Köln. . Kölns Trainer Stale Solbakken galt am Sonntag schon als gefeuert - und darf nach einem weiteren Chaos-Tag am Rhein mit „einer Unzahl von Gesprächen“ doch bleiben. Der Norweger soll die schwere Aufgabe in der Domstadt selbst lösen.
Ein paar zerbröselte Lutscher lagen noch auf dem Weg, als Claus Horstmann am Sonntagnachmittag hinaus in die Sonne vor das Kölner Geißbockheim trat, um die Maßnahmen zu verkünden, mit denen der Verein den Absturz in die zweite Liga verhindern möchte. Am Vormittag hatten erboste Fans Süßigkeiten nach der Mannschaft geschmissen, der Kamellewurf ist ein zentrales Ritual des Karnevals und war in diesem Fall Ausdruck tiefer Verachtung. Schon am Vortag nach der 1:2-Niederlage gegen Augsburg hatte es wütende Proteste gegeben, Horstmann selbst soll die Spieler im Bus als „Memmen“ beschimpft haben, er könne „das Gelaber“ der Fußballer nicht mehr hören, hatte der Geschäftsführer des Bundesligisten vor Fernsehkameras erklärt. Und nun erwarteten viele Beobachter die Entlassung von Trainer Stale Solbakken, die ernsthaft zur Debatte stand.
„Stale Solbakken bleibt Trainer des 1. FC Köln“
Doch nach „einer Unzahl von Gesprächen“ mit allen wichtigen Instanzen des Vereins hat Horstmann einen anderen Entschluss gefasst. „Stale Solbakken bleibt Trainer des 1. FC Köln“, verkündete er, statt eines Trainerwechsels werde es „radikale Veränderungen in der Mannschaft und im Umfeld der Mannschaft“ geben“. Wie genau diese Maßnahmen aussehen, wollte er nicht verraten, aber einige Spieler werden wohl zu leiden haben während der kommenden Wochen. Und auch der Trainer wurde offenbar aufgefordert, einige Aspekte seiner Arbeit zu überdenken.
Es war das sonderbare Ende eines dieser bizarren Tage, wie es sie nur am Kölner Geißbockheim gibt. Seit dem frühen Morgen lungerten zwei Dutzend Journalisten auf dem Klubgelände herum, ahnungslose Spieler kamen und gingen, auch der Trainer hatte lange Zeit keinen Schimmer, was passieren würde.
Solbakkens Scherze
Um 14.17 Uhr steig er in seinen Dienstwagen und scherzte: „Ich werde Trainer in Leverkusen“, während immer wieder kleine Informationshäppchen durch die Mauern des Gebäudes mit den Büros der Verantwortlichen nach draußen sickerten.
Zum Beispiel, dass Klubchef Claus Horstmann Gespräche mit Spielern geführt hatte, und dort in Erfahrung brachte, dass Teile der Mannschaft wenig begeistert wären, wenn der ehemalige Nachwuchstrainer Frank Schaefer Solbakken ersetzen würde. Oder dass der Geschäftsführer sich in einer Telefonkonferenz mit Mitgliedern des Verwaltungsrates und mit Werner Spinner, dem Wunschkandidaten des Klubs für den vakanten Posten des Präsidenten, beraten hatte. In dieser Konferenz ist dann die Entscheidung für die Lösung mit Solbakken gefallen.
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Horstmann räumte auch Fehler ein, er habe „angesichts der Ungereimtheiten zwischen Trainer und Sportdirektor zu spät für Klarheit gesorgt“, sagte er, die Entlassung von Volker Finke hätte in seinen Augen früher umgesetzt werden müssen. Aber nicht nur deshalb rückt der Geschäftsführer mehr und mehr selbst in den Fokus der Kritik.
Horstmann ist die Konstante in einem schier unendlich scheinenden Kölner Chaos. Seine Entscheidungen haben zum gewaltigen Schuldenberg der Rheinländer beigetragen, praktisch keine der Trainer- oder Sportdirektorenentscheidungen seiner Amtszeit haben nachhaltig den erhofften Erfolg gebracht. Zuletzt holte er Finke, entließ diesen, um Solbakken zu stärken, jetzt hätte er Finke möglicherweise noch einmal gut als Übergangstrainer gebrauchen können.
Denn der vor drei Wochen entlassene Sportdirektor ist ein Trainerfachmann, der die Kölner schon im Vorjahr in einer ähnlich prekären Situation vor dem Abstieg rettete. Jetzt soll Solbakken diese schwere Aufgabe selbst lösen, aber am Ende blieb der Eindruck zurück, dass Solbakken auch deshalb weiterarbeiten darf, weil den Kölner Verantwortlichen irgendwie nichts Besseres einfallen ist, als es doch noch mal zu versuchen.