München. . Über ihn ist so viel geschrieben oder gesagt worden, jetzt spricht der neue Bayern-Coach Pep Guardiola endlich selbst. Derart gespannt fieberte Fußball-Deutschland nie zuvor der Vorstellung eines Trainers entgegen. Bundestrainer Joachim Löw sieht eine große Herausforderung.

Vorhang auf für die große Guardiola-Show! Mehrere TV-Sender übertragen die Präsentation des neuen Bayern-Trainers live, die beiden ersten Übungseinheiten finden in der Münchner Arena vor insgesamt 50 000 Zuschauern statt, für die erste Pressekonferenz haben sich 200 Journalisten akkreditiert - so viele wie sonst nur bei derartigen Veranstaltungen vor einem Champions-League-Finale.

Schon vor dem Mega-Event am Montag (12.00 Uhr) mit Pep Guardiola ist der Hype um den künftigen Coach der Triple-Bayern riesengroß. "Ich glaube, dass sich alle in München nach dem riesigen Erfolg unter Jupp Heynckes auf einen Trainer von Weltformat freuen", erklärte Bundestrainer Joachim Löw. "Es ist eine tolle Sache für den FC Bayern, so einen Trainer bekommen zu haben."

"Er wird uns stärker machen"

Auch der Bundestrainer ist gespannt und sieht für den langjährigen Star-Trainer des FC Barcelona wie auch für die Bayern-Profis nach dem Triple nun eine "große Herausforderung". Die beste Mannschaft Europas bekommt einen der besten Trainer der Welt - wie gut das wirklich zusammen passt, wird man wohl schnell sehen. "Er ist ein erfahrener Trainer, er wird uns stärker machen", versicherte Kapitän Philipp Lahm vorab - und sieht die "besten Jahre" der Bayern erst noch kommen. Die Sehnsucht nach einer Ära der Dominanz ist groß. Und mit wem soll diese erreicht werden, wenn nicht mit dem Architekten des FC Barcelona der Neuzeit?

14 Titel in vier Jahren als Cheftrainer der Katalanen lautet die eindrucksvolle Bilanz, die der Mann aus der kleinen katalanischen Gemeinde Santpedor nun in München fortführen will. "Wir sind sicher, dass er nicht nur dem FC Bayern, sondern auch dem deutschen Fußball viel Glanz verleihen kann", betonte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge schon bei der spektakulären Verpflichtung im Januar.

Auch Guardiola-Vorgänger Jupp Heynckes ist überzeugt, dass der FC Bayern mit dem geschätzten Nachfolger "weiter großen Erfolg" haben wird. "Ich wünsche Guardiola nur das Beste und möglichst viel Erfolg, weil seine Mannschaft meine war", erklärte Heynckes, der "eine perfekt funktionierende Mannschaft" übergibt. Die Latte für den 42-Jährigen hat der 68-Jährige mächtig hoch gelegt.

Guardiola tritt neuen Job nicht am Vereinssitz, sondern in der Arena an

20 Tage nach dem Abschied des Triple-Triumphators Jupp Heynckes nimmt Guardiola dessen Platz ein, flankiert wird er bei dem großen Auftritt von Präsident Uli Hoeneß, Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Sportvorstand Matthias Sammer. Anders als bei Heynckes oder dessen Vorgänger Louis van Gaal findet die Vorstellung nicht an der Säbener Straße, sondern in der Arena statt. Guardiolas erste Ansprache soll in Deutsch erfolgen, gebüffelt hat er dafür jede Menge. "Pep hat das wie immer gemacht, obsessiv, jeden Tag vier Stunden, wie ein Irrer", verriet Bruder Pere Guardiola.

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Auch sonst hat sich der Schirmherr des ästhetischen Fußballs akribisch auf seine neue Aufgabe vorbereitet, sogar Jugendspiele gesichtet. Nach einem Sabbatical in New York, wo er sich an der renommierten Columbia Universität einschrieb, will der 47-malige spanischen Nationalspieler nun mit neuer Kraft die anspruchsvolle Aufgabe angehen. Auf selbstzufriedene Triple-Gewinner werden er und eine handvoll vertrauter Mitarbeiter dabei keineswegs treffen. "Bei einem neuen Trainer kommt immer wieder frischer Wind auf", erklärte WM-Torschützenkönig Thomas Müller.

Anders als bei seinem Amtsantritt 2008 in Barcelona ("Schnallt Euch an, die Fahrt wird Euch gefallen") übernimmt Guardiola diesmal aber keinen Club, den er aufrichten muss. Sondern er tritt seinen Dienst nach einer Saison der Superlative an, nach der die Bayern nun weltweit um gleich sechs Trophäen spielen. Sechs Titel in einer Spielzeit gewann Guardiola schon, 2009 als Barça-Coach. Aber funktioniert der global bewunderte Startrainer auch beim FC Bayern wie beim FC Barcelona? Findet er im Mia san mia der Münchner so seinen Platz wie im Més que un club (Mehr als ein Verein) der Katalanen? Und kann er den Bayern zur ersehnten Ära verhelfen?

Guardiola verlässt FC Barcelona

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Eine Ära geht zu Ende. Josep Guardiola hört als Trainer beim FC Barcelona zum Saisonende auf. Das teilte der 41-Jährige am Freitagmittag auf einer Pressekonferenz in Barcelona mit. Seinen ... © AFP
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In Spanien wird Guardiolas erste Trainerstation im Ausland nach einem Jahr Auszeit ebenfalls aufmerksam verfolgt. Er sei ein sehr guter Trainer mit vielen guten Fähigkeiten, sagte Spaniens Nationaltrainer Vicente del Bosque beim Confederations Cup in Brasilien. Weltmeister David Villa, der in Barcelona zusammen mit Guardiola viele Titel errang, sieht in Champions-League-Sieger FC Bayern und Guardiola eine perfekte Symbiose. "Er ist ein großartiger Trainer, man braucht nur auf seine Erfolge zu schauen. Jetzt kommen ein großartiger Trainer und ein großartiges Team zusammen. Das wird ein sehr komplizierter Gegner für jede Mannschaft", sagte Villa. (dpa)