Gelsenkirchen. Sogar Schalke-Legende Klaus Fischer freut sich auf den FC Bayern, obwohl dessen neuer Trainer Pep Guardiola den Mittelstürmer abschaffen will - jene Position, auf der Fischer einst zu Weltruhm aufstieg. Zu den derzeitigen Bundesliga-Stürmern hat er eine klare Meinung: “Lewandowski ist der Beste.“

Zu seinen Glanzzeiten nannte man ihn „Mr. Fallrückzieher“. Doch Klaus Fischer (63), der in 535 Bundesliga-Spielen 268 Tore schoss, war viel mehr: Er war der Prototyp des klassischen Mittelstürmers. Warum es heutzutage davon immer weniger gibt, erklärt die Schalke-Legende im Interview.

Am Montag tritt Pep Guardiola seinen Dienst als Trainer der Bayern an. Die Bundesliga freut sich auf den Spanier – Sie auch?

Klaus Fischer: Na klar. Ich mag es, wenn eine Mannschaft tollen Fußball spielt, und dafür ist Guardiola ja bekannt. Er hat eine Philosophie, er wollte unbedingt Mario Götze haben, und ein Mario Gomez ist dafür nicht mehr gefragt. Die Bayern werden künftig ähnlich spielen wie der FC Barcelona unter Guardiola: Mit Götze in der Mitte, Ribery links und Müller rechts.

Eigentlich dürfte Ihnen das doch nicht gefallen. Schließlich schafft Guardiola damit den klassischen Mittelstürmer ab – die Position, auf der Sie berühmt geworden sind.

Fischer: Das ist richtig, aber so ist es eben, wenn sich der Fußball weiterentwickelt. Heutzutage sind kleine, wendige Leute gefragt, die so beweglich sind, dass sie die groß gewachsenen Innenverteidiger mit dem Ball am Fuß eindrehen können. Damit ist man variabler. Warum hat der FC Barcelona denn einst unter Guardiola einen Ibrahimovic nicht gebrauchen können? Weil der nur vorne drin steht, und damit ist man zu leicht auszurechnen – deswegen haben sie ihn nach einem Jahr wieder abgegeben. Und auch die Bayern sind inzwischen so gut, dass sie nicht mehr von links und rechts Flanken auf Gomez schlagen müssen. Die können bis zum Tor kombinieren.

Brauchen die Bayern denn dann überhaupt Robert Lewandowski, wenn sie vorne Mario Götze haben, der wie Lionel Messi spielen soll?

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Fischer: Ja, denn Lewandowski ist wieder ein ganz anderer Stürmer: Der kann alles, er setzt die Mitspieler ein, hat einen guten Kopfball und bleibt nicht nur vorne stehen. Lewandowski ist für mich mit Abstand der beste Stürmer der Bundesliga – er spielt in einer anderen Liga als Gomez. Mandzukic ist bei Bayern zwar auch so ein beweglicher Mittelstürmer, aber Lewandowski stufe ich noch höher ein.

Kommt bei Ihnen kein bisschen Wehmut auf, wenn der klassische Mittelstürmer ausstirbt?

Fischer: Zu meiner aktiven Zeit ist ja schon der Außenstürmer ausgestorben, ich musste mich damals auch noch auf das Spiel mit zwei Innenstürmern umstellen. Und leider ist es ja auch so, dass es heutzutage kaum noch Mittelstürmer gibt, die den Ball richtig köpfen können wie früher ein Horst Hrubesch. Das sieht man ja auch in der Nationalmannschaft. Da gibt es Miroslav Klose, der bei der WM im nächsten Jahr aber auch schon 36 Jahre alt ist. Sonst hat man nur noch Gomez, weil der Bundestrainer einen Stefan Kießling ja nicht mitnehmen will, was ich für falsch halte. Und aus dem Nachwuchsbereich kommt auch kein Spieler nach.

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Woran liegt das?

Fischer: An der Ausbildung. In welchem Verein wird denn heute noch ein Kopfballpendel im Training eingesetzt? Daran habe ich in der Jugend, als ich zwölf oder 14 Jahre alt war, bis zum Geht-nicht-mehr geübt. Das könnten einige Profis von heute auch noch gebrauchen.

Die U 21 spielte bei der EM zuletzt mit Angreifern wie Lasogga, Mlapa oder Volland – und schied früh aus.

Fischer: Bei diesem Turnier habe ich einiges nicht verstanden. Dort hätten Leute wie Draxler, Gündogan und Schürrle mitspielen können, und stattdessen schickt man die mit der A-Nationalmannschaft auf eine bedeutungslose Reise in die USA. Da frage ich mich manchmal: Will man denn beim DFB keinen Erfolg haben?