer Talente und innovative Arbeit deutscher Trainer. Ein einziger Fußballer aus der höchsten Kaste der globalen Stars kam bislang in die Bundesliga, Franck Ribéry. Guardiola soll die Sehnsucht nach internationalem Glamour stillen.
Er ist der Schirmherr des schönen Fußballs. Als Trainer des FC Barcelona von 2008 bis 2012 gewann er 14 Titel und den Applaus für das niemals endende Kombinationsspiel. Genau an diesem Punkt aber fangen die Missverständnisse an. Viele in Deutschland erwarten, dass er aus Bayern das neue Barça macht. Sie denken, der totale Kombinationsfußball sei die fixe Spielidee Guardiolas, er werde sie einfach exportieren. Sie haben nicht richtig hingesehen.
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Guardiola hat nur eine Grundstrategie: Seine Elf soll im Mittelfeld immer in numerischer Überzahl sein. So findet dort jeder Pass mindestens einen freien Mann, und der Gegner, der dem Ball nur hinterher hetzt, wird irgendwann die Übersicht verlieren, er wird die Abwehr öffnen, um das Mittelfeldloch zu stopfen. Doch im Detail hat Guardiola Barças Spiel ständig verändert. Er hat mal Leo Messi als Mittelstürmer weit zurückgezogen, mal hohe Flanken auf den wuchtigen Mittelstürmer Zlatan Ibrahimovic schlagen lassen, mal mit nur drei Verteidigern gespielt, mal gar mit Manndeckung. Er hat, um gleichsam erfolgreich zu bleiben, seine Elf stets verändert und die Taktik dabei immer am Gegner ausgerichtet.
Er wird auch in München seine Spielart auf die Eigenschaften der Bayern-Spieler zuspitzen anstatt der Elf eine fixe Idee überzustülpen. Mit geradlinigen Klassespielern wie Arjen Robben oder Thomas Müller wird er sicher nicht Barças Tanz der Pässe auf engstem Raum aufführen. Nur werden unter Guardiola womöglich statt Weltstars wie Robben auch einmal wendige Jungen aus dem B-Team wie Patrick Weihrauch spielen, um gerade gegen schwächere, ultradefensive Gegner das exzessive Passspiel als probates Mittel zu stärken.
Die Regeln brechen
„Rulebreaker“ – zu deutsch: die, die die Regeln brechen – heißen in der englischen Wirtschaftssprache Unternehmer, die ständig Strategien ändern, mit denen sie selbst erfolgreich waren. Um neuen Erfolg zu erzielen, glauben sie, müsse man sich ständig erneuern. Pep Guardiola ging während seiner Auszeit in New York mit 42 an die Universität, um Wirtschaftsseminare zum Thema „Innovation“ zu besuchen. Dort hörte er von seinem Professor, dass die Römer die halbe Welt eroberten, weil ihre Legionen nicht mehr nur als dicht geschlossene Phalanx kämpften, sondern sich plötzlich umformieren und den Feind in kleinen Trupps überraschen konnten. Die eigenen Regeln brechen, flexibel sein, führe zum Erfolg, sagte der Professor. Pep Guardiola lernte auch im Wirtschaftsseminar über Fußball.