Gelsenkirchen. Schalke 04 steckt tief in der Krise. Der Trainer-Effekt ist ausgeblieben, Ben Manga spricht Klartext. Zwei wegweisende Partien stehen an.

An diesem Montag rückt die sportliche Krise bei Schalke 04 vorübergehend in den Hintergrund. Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers lädt ein, um die Zahlen für das Rumpfgeschäftsjahr 2024 zu präsentieren. Ob der Revierklub bei diesem Termin mal wieder positive Schlagzeilen produzieren kann, darf bezweifelt werden.

Dringend nötig hätten es die Schalker jedenfalls. Denn auf dem Rasen jagt ein Rückschlag den nächsten. Am Samstag setzten die Gelsenkirchener einen neuen Tiefpunkt. Bei der 3:4-Niederlage gegen Greuther Fürth präsentierte sich die Mannschaft in einer erschreckenden Verfassung. Trainer Kees van Wonderen musste bei seinem Heimdebüt mitansehen, wie Schalke die vielen schwachen Auftritte in dieser Saison noch einmal unterbot.

Schalke-Fans stellen den Support ein

„Alles, was falsch laufen konnte, ist heute schiefgegangen“, konstatierte van Wonderen. Weite Teile der Partie hatte der Niederländer in seiner Coaching Zone mit versteinerter Miene, die Hand an den Kopf gestützt, verfolgt. Auf die stabile Defensivleistung bei einem Einstand in Hannover (0:1) wollten die Schalker gegen Fürth aufbauen, diesmal auch offensiv überzeugen. Doch das Team enttäuschte in allen Mannschaftsteilen. Mit dem Ball wussten die Königsblauen kaum etwas anzufangen. Die Defensive ließ sich mit einfachsten Mitteln aushebeln.

Enttäuschte Gesichter bei Schalke 04 nach dem 3:4 gegen Greuther Fürth.
Enttäuschte Gesichter bei Schalke 04 nach dem 3:4 gegen Greuther Fürth. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Dass in der Schlussphase noch einmal Hoffnung auf einen Punktgewinn aufloderte, hatte sich zuvor überhaupt nicht abgezeichnet. Da lag eher eine Komplett-Blamage als ein Aufbäumen in der Luft. Mit dem 1:3-Rückstand zur Pause war Schalke bestens bedient. Das war selbst für die leidgeplagten Fans zu viel. Die Nordkurve verweigerte im zweiten Durchgang die Unterstützung, hatte ihre Fahnen eingerollt. Später verhöhnte der Anhang die eigenen Spieler, bejubelte missglückte Aktionen des eigenen Teams. „Es gibt so viele Dinge, die wir verbessern müssen. Wir haben sehr viel Arbeit vor uns“, sagte van Wonderen nach dieser für ihn „schmerzvollen Erfahrung“.

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Fakt ist: Die Hoffnung auf einen kurzfristigen Trainer-Effekt ist nun verpufft. Nach zwei Partien und drei Wochen im Amt hat van Wonderen bereits einen schweren Stand. Der 55-Jährige gab sich nach der Partie positiv-kämpferisch und war bemüht darum, Optimismus auszustrahlen. Wie er die tiefgreifenden Probleme lösen möchte, bleibt jedoch ein Rätsel.

Vor allem Spieler wie Ersatzkapitän Paul Seguin, Ron Schallenberg oder Amin Younes konnte ihren Status als Führungsspieler abermals nicht rechtfertigen. Sie stachen nicht mit Leistung hervor, schlichen mit einer teils bedenklichen Körpersprache über den Platz. Dass die Talente Taylan Bulut (18 Jahre) und Max Grüger (19) den besten Eindruck aller Schalker machten: bezeichnend. „Es kann nicht sein, dass unsere Teenager das Ding leiten müssen“, ärgerte sich Kaderplaner Ben Manga in den Katakomben der Arena. „Wir erwarten, dass die Führungsspieler die Jungen mitreißen - und nicht umgekehrt.“

Schalke-Kaderplaner Ben Manga wurde nach dem 3:4 gegen Fürth deutlich.
Schalke-Kaderplaner Ben Manga wurde nach dem 3:4 gegen Fürth deutlich. © Jan Fromme /firo Sportphoto | Jan Fromme

Die Niederlage gegen Fürth veranlasste Manga dazu, die S04-Profis deutlicher als je zuvor in seiner Zeit im Verein anzugehen. Er flüchtete er sich nicht in Floskeln, sondern sprach Klartext. Der 50-Jährige vermisste „die Gier“ bei den Spielern. Die Leistung in der ersten Halbzeit bezeichnete er als „Katastrophe“. Sich selbst schloss Manga von der Kritik nicht aus. „Ich bin hauptverantwortlich für den Kader. Wenn es nicht läuft, bin ich nicht derjenige, der auf andere zeigt.“ Er meinte sogar: „Vielleicht haben wir den einen oder anderen Spieler überschätzt.“

Beim Trainer suchte Manga keine Schuld: „Die Mannschaft muss es selbst hinkriegen.“ Wie ihr dies gelingen soll, bleibt vorerst ein Geheimnis. Mit nur acht Punkten aus zehn Partien und bereits 24 Gegentoren befindet sich der Verein in einer beinahe identischen Lage wie vor einem Jahr. Damals konnte sich Schalke der Abstiegssorgen erst spät in der Saison entledigen. Ob es nun wieder in diese Richtung geht, werden die kommenden Tage zeigen. Nach dem DFB-Pokalspiel am Dienstag beim FC Augsburg stehen die wegweisenden Kellerduelle beim SSV Ulm und gegen Jahn Regensburg an. Die nächsten Tiefpunkte drohen.

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