Leverkusen. .

Knapp vier Wochen ist es her, da rutschte Robin Dutt noch einmal einer dieser Sätze heraus, die ihm in Leverkusen das Leben so schwer gemacht haben. Bayer 04 hatte gerade Bayern München 2:0 geschlagen, das Spiel galt acht Monate nach seinem ersten Arbeitstag in Leverkusen als später Durchbruch des Trainers. Dann sagte Dutt, er predige seit Wochen, dass es aufwärts gehe, und setzte hinzu: „Vielleicht glaubt es jetzt endlich jeder.“

Ein guter Teil seiner damaligen Zuhörer, ausschließlich Journalisten, verzog unmerklich das Gesicht. Da war er noch einmal: Robin Dutt, der ungeliebte Schulmeister. Jetzt sind sie ihn los. Die Fans, die Dutt nicht mehr wollten, die Journalisten, die Dutt immer ein wenig auf Distanz gehalten hat, die Mannschaft, in der es Fraktionen gibt, die Sponsoren, die angeblich genug vom Coach haben. Bayer Leverkusen hat den Trainer entlassen, weil nach dem 0:2 gegen Freiburg sportlich, vor allem aber klimatisch nichts mehr ging. Neun Monate Dutt entpuppen sich als ein einziges Missverständnis. Der Tag seines Abgangs aber gehörte noch einmal dem Trainer.

Die Fans rebellierten mit verletzenden Schmähungen

Die Chronologie dieses Endes ist schnell zusammen gefasst. Am Samstag spielte die mit Nationalspielern gespickte Elf von Bayer gegen den SC Freiburg wie die Anfänger mit vollen Hosen. Die Fans rebellierten beim 0:2 auf ihre Art, sie überzogen den Coach mit verletzenden Schmähungen, sie initiierten eine vergiftete La-Ola-Welle. Das muss Sportdirektor Rudi Völler und Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser in der Summe so geschockt haben, dass zur Pause ihre Tribünenplätze verließen und sich zur Beratung zurückzogen. Da spätestens war Dutts Abgang besiegelt.

Was dann folgte, war von Vereinsseite aus die branchenübliche Entlassungs-Routine, die man so seit Bestehen der Bundesliga so oder sehr ähnlich kennt. Völler und Holzhäuser zogen noch am Samstag als Hoffnungsträger bis zum Saisonende ihr früheres Abwehr-As Sami Hyypiä aus dem Hut. An der Seite des 38-jährigen Teamchefs, der noch im Oktober unter Dutt ein sechswöchiges Praktikum absolvierte, steht U-19-Trainer Sascha Lewandowski, der den nötigen Trainerschein besitzt.

Gescheitert

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„Wir mussten einfach handeln“, sagte Holzhäuser dazu am Sonntag. „Die Spieler“, ergänzte Völler, „haben jetzt kein Alibi mehr.“ Phrasen, hundertfach gehört. Was diesen Sonntag in Leverkusen von anderen unterschied, war der Auftritt Robin Dutts. Der Trainer selber hatte darum gebeten, seine Beurlaubung verkünden zu dürfen, die Begründung lieferte er gleich mit: „Ich bin durch die Vordertür gekommen und wollte nicht durch die Hintertür verschwinden“. Dutt kartete nicht nach, bedankte sich im Gegenteil, sprach selbstkritisch über Fehler und demonstrierte unmittelbar nach seiner Entlassung Stil und Loyalität gegenüber Verein und Mannschaft.

Trotzdem dürften die 275 Tage unter Dutt in Leverkusen ab jetzt als einziges Missverständnis gelten. Der Coach kam bei Fans und medialem Umfeld nie gut an, er konnte den kniffligen Fall Michael Ballack nicht lösen und muss damit leben, dass seine Amtszeit vor allem mit der 1:7-Klatsche gegen Barcelona im Achtelfinale der Champions League in Verbindung gebracht werden wird. Dutt trat nach dem beliebten Jupp Heynckes an, er sollte auf Geheiß seiner Vorgesetzten die Spieler härter anfassen, er selbst wollte Heynckes zweiten Platz verbessern – an beidem ist er letztlich gescheitert.