Essen. Das Titelrennen um die deutsche Meisterschaft könnte in der Fußball-Bundesliga kaum spannender sein. Die Spitzenteams Bayern und Dortmund trennen nur noch drei Punkte voneinander. Beide Klubs können aus eigener Kraft Meister werden. Die letzten Spiele werden nun vor allem im Kopf entschieden.
Jetzt ist Pfeffer in der Suppe: Noch vor dem Ende des 28. Spieltags zeichnet sich in der Fußball-Bundesliga ein echtes Herzschlagfinale um die deutsche Meisterschaft ab. Nach dem Stolperer des BVB beim Sensations-4:4 gegen den VfB Stuttgart, hat der FC Bayern München die Gunst der Stunde eiskalt ausgenutzt und kann nun aus eigener Kraft deutscher Meister werden. Dank einer gehörigen Portion Bayern-Dusel und einem goldenen Treffer von Arjen Robben hieß es für die Münchner am Ende 1:0 (0:0) im Südderby gegen Nürnberg. Die beiden Spitzenteams der Liga trennen in der Tabelle jetzt nur noch drei Punkte voneinander - das ist Fußball wie wir ihn lieben. Das ist Gänsehaut pur.
Vorentscheidung um Titel kann schon Mitte April fallen
Nach den irren 92 Minuten gegen Stuttgart hatten einige BVB-Fans in ihren Köpfen garantiert schon den Rechenschieber ausgepackt. Drei Punkte Vorsprung auf die Bayern - das ist alles andere als ein beruhigendes Polster. Zumal die beiden Mannschaften am 11. April (Live im Ticker bei DerWesten) noch im direkten Liga-Duell aufeinander treffen. Das Spitzenspiel in Dortmund wird vielerorts schon jetzt als Endspiel um den Titel gehandelt. In der Tat: Bleibt es bis zum besagten 30. Spieltag bei der aktuellen Tabellenkonstellation, wird dieses Topspiel darüber entscheiden, wer auf der Bundesliga-Zielgerade die Tabellenspitze übernimmt. Gewinnen die Bayern, ziehen sie aufgrund des besseren Torverhältnisses am BVB vorbei. Gewinnt Dortmund, ist die Entscheidung um den Titel aller Voraussicht nach gefallen. Denn dann trennen den BVB stolze sechs Punkte von den Bayern - ein Vorsprung, den sich die Klopp-Elf garantiert nicht mehr nehmen ließe.
Doch hätte, wäre, wenn: mit Spekulationen holt niemand Titel. Ebenso wenig mit tollen Statistiken. Was bringt es dem BVB am Ende, wenn er 28 Ligaspiele in Folge ungeschlagen bleibt und doch kein Meister wird? Im Meisterschaftskampf wird nur mit einer Währung gerechnet: Siege! Und davon werden beide Teams deutlich mehr als einen brauchen, wenn sie die begehrte Schale in ihren Trophäenschrank stellen wollen. Deshalb sind beide Klubs auch gut damit beraten, die anderen Bundesligaspiele mindestens ebenso ernst zu nehmen wie das Spitzenspiel. Wolfsburg, Gladbach, Schalke: Das sind die wahren Stolpersteine des BVB in den kommenden Wochen. Augsburg, Mainz und Bremen heißen sie unter anderem im Bayern-Lager.
Bei diesen Spielen braucht allerdings keiner darüber zu diskutieren, welcher der beiden Klubs jetzt das härtere Restprogramm hat. Denn diese Spiele werden vor allem im Kopf entschieden. Das hat nicht nur das Wahnsinnsduell am Freitagabend unter Beweis gestellt, in dem sich der BVB nach 70 Minuten beim Spielstand von 2:0 des Sieges sicher war und dafür am Ende mit dem 4:4 bestraft wurde. Diese Lektion hat der SC Freiburg kürzlich auch den Bayern mit einem hochverdienten 0:0 erteilt. Wer einen Gegner auf die leichte Schulter nimmt, oder die Partie schon vor dem Schlusspfiff gedanklich abhakt, wird dafür bestraft. Und: ist eines Titels auch nicht würdig.
1. FC Köln auf Einbahnstraße Richtung 2. Liga
Der Bundesliga nicht würdig präsentiert sich derweil der 1. FC Köln. Was ist mit der Elf von Trainer Stale Solbakken nur los? Offenbar hat sich das Team bereits völlig aufgegeben. Seit Wochen befindet sich der Klub auf der Einbahnstraße in Richtung Liga zwei. Sechs Niederlagen aus den vergangenen acht Spielen bedeuten für die Geißböcke Platz 16 - die Relegation lässt grüßen. Doch die muss erst einmal erreicht werden. Beim 1:2 in Augsburg offenbarten die Kölner auf allen Positionen Schwächen - vor allem aber in der Defensive. Immerhin: Wenigstens Trainer Solbakken glaubt in der Mannschaft noch an etwas. Und zwar an sich selbst. „Ich bin der Richtige“, verkündete er selbstbewusst nach der Niederlage. Ob die Verantwortlichen des „Effzeh“ das auch so sehen? Die kommenden Tage werden zeigen, ob sie noch an den Coach glauben.
Beim 1. FC Kaiserslautern wird am Ende wohl auch alles Glauben nichts mehr nützen. Mit der 0:1-Niederlage gegen den Hamburger SV, der erstmals seit langem wieder etwas aufatmen darf, unterstrichten die „Roten Teufel“ ihre Ambitionen den Weg in die 2. Liga anzutreten. Sechs Spieltage vor dem Saisonaus trennen die Lauterer acht Punkte von einem Relegationsplatz. Da darf man wohl getrost sagen: Auf Wiedersehen!