Essen. . Bayern siegt durch einen umstrittenen Elfmeter in letzter Sekunde mit 2:1 gegen Augsburg. Auch Hertha gewinnt. Torloses Remis in Ingolstadt.

Mit einem starken Endspurt hat der FC Bayern den nächsten Derby-Coup des FC Augsburg im letzten Moment abgewendet. Vor drei Englischen Wochen mit wichtigen Prüfungen in der Fußball-Bundesliga und im Europapokal für beide Teams drehten die Münchner am Samstag beim 2:1 (0:1) in der Schlussphase das Spiel gegen den kleinen Freistaat-Nachbarn. Nach dem Rückstand durch Alexander Esswein (43. Minute) sorgten Robert Lewandowski (77.) und Thomas Müller (90./Foulelfmeter) vor 75 000 Zuschauern in der Münchner Arena doch noch für den mühsamen Erfolg des Rekordmeisters.

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Vier Tage vor dem Champions-League-Auftakt am Mittwoch bei Olympiakos Piräus war die Partie aber auch eine Warnung für die Münchner, bei denen Neuzugang Kingsley Coman seinen Einstand gab. Die Augsburger verpassten trotz Führung ihren ersten Saisonsieg zwar auch in München, aber die Zuversicht vor dem Europa-League-Debüt am Donnerstag bei Athletic Bilbao dürfte gewachsen sein. Nach zwei Siegen in den vorangegangenen Derbys gegen den damals jeweils als Meister feststehenden FC Bayern gingen die Schwaben leer aus.

Bayern mit Chancenmangel

Die Münchner begannen auch ohne den wegen leichter muskulärer Probleme kurzfristig geschonten Mario Götze sehr dominant. 72 zu 28 Prozent Ballbesitz lautete die imposante Statistik nach einer halben Stunde. Zwingende Torchancen erspielten sich die Gastgeber aber trotz Ballbesitz en masse nur vereinzelt.

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Nach einem Eckball von Xabi Alonso (7.) und einer Flanke von Douglas Costa (18.) strich der Ball jeweils knapp am FCA-Gehäuse vorbei. Am dichtesten waren die Bayern nach 20 Minuten an der Führung dran, aber Augsburgs Torhüter Marwin Hitz wehrte mit einer starken Parade den Kopfball von Thiago nach Alaba-Hereingabe noch ab.

Augsburg mit starker Defensivleistung

Die Schwaben standen hinten sehr sicher, in der Offensive hatten sie lange aber nicht einmal einen richtigen Torabschluss. Als nach Zusammenspiel zwischen Ja-Cheol Koo und Raul Bobadilla der Ball aber zu Esswein kam, fackelte der Flügelspieler nicht lange und hämmerte den Ball mit einem satten Rechtsschuss am machtlosen Manuel Neuer vorbei ins Tor. Es war der erste Bundesliga-Gegentreffer der Münchner zu Hause seit 331 Minuten und dem Siegtor von Bobadilla beim FCA-Erfolg vor vier Monaten in München.

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"Wenn du deutscher Meister werden willst, musst du gegen Augsburg drei Punkte holen", hatte der Münchner Sportvorstand Matthias Sammer zum Start von sieben Spielen in 23 Tagen die Marschroute vorgegeben. Überlegen wie vor dem Seitenwechsel stemmte sich sein Team gegen die drohende Niederlage im Bayern-Derby - und erspielte sich schnell gute Chancen. Lewandowski (51.) scheiterte alleine vor Hitz, Thiago (52.) verzog nach einer Alonso-Ecke, Hitz wehrte einen Alonso-Freistoß ab (65.).

Müller mit der Entscheidung

Mit der Hereinnahme des von Juventus Turin ausgeliehenen Flügelspielers Coman (56. Minute) nach erst zwei Trainingstagen mit der Mannschaft erhöhte Trainer Pep Guardiola den Druck weiter. Der 19-Jährige ("Ich bin der Spieler, der den Unterschied macht") bildete nun mit Costa das Paar auf den Flügeln, auf denen die verletzten Franck Ribéry und Arjen Robben wieder einmal fehlten. Augsburg hatte der Münchner Angriffsmaschinerie nur harmlose Konter entgegenzusetzen.

Dagegen jubelte München: Lewandowski staubte mit seinem insgesamt neunten Tor gegen den FCA nach Vorarbeit von Müller zum Ausgleich ab. Als dann Markus Feulner Costa zu Fall brachte, nutzte Müller den Strafstoß am Tag vor seinem 26. Geburtstag zum 2:1.

VfB Stuttgart kann Pleitenserie gegen Hertha nicht beenden 

Eine historische Niederlagen-Serie hat die Krise des VfB Stuttgart weiter dramatisiert. Trotz Vorteilen in der ersten Hälfte verloren die Schwaben am Samstag 1:2 (1:2) bei Hertha BSC und sind auch nach dem vierten Spieltag noch ohne Punkt. Erstmals begann eine Saison in der Fußball-Bundesliga damit für den VfB mit vier Pleiten nacheinander.

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Genki Haraguchi (14. Minute) und Kapitän Fabian Lustenberger (45.+3) mit einem sehenswerten Volleyschuss bescherten den Berlinern mit dem früheren Stuttgarter Vedad Ibisevic den ersten Heimsieg seit dem 5. April und erhöhten den Druck auf den neuen VfB-Trainer Alexander Zorniger. Vor 45 994 Zuschauern hatte der Bosnier Toni Sunic (36.) in seinem ersten Pflichtspiel für den VfB den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt. Die Stuttgarter stehen mit Borussia Mönchengladbach am Tabellen-Ende, die Hertha von Trainer Pal Dardai hat sieben Punkte auf dem Konto.

Stuttgart spielte nach Rückstand gut mit

Zu Beginn gestalteten die Gastgeber das Spiel. Die erste Chance ließ Salomon Kalou noch aus (6.). Dann überwand aber der Japaner Haraguchi VfB-Torhüter Odisseas Vlachodimos, der den gesperrten Przemyslaw Tyton vertrat. Mitchell Weiser passte bei seiner Startelf-Premiere in den Strafraum, der Tscheche Adam Hlousek ließ Haraguchi zu viel Raum. Hlousek war für Timo Baumgartl in die Mannschaft gerückt und bildete mit Sunjic die Innenverteidigung.

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Von Manfred Hendriock und Andreas Ernst

Trotz der bisherigen Negativerlebnisse zeigten sich die Gäste vom frühen Rückstand keineswegs geschockt. Im Gegenteil: Stuttgart übernahm die Initiative und hatte schnell einige Möglichkeiten zum Ausgleich. Nach einer Hereingabe von Daniel Ginczek wurde Filip Kostic' Schuss abgeblockt (17.). Zwei Minuten später rettete erst Marvin Plattenhardt, dann Hertha-Torhüter Thomas Kraft vor Ginczek.

Sunjic gleicht bei seinem Debüt aus

Eine Freistoß-Flanke von Daniel Didavi führte zum verdienten Ausgleich: Völlig alleingelassen köpfte Sunjic ein. Auch im Anschluss dominierte der VfB das Geschehen - und stellte die Berliner immer wieder vor Probleme. Hertha-Coach Dardai hatte in der Abwehr auf Peter Pekarik und John Anthony Brooks verzichten müssen.

Noch kurz vor der Halbzeit war Dardai zur Umstellung gezwungen: Roy Beerens musste angeschlagen raus, so kam Ibisevic früh zu seiner Hertha-Premiere. Überraschend fiel die erneute Führung für die Gastgeber in der Nachspielzeit der ersten Hälfte: Ein abgewehrter Freistoß von Plattenhardt landete bei Lustenberger - der Schweizer drosch den Ball volley aus rund 20 Metern ins Netz.

Hertha kam mit mehr Schwung aus der Pause. Ibisevic wirkte motiviert, verpasste aber ebenso wie Kalou (49./69.), einen sichereren Vorsprung (47.) herauszuschießen. VfB-Coach Zorniger reagierte und schickte Neuzugang Robbie Kruse (55.) und Alexandru Maxim (68.) für den Gelb-Rot-gefährdeten Kostic aufs Feld, der schon kurz nach seiner Einwechslung knapp daneben schoss. Später kam auch noch Arianit Ferati, doch insgesamt fehlten die kreativen Impulse bei den nachlassenden Stuttgartern. Hertha-Trainer Dardai stärkte rund 20 Minuten vor dem Ende seine Defensive und brachte den früheren Nürnberger Niklas Stark für Kalou - er hatte damit Erfolg.


Nullnummer zwischen Ingolstadt und Wolfsburg 

Fußball-Nationalspieler Julian Draxler hat den VfL Wolfsburg bei seinem Premiereneinsatz als Nachfolger von Kevin De Bruyne nicht zum Sieg in Ingolstadt führen können. Die Niedersachsen mussten sich am Samstag nach einer sehr mäßigen Leistung mit einem 0:0 beim aufopferungsvoll kämpfenden Bundesliga-Neuling begnügen.

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Drei Tage vor dem Start in die Champions League gegen ZSKA Moskau fehlte es dem VfL Wolfsburg am 70. Jahrestag des Vereins auffällig an Dynamik, Elan und Einfallsreichtum im Offensivspiel. Die Ingolstädter verdienten sich vor 14 092 Zuschauern mit großem Einsatz und mutigen Aktionen den ersten Heimpunkt im Oberhaus redlich. Mit acht Zählern liegt Vizemeister Wolfsburg in der Tabelle nach vier Spieltagen nur knapp vor dem Aufsteiger, der mit sieben Punkten glänzend gestartet ist.

Zugänge Draxler und Dante in der Startelf

Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking hatte an seinem 51. Geburtstag die Neuzugänge Draxler und Dante gleich in die Startelf gestellt. Zu jubeln aber hatte Hecking nichts. Der für rund 36 Millionen Euro verpflichtete Ex-Schalker Draxler tat sich schwer, als Spielmacher das Wolfsburger Offensivspiel auf Anhieb so zu prägen, wie das der zu Manchster City verkaufte Vorgänger De Bruyne mit seiner enormen Dynamik tat. Wolfsburgs neue Nummer 10 konnte ihr Potenzial nur in Ansätzen andeuten. Weltmeister André Schürrle setzte bei seinem ersten Startelf-Einsatz der Saison auf dem linken Flügel überhaupt keine Akzente.

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Mit viel läuferischem Aufwand agierte Ingolstadt auf Augenhöhe in einem Spiel, das in der ersten Hälfte fast ohne Torszenen vor sich hinplätscherte. Einen Stellungsfehler von Ingolstadts Kapitän Marvin Matip musste Ramazan Özcan ausbügeln. Der Torwart klärte vor Draxler (10.). Aufregendste Strafraumszene war ein Zweikampf zwischen Dante und Lucas Hinterseer, bei dem der FCI-Angreifer zu Boden ging, aber für einen Foulelfmeter reichte der Schubser von Dante in der Luft nicht. Der vom FC Bayern verpflichtete Brasilianer stand im Abwehrzentrum neben seinem Landsmann Naldo insgesamt stabil.

Wolfsburg investierte zu wenig

Nach dem Seitenwechsel schaltete der Vizemeister aus dem untertourigen Kontrollmodus einen Gang höher. Draxler kam nun auch mehr ins Spiel, bediente einmal Bas Dost (47.) und zwang Ingolstadts Schlussmann Özcan bei einem kraftvollen Schuss aus 17 Metern zur ersten Glanztat der Partie (64.). Kurz darauf kam Nationalspieler Max Kruse für den wirkungslosen Schürrle, Draxler rückte auf den Flügel. Kurz darauf zog Hecking mit Nicklas Bendtner für Dost auch noch seinen zweiten Offensiv-Joker (71.).

Die Partie lebte von der Spannung. Ingolstadt stand hinten weiter kompakt, agierte aber bei den Konterversuchen zu überhastet und ungenau. Wolfsburg hatte noch eine gute Freistoßmöglichkeit, aber der fehlerlose Özcan parierte auch den Schuss von Naldo (84.). Für ein Spitzenteam investierte der Pokalsieger zu wenig für drei Punkte. (dpa)