Gelsenkirchen. Schalke sucht einen Sportvorstand. Über mehrere Kandidaten wurde diskutiert. Auch Rachid Azzouzi? Ein Faktencheck.

Sportliche Spannung verspricht die Saison 2024/2025 in der 2. Bundesliga für den FC Schalke 04 nicht mehr - es sei denn, es folgt eine Niederlagenserie, die S04 noch einmal zurück in den Abstiegskampf befördert. Die interessanteste Personalie in den kommenden Monaten betrifft die Vereinsführung. Seit der Ankündigung im Winter 2024, wieder einen Sportvorstand zu installieren, diskutiert Schalke mögliche Namen. Die Suche befindet sich inzwischen auf der Zielgeraden. Doch wer wird es?

Schalke-Chef Hefer über Sportvorstand: „Teamplayer mit breiter Fußball-Expertise“

Das Profil haben die Bosse klar umrissen. „Wir wollen für Schalke 04 einen Teamplayer und Fachmann mit breiter Fußball-Expertise, der für eine operative wie strategische Sportkompetenz steht und diesbezüglich einen erfolgreichen Erfahrungshorizont aufweist“, sagte Aufsichtsratschef Axel Hefer. „Wichtig ist, dass er Menschen zusammenbringen kann, um die Qualität, die wir bereits im Verein haben, erfolgreich für Schalke zu nutzen.“ Das heißt: ein Anfänger oder Quereinsteiger kommt nicht infrage. Der Vorstandsvorsitzende Matthias Tillmann sagte dieser Zeitung in einer Sonderfolge der Talksendung „Inside Schalke“, der neue Mann solle nicht den ganzen Verein umkrempeln, sondern den eingeschlagenen Weg mitgehen. Wichtig außerdem: eine gute Zusammenarbeit mit Kaderplaner Ben Manga. Und Ablöse darf der neue Mann auch nicht kosten. Verantwortlich für die Suche ist eine Findungskommission des Aufsichtsrates, die mit der Hamburger Berateragentur des ehemaligen Hockey-Bundestrainers Bernhard Peters kooperiert.

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    Verfügbar wären beispielsweise Mangas größte Förderer Jörg Schmadtke (bei Alemannia Aachen) und Fredi Bobic (beim VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt), die im Fußballgeschäft sehr viel bei verschiedenen Klubs erlebt haben. Beide werden aber, Stand jetzt, nach Informationen dieser Zeitung nicht den Job übernehmen. Durchgesickert ist vor einigen Wochen durch einen Bild-Bericht der Name Dietmar Beiersdorfer, seit November 2021 beim FC Ingolstadt. Der 61-Jährige leitete zuvor die sportlichen Geschicke in Hamburg, Leipzig und St. Petersburg. Der Begriff „Erfahrungshorizont“ trifft auf ihn zu. Beiersdorfer soll sogar Schalkes Favorit gewesen sein, zahlreiche negative Fan-Reaktionen haben die Bosse nachdenklich gemacht. Beiersdorfer hatte beim HSV mit Peters zusammengearbeitet.

    Einer, der gerade keinen Verein hat, machte mit einem Vorschlag am Freitag auf sich aufmerksam. Er könne sich Play-offs in der Zweiten Liga vorstellen, sagte Rachid Azzouzi. Er sei bereit für eine neue Herausforderung, ließ er wissen. Und auch sein Name fällt immer wieder am Berger Feld. Ist er ein Kandidat? Hier ist unser Faktencheck.

    Diskutiert wurde intern über Azzouzi, auch wenn bisher keine konkreten Gespräche geführt wurden. Der 54-Jährige war bis Oktober 2024 Geschäftsführer Sport bei der SpVgg Greuther Fürth. Im Podcast „kicker meets DAZN“ sagte Azzouzi: „Ich bin offen für eine neue Herausforderung, ich habe eine brutale Energie. Ich glaube, ich kann einen Klub bereichern mit meiner Erfahrung, meiner Leidenschaft und Lust, die ich habe. Wenn man 30 Jahre im Geschäft ist, und so viele Jahre als Funktionär, hat man a) ein brutales Netzwerk und b) man kennt Menschen und die Menschen kennen einen.“

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    Azzouzi kam im Kindergartenalter mit seiner Familie aus Marokko nach Deutschland, wuchs im Rheinland auf, spielte in der Jugend lange für den 1. FC Köln. Profi wurde er im Ruhrgebiet beim MSV Duisburg, für die Zebras bestritt er von 1989 bis 1995 112 Spiele. Sein sportliches Glück fand er in Fürth. Von 1997 bis 2003 spielte er für die SpVgg, von 2005 bis 2012 und noch einmal von 2017 bis 2024 arbeitete er in verschiedenen Funktionen in Franken, zuletzt als Geschäftsführer Sport. Nach seinem Rauswurf hatten ihn die Fürther Fans mit einem Plakat verabschiedet: „Stets frei nach Schnauze.“ Auch in der DFL war er ein geschätzter Ansprechpartner. Keinen Erfolg hatte er nur zwischenzeitlich in St. Pauli (Juli 2012 bis Dezember 2014) und Düsseldorf (Juni 2015 bis Mai 2016).

    Auch Schalkes Revierrivale VfL Bochum sucht einen Sport-Geschäftsführer

    Die Position des Kaderplaners dürfte kein Problem darstellen. Azzouzis langjähriger Fürth-Vertrauter und Chefscout Sergio Pinto steht laut Bild vor einem Wechsel zum 1. FC Kaiserslautern. „Mir ist nicht bange, dass es irgendwo weitergeht. Es sollte eine Herausforderung sein, die mich packt, auf die ich Lust habe. Es kann auch das Ausland sein“, sagte er. Auch er lässt sich nicht in die Karten schauen.

    Falls es nicht Schalke wird, könnte auch der VfL Bochum Azzouzi reizen? Die Bochumer suchen einen Sport-Geschäftsführer. Bisher gab es zum VfL aber keinen Kontakt, wie diese Zeitung weiß. Auch der VfL will sich, wie Schalke, Zeit lassen. „Derjenige, der kommt, soll sich sofort eingliedern - wie es uns beim Trainer gelungen ist“, sagte Bochum-Boss Ilja Kaenzig. Klingt nach einem ähnlichen Profil. Nicht ausgeschlossen, dass sich die Klubs bei der Suche in die Quere kommen. Nach einigen Stallgeruch-Entscheidungen auf verschiedenen Positionen in der sportlichen Leitung soll es sowohl auf Schalke (zum Beispiel Peter Knäbel, André Hechelmann, Youri Mulder, Marc Wilmots) und in Bochum (zum Beispiel Sebastian Schindzielorz und Patrick Fabian) wieder ein externer Kandidat sein.

    Wer wird Sportvorstand bei S04? Beiersdorfer, Azzouzi oder wie bei einigen der letzten Trainersuchen (Frank Kramer, Karel Geraerts und Kees van Wonderen) ein Mister X? Axel Hefer hatte über die Erwartungen an Headhunter Peters gesagt: „Man bekommt ein breiteres Netzwerk, sieht auch Kandidaten, die man gar nicht auf dem Schirm hat, zum Beispiel aus dem Ausland.“ Man habe mit Kandidaten gesprochen, die aktuell vereinslos sind, aber auch mit Kandidaten, die gegenwärtig unter Vertrag stehen, sagte Tillmann.

    Lange wird es bis zu einer Antwort nicht mehr dauern.

    Ergebnis des Faktenchecks: Der Name Azzouzi wurde intern diskutiert, konkrete Verhandlungen gab es aber noch nicht.

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