Essen. Josep Guardiola perfektionierte das Kurzpassspiel des FC Barcelona und gewann Titel zuhauf. Der scheue spanische Trainer dient fortan dem deutschem Vorzeigeklub. Doch niemand weiß, inwieweit sich die Barca-Philosophie auf das Bayern-Gefühl übertragen lässt. Ein Kommentar.

Was für eine Genugtuung. Der begehrteste Trainer dieses Planeten samt aller noch unbekannten Galaxien ist dem Werben des FC Bayern erlegen.

Keine Scheich-Milliarden aus Manchester oder Paris, keine Oligarchen-Millionen des FC Chelsea haben sein Herz erweichen können, sondern die familiäre Atmosphäre, das vernünftige Wirtschaften und das von vielen, vielen Erfolgen unterfütterte Selbstbewusstsein der Münchner. So würde Uli Hoeneß den vermutlich spektakulärsten Bayern-Transfer der Klub-Historie einordnen. Und eingeordnet sehen.

Keine Frage: Josep Guardiola ist für viele weit mehr als ein Trainer, er dient als Heilsbringer, pflegt zudem den Ruf des Ästheten. Er ist derjenige, der das virtuose Kurzpassspiel des FC Barcelona perfektionierte, Titel zuhauf gewann; und, selten genug, zudem – mit Ausnahme der Madrilenen – die Sympathien der staunenden, verzückten Fußballwelt. Und fortan dient dieser Supermann dem deutschem Vorzeigeklub. Wenn das keine Traumehe ist.

Man benötigt kein sonderbar gutes Gedächtnis, um sich daran zu erinnern, wie Uli Hoeneß strahlte, als er Jürgen Klinsmann als Revoluzzer ankündigte, um ihn kurz darauf vom Hof zu jagen wie den letzten Lehrling. Oder Louis van Gaal bekränzte, der ein Ära begründen sollte, um schließlich als Egomane und sozialer Autist gebrandmarkt zu werden.

Pep Guardiola kommt zu den Bayern!

Der spanische Startrainer coacht ab der Saison 2013/2014 den deutschen Rekordmeister.

Das Barca-Eigengewächs

Schon mit 13 Jahren trat "Pep" der "La Masia", der Jugendakademie des FC Barcelona bei. Es folgten elf Profijahre bei den Katalanen.

Sein erster großer Erfolg

1992 durfte Guardiola die erste große Trophäe in die Hand nehmen. Der Mittelfeldspieler holte den Europapokal der Landesmeister.

Der Stratege

Schon als Spieler gab Guardiola den Takt an im Barca-Spiel. Hier eine Szene aus dem Jahr 1999 - zwei Jahre vor seinem Karriereende als Spieler.

FCB-Trainer - nichts Neues

Von 2007 bis 2008 coachte Guardiola die zweite Mannschaft des FC Barcelona. Danach ging es mit dem A-Team durch vier überaus erfolgreiche Jahre.

Der Charismatische

Weniger laut, sondern eher gestenreich leitete Guardiola das einzigartige Barca-Spiel von der Seitenlinie an.

Früher Höhenflug

Gleich nach der ersten Saison als Barca-Coach holte Guardiola die Champions League nach einem Finalsieg über Manchester in Rom.

Clasico an der Seitenlinie

Mindestens genauso viel Aufmerksamkeit wie das Duell der Spieler auf dem Rasen bekamen Guardiola und Jose Mourinho an der Seitenlinie, wenn sie beim spanischen Clasico Barca und Real anführten.

Der Messi-Macher

Nicht zuletzt wegen Pep Guardiola bricht Lionel Messi einen Rekord nach dem anderen. Der spanische Coach war ein großer Mentor des argentinischen Weltfußballers.

Der Meistermacher

Guardiola und die spanische Meister-Trophäe 2011. Insgesamt drei nationale Meistertitel holte er mit Barca.

Der Wiederholungstäter

Als einem der wenigen Trainer gelang es Guardiola, die Champions League zweimal zu gewinnen. 2011 hieß der Finalgegner wieder Manchester - und der Sieger wieder Barcelona.

Der Titeljäger

Die Auszeichnung zum Trainer des Jahres 2011 war die vorerst letzte Auszeichnung für Guardiola. In seiner Vitrine finden sich daneben noch Zeugnisse von 13 Titeln als Spieler und von 14 Titeln als Coach.

Der Unvergessene

So verabschiedeten sich die Barca-Fans von ihrem "Pep", als er im Mai 2012 im Camp Nou Adios sagte. Er ging als erfolgreichster Trainer der Vereinsgeschichte.

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Deshalb muss Guardiola nicht das gleiche Schicksal widerfahren. Doch niemand weiß, inwieweit sich die Barca-Philosophie übertragen lässt auf das Bayern-Gefühl, sich der Charakter des scheuen Spaniers mit denen der großkopferten Alphatiere auf der Münchener Kommandobrücke verträgt. Heute ist Jubel angesagt, dominiert der Stolz. All’ das ist berechtigt. Doch die Mühen der Ebene werden folgen. Schon bald. Und erst dann wird man wissen, ob Guardiola die perfekte Wahl war.