Dortmund. . Kein Bundesliga-Spiel elektrisiert die Massen so sehr wie das Revierderby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04. Am Samstag kommt es zur 142. Auflage. Wir haben besonders emotionale und verrückte Derby-Momente zusammengetragen. Aber Achtung: BVB-Fans sollten den Text lieber nur zur Hälfte lesen, Schalke-Anhänger erst im zweiten Teil anfangen.
Zum 142. Mal treffen am Samstag (15.30 Uhr, live bei uns im Ticker) der FC Schalke 04 und Borussia Dortmund aufeinander. Ein geschichts- und prestigeträchtiges Derby.
In der ewigen Derby-Statistik liegen die Schalker vorn. 56-mal gewannen die Königsblauen, achtmal mehr als der BVB. 37-mal endete das Duell mit einem Unentschieden. Die Bilanz der bislang 81 Bundesligapartien allerdings spricht für Schwarz-Gelb: Dortmund holte im deutschen Fußball-Oberhaus 29 Siege, Schalke nur 28.
Wir haben besonders emotionale und verrückte Derby-Momente zusammengetragen. Aber Achtung: BVB-Fans sollten den Text lieber nur zur Hälfte lesen, Schalke-Anhänger erst im zweiten Teil anfangen.
12. November 1966:
Dortmund – Schalke 6:2
Ein Fußballspiel dauert in der Regel 90 Minuten. Das war auch beim Revierderby am 12. November 1966 im Stadion Rote Erde der Fall. Nur sahen die 43 000 Zuschauer davon nicht mal die Hälfte. Schon nach 25 Minuten zog dichter Nebel auf. Nicht nur die Fans auf den Rängen, auch die Spieler erkannten das Leder kaum noch. Schiedsrichter Gerd Hennig, seit diesem Tag auf Schalke „Nebelkerze“ genannt, ließ weiterspielen. „Wenn wir etwas gesehen hätten, hätten wir noch höher gewonnen“, sagte BVB-Legende Lothar Emmerich nach dem unsichtbaren Triumph. Für Dortmund war es der zweite Kantersieg im Derby 1966. Am 6. Februar des Jahres hatte der Klub Schalke mit 7:0 geschlagen. Bis heute höchster Derbysieg des BVB.
12. Mai 2007:
Dortmund – Schalke 2:0
Rekordkulisse beim Derby: 80 700 Fans im Signal Iduna Park. Und 61 780 Schalker, die in ihrer Arena mitfiebern. Der blau-weiß geschmückte Meister-Truck steht bereit. Für Schalke, den Tabellenführer, ist der Titel greifbar – im Stadion des Rivalen. Daraus wird aber nichts. Dortmund gewinnt 2:0, Alex Frei und Ebi Smolarek erzielen die Tore. Beide Treffer bereitet der heutige Schalker Christoph Metzelder vor – in seinem letzten Spiel für den BVB. In Gelsenkirchen fließen Tränen der Enttäuschung. In Dortmund Tränen der (Schaden-)Freude. Ein Sieg hat die verkorkste Saison gerettet.
13. September 2008
Dortmund – Schalke 3:3
Wer nicht aufgibt, der wird belohnt. Das haben die Schweden vor nicht allzu langer Zeit gegen Deutschland bewiesen. Und so ging es dem BVB in diesem Heim-Derby. 0:3 lagen die Schwarzgelben zu Beginn der zweiten Halbzeit zurück. Aber dann: Neven Subotic und Alex Frei (2) sorgten bei der bärenstarken Aufholjagd in der Schlussphase für den umjubelten Ausgleich. Die Schalker hatten als Schuldigen für den Punktverlust Schiedsrichter Lutz Wagner identifiziert. Der hatte – nicht nur – kurz vor dem Spielende einen diskussionswürdigen Elfmeter gepfiffen.
Lehmann köpft für S04 in letzter Sekunde den Ausgleich - und wechselt später zum BVB
19. Dezember 1997:
Dortmund – Schalke 2:2
Das Derby produziert Momente, die Geschichte schrieben – und ganz besonders an diesem Freitagabend im Dezember 1997. Im Westfalenstadion läuft die Nachspielzeit, Borussia führt 2:1, Schalke wirft alles nach vorne. Beim letzten Eckball stürmt sogar Jens Lehmann mit. Der ist eigentlich Torwart – und trifft in der allerletzten Sekunde mit dem Kopf zum 2:2-Ausgleich. Zum ersten Mal überhaupt in der Geschichte der Bundesliga hat ein Torwart aus dem laufenden Spiel heraus einen Treffer erzielt – Lehmann macht sich damit unsterblich. Zweiter Hauptdarsteller an diesem Abend ist Linienrichter Dirk Margenberg, der vor Lehmanns Tor auf Eckball entschieden hat – obwohl eigentlich Marc Wilmots den Ball ins Toraus geschossen hatte…
Jens Lehmann wechselt übrigens ein halbes Jahr danach zum AC Mailand – und landet später sogar beim BVB. Derby-Geschichte…
23. September 2000:
Dortmund – Schalke 0:4
Schalke feiert mit diesem Ergebnis Namenstag – und das in der guten Stube des Erzrivalen. Mittendrin steht Andreas Möller, der im Sommer davor die Seiten gewechselt hat – seine Rückkehr wird zum Triumphzug. Schalke zerlegt die Borussia in alle Einzelteile, schon zur Pause steht es 2:0 durch Tore von Jörg Böhme (38.) und Emile Mpenza (44.), in der zweiten Halbzeit besorgt Ebbe Sand den Rest (75.). Zwischendurch ist Jörg Heinrich so frei und steuert ein Eigentor dazu (59.). Für Schalke ist es ein Auftritt zum Verlieben der späteren „Meister der Herzen“ – und für Möller ist es der persönliche Durchbruch auf Schalke. Ganz allein steht er am Ende vor der königsblauen Kurve, wird mit „Andy-Andy“-Sprechchören gefeiert und weiß: Jetzt ist er ein Schalker.
30. Januar 2004:
Dortmund – Schalke 0:1
Noch heute streiten sich die Gelehrten, wer an diesem Tag Schalkes Derby-Held war: Frank Rost oder Ebbe Sand? Der Torwart hielt zwei Elfmeter – erst einen von Jan Koller (9.), dann einen von Torsten Frings (74.). Doch richtig rund wurde die Geschichte erst in der 88. Minute, als Ebbe Sand für Schalke das Siegtor schoss. Ausgerechnet Ebbe Sand, der von Trainer Jupp Heynckes nur eingewechselt worden war, weil er in einem Formtief steckte. Mehr als neun Monate hatte der einstige Torschützenkönig nicht mehr getroffen – bis zu diesem Abend in Dortmund. Gegen den BVB ging zu dieser Zeit für Schalke halt alles: Es war das elfte Bundesliga-Derby in Folge ohne Niederlage für Königsblau.