Gelsenkirchen. Ausgerechnet im Derby gegen den Borussia Dortmund bestreitet Julian Draxler sein 100. Pflichtspiel für die Profis des FC Schalke 04. Ein Derbysieg fehlt dem 19-Jährigen noch in seiner jungen Karriere. Er hat keine Gedanken an einen Wechsel ins Ausland.

Julian Draxler ist immer noch erst 19 Jahre jung. Dennoch wirkt er schon so, als habe er den diplomatischen Dienst durchlaufen. Seine Antworten sind jederzeit eloquent. Wenn alle Profis so wären, dann wäre die Schalker Presseabteilung, in ihrem Bemühen, die medialen Antworten ihrer Spieler dreimal chemisch zu reinigen, bald beschäftigungslos.

Aber Julian Draxler ist auch ein begnadeter Fußballer mit mitreißender Technik. Wie groß sein Potenzial ist, lässt sich immer noch nur mutmaßen, wurde am vergangenen Samstag beim 4:1-Sieg in Wolfsburg aber mehr als angedeutet. Es war ohne Zweifel das beste Ligaspiel in der noch jungen Karriere des Gladbeckers. „Ich denke, es war eine Kostprobe, was ich auf dieser Position spielen kann“, meint er verschmitzt.

Sechs Saisontore klingen für Draxler "nicht schlecht"

Auf der Zehn, seiner erklärten Lieblingsposition, mit Zug zum Tor. „Nach dem Weggang von Lewis, der diese Position ja vor mir bekleidet hat, war schon ein gewisser Druck da. Aber ich denke, in den letzten drei Spielen habe ich bewiesen, dass ich dort die Lücke ausfüllen kann“, so seine Selbsteinschätzung. Und zuletzt in Wolfsburg habe er schon befreit aufgespielt, weil auch die Mannschaft immer besser funktioniere. Kann man so sagen, bei zwei selbst erzielten Treffern und einer Torvorlage. Seine Torquote hat sich auf der zentralen Position jedenfalls potenziert. Statistiker haben genau aufgeschrieben, dass die Quote von „alle 15 Spiele ein Tor“ mittlerweile auf stürmerverdächtige „dreieinhalb Spiele ein Tor“ in die Höhe geschossen sei. „Sechs Tore bislang in der Saison klingen nicht schlecht. Mal schauen, vielleicht kann ich ja noch zweistellig werden. Aber das ist nicht das vorrangige Ziel, solange die Mannschaft gewinnt.“ Seine bessere Quote kann sich der Jung-Profi in seinem zweiten Bundesligajahr durchaus erklären. Ruhiger, erfahrener sei er geworden vor dem gegnerischen Tor, nicht mehr ganz so hektisch. Und einen Strahl hatte er ja immer schon.

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Bis 2016 steht auf dem geduldigen Papier des Jung-Nationalspielers im Kontrakt mit Königsblau. Aber man weiß auch, alles nichts Unumstößliches. Wie schaut es denn aus mit den Anfragen aus dem Ausland, was sickert durch vom Berater? „Also, mit meinem Berater tausche ich mich eher über allgemeine Dinge aus. Und wenn Horst Heldt sagt, er lege bei Anfragen für mich am Telefon immer gleich auf, dann ist doch eigentlich alles gesagt“, meint er grinsend.

Beeindruckt von Old Trafford

Aber die Zeit, sie steht nicht still für einen, der alle Rekorde im Eiltempo durchbricht. In zwei Profijahren steht er am Samstag ausgerechnet gegen den BVB (15.30 Uhr, live in unserem Ticker) vor seinem 100. Pflichtspiel für Königsblau. Manchmal hält er kurz inne und lässt die vergangenen zwei Jahre Revue passieren. Schönstes Pokalspiel? „Sicherlich mein erstes gegen Nürnberg, als ich gleich ein Tor beisteuern konnte.“ Schönstes Champions-League-Spiel? „Ach, jedes ist ein Highlight, aber Old Trafford war schon beeindruckend.“ Ach ja, einen Derbysieg, den hat er noch nicht, im Hinspiel fehlte er nach seinem Armbruch. Es bleibt auch in der Heimat noch so viel zu erledigen.