Gelsenkirchen. Taylan Bulut hat seinen Vertrag beim FC Schalke 04 verlängert. Das heißt aber nicht, dass er über de Sommer hinaus bleibt.

Es war ein sonniger Tag im Juli 2024, als Taylan Bulut, damals 18 Jahre alt, vor dem Schloss Mittersill in Österreich saß, und dieser Zeitung sein erstes Interview als Fußballprofi gab. Sein Debüt für Schalke 04 hatte er am letzten Spieltag der Vorsaison gefeiert, als er wenige Sekunden vor Schluss eingewechselt wurde. „Jetzt will ich mehr“, sagte Bulut. „Trotzdem bin ich noch nicht in der Position, um Ansprüche zu stellen. Ich muss noch viel lernen.“ In Schalkes Kader war er damals noch ein Anfänger, nicht mal ein Mitläufer. Inzwischen hat sich das stark geändert. Bulut ist der Saison-Shootingstar, dem eine Zukunft im europäischen Spitzenfußball bevorsteht.

Nachdem er unter Ex-Trainer Karel Geraerts keine Chancen bekommen hatte, beorderte ihn Interimstrainer Jakob Fimpel in Münster (2:1) direkt in die Startformation, aus der er seitdem nicht mehr wegzudenken ist. Seine Flexibilität ist sein großer Vorteil, er kann als Rechts- und Innenverteidiger spielen. Schnell ist er, mit 35,01 km/h aktuell auf Platz 15 der Zweiten Liga. An seinen Schwächen, Offensiv- und Kopfballspiel beispielsweise, arbeitet er „Tag für Tag“, wie er nach dem Training am Mittwochnachmittag in einer Medienrunde sagte.

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Buluts gestiegener Stellenwert war am Mittwoch zu spüren, obwohl er gar nicht auf dem Trainingsplatz stand, sondern nur Athletiktraining absolvierte. Von den Fans wurde er um Selfies gebeten, musste Autogramme schreiben, bekam viele Glückwünsche. Am Montag hatte Bulut einen neuen Vertrag unterschrieben. Sein neuer gilt bis Juni 2029. Glückwünsche gab es viele, unter anderem von seinem Ausbilder, U19-Trainer Norbert Elgert, und von Assan Ouédraogo, einem seiner besten Freunde.

Schalkes U19-Trainer-Legende Elgert gratulierte

Ouédraogo und Bulut sind nicht nur Freunde, ihre Karrieren weisen Parallelen auf. Beide wurden in der Knappenschmiede groß, beide schafften im ersten Profijahr den Durchbruch. Ouédraogo verließ Schalke aber, wechselte für zehn Millionen Euro zu RB Leipzig. Droht auch ein Bulut-Abgang im Sommer, trotz Vertragsverlängerung?

Ja, er droht. Buluts neuer Vertrag enthält eine Ausstiegsklausel, die für ambitionierte Teams in Europa locker zu stemmen ist. Ab acht Millionen Euro ist Bulut zu haben, die Summe wächst je nach Land und Erfolg des aufnehmenden Vereins. Ein Treuebekenntnis gab Bulut nicht ab, auch auf mehrfache Nachfrage: „Ich weiß nicht, was in der Zukunft passiert“, sagte er beispielsweise. Und: „Ich will von Spiel zu Spiel denken, Schritt für Schritt denken, mich weiterentwickeln.“ Die englische Premier League sei „die beste Liga der Welt“.

Er mag zwar schüchtern in Interview wirken, auch ein internationaler Durchbruch ist ihm zuzutrauen. Für welche A-Nationalmannschaft er zukünftig spielen wird, ist noch offen. Aktuell spielt er für Deutschland, durch die Nationalität seiner Eltern könnte er sich auch für die Türkei und Montenegro entscheiden. Erst einmal würde er für den DFB weiterspielen, sagte er, in der kommenden Saison ist die U21-Nationalmannschaft seine Heimat.

Sein vorrangigstes Ziel nach der Vertragsverlängerung ist aber kein sportliches. Von seiner Gehaltserhöhung könnte er sich wohl ein Auto leisten, aber dafür fehlt ihm der Führerschein. Die theoretische Prüfung steht noch aus.

Taylan Buluts Leben und Karriere verändert sich gerade mit großer Geschwindigkeit. In Mittersill sprach er über seinen Kumpel Ouédraogo: „Früher haben wir auch mal zusammen rumgesponnen und gesagt, dass wir irgendwann gemeinsam für Schalke in der Arena spielen – Assan hat gezeigt, dass es geht. Ich will es auch schaffen, habe große Ziele und Träume.“ Ouédraogo feierte inzwischen sein Champions-League-Debüt. Dass Bulut eines Tages folgen wird, ist keine gewagte Prophezeiung.

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