Leverkusen. Bayer Leverkusen meldet sich zurück: Lange musste Bayer 04 zittern, ehe Stefan Kießling und Lars Bender die Werkself gegen einen gut sortierten VfB Stuttgart auf die Siegerstraße schossen. 2:1 hieß es am Ende, Bayer darf langsam, aber sicher für die Champions League planen.

In einer an Tempo, Abwechslung und Unterhaltung reichen Partie setzte sich Bayer 04 Leverkusen durch späte Tore von Stefan Kießling und Lars Bender mit 2:1 (0:1) gegen den VfB Stuttgart durch. Über weite Strecken fehlte Leverkusen gegen leidenschaftlich verteidigende Schwaben, die durch Vedad Ibisevic per Strafstoß früh in Führung gegangen waren, die Mittel. Schlussendlich zahlte sich das mitunter stoische Anrennen der Werkself aus – der Leverkusener Anspruch auf Platz drei ist nach zuletzt nur einem Sieg aus sieben Pflichtspielen zementiert, Eintracht Frankfurt um sieben Punkte distanziert. Stuttgart verliert trotz ansprechender Leistung den FC Schalke 04 und die Europa League-Plätze aus den Augen.

Stuttgart ging durch einen Elfmeter gegen die Werkself in Führung

Die Leverkusener Übungsleiter Sascha Lewandowski und Sami Hyypiä vertrauten Miroslav Kadlec die Rolle des Linksverteidigers an und verhalfen dem 28-jährigen Tschechen zu seinem ersten Einsatz seit vergangenem Oktober beim 2:2 in Mainz, nachdem er die Heimreise mit einem Innenbandanriss im Knie antreten musste. Sebastian Boenisch bekam von seinem Trainergespann eine Verschnaufpause eingeräumt, zu ihm gesellte sich Kapitän Simon Rolfes, Sidney Sam durfte auf Rechtsaußen ran. Gonzalo Castro rückte in die Zentrale.

Bei den Gästen aus dem Schwabenland bot VfB-Coach Bruno Labbadia wie zu erwarten Antonio Rüdiger für den am Oberschenkel verletzten Georg Niedermeier in der Innenverteidigung auf, im Stuttgarter Vierer-Mittelfeldblock rückte Raphael Holzhauser auf die halbrechte Position, Shinji Okazaki nahm auf der Bank Platz.

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Seit April 2010 hatte die Werkself keine Bundesliga-Partie mehr gegen den VfB verloren, doch nach nur zwölf Spielminuten schien Bayers Serie von fünf ungeschlagenen Spielen in Serie gegen die Schwaben schon ernsthaft in Gefahr. Nach Zuspiel von Traore tauchte Vedad Ibisevic unvermittelt am Straffraum der Hausherren auf, Wollscheid stocherte dazwischen. Der Bosnier ging zu Boden, Schiedsrichter Wolfgang stark zeigte auf den Punkt. Die fünfte Gelbe für Wollscheid, der damit in Mainz fehlen wird. Eine Zentimeterentscheidung. Dem Gefoulten war das herzlich egal, Ibisevic schob sicher vorbei am Ex-Stuttgarter Bernd Leno im Bayer-Tor zum 1:0 ein. Da waren 12 Minuten gespielt.

Toprak muss verletzt raus – Ibisevic trifft vom Punkt

Nach nur zwei Zeigerumdrehungen war Ömer Toprak auf Ibisevic gestoßen – ein Duell mit Folgen: Toprak musste verletzt raus, Daniel Schwaab ersetzte ihn in der Innenverteidigung. Leverkusen reagierte trotz des frühen Rückstands unbeeindruckt und nahm das Spiel an sich, sah sich aber extrem kompakten und tief verteidigenden Stuttgarten gegenüber. Bei zwischenzeitlich mehr als 65 Prozent Ballbesitz blieben Leverkusener Torgelegenheiten dennoch die beinahe logische Folge. Allein Kießling scheiterte per Kopf (17.), Flachschuss (39.) und Lupfer (42.) gleich dreimal, aber: Die Stuttgarter Pausenführung mutete gar nicht mal unverdient an. Stellvertretend für engagierte und konzentrierte Gäste stand VfB-Kapitän Serdar Tasci, der in Durchgang eins jeden seiner sechs Zweikämpfe gewann. Man wunderte sich tatsächlich, wie die Labbadia-Elf im bisherigen Saisonverkauf deftige 40 Gegentore kassieren konnte.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs entschloss sich der VfB, nachdem man gut 40 Minuten lang den Strafraum der Werkself gemieden hatte wie Bayer-Manager Rudi Völler zuletzt den Griff zum Rasierer, Leno wieder am Spiel teilhaben zu lassen. Erst parierte der 20-jährige Schlussmann aus kurzer Distanz gegen Ibisevic (52.), dann gegen Gentner im Nachfassen (57.). In Minute 71 zielte Gentner aus 18 Metern zu ungenau.

Kießling und Bender belohnen ideenlose Leverkusener

Die Hausherren drängten ihrerseits weiter auf den Ausgleich, blieben aber über weite Phasen ideenlos und daher weitestgehend auch ungefährlich. So war der Ausgleich wohl eher der Kategorie "das Glück des Tüchtigen" zuzuordnen: Der eingewechselte Jens Hegeler schoss Molinaro das Spielgerät an die Hand, Stark entschied erneut auf Strafstoß. Kießling verlud Ulreich (82.), Saisontreffer Nummer 16. Ein Ausgleich mit Signalwirkung. Stuttgart schien nun mit den Kräften am Ende, Bayer fand die zweite Luft: Der gewohnt wuselige Kießling scheiterte noch am starken Ulreich, Lars Bender nickte im Nachsetzen zum 2:1 (86.) ein. Ein Remis wäre wohl leistungsgerecht gewesen, so aber belohnte sich die Werkself für ihren nimmermüden Einsatz mit drei Punkten, die in Sachen Champions League einige Planungssicherheit verschaffen dürften.