Gelsenkirchen. Schalke 04 fehlen gegen Greuther Fürth die Spieler, die vorangehen. Das liegt nicht allein an der Kaderzusammenstellung. Ein Kommentar.

Mit gesenktem Kopf schlich Paul Seguin zurück in die eigene Hälfte. Der Mittelfeldspieler hatte Schalke 04 gerade mit einem präzisen Distanzschuss die Tür zurück ins Heimspiel gegen Greuther Fürth (3:4) geöffnet. Es war das 2:4 in der 78. Minute: kein unaufholbarer Rückstand, schon gar nicht, wenn Schalke vor über 60.000 Zuschauern in der Arena spielt. 

Doch Seguin hatte die Partie offenbar schon abgehakt. Kein wütender Schrei, kein Faustballen, kein Arme hochreißen - kein sichtbares Signal an Mitspieler und Fans, dass noch etwas gehen könnte. Dabei wäre genau es seine Aufgabe gewesen, Glaube zu verbreiten, ein Signal zu senden. Voranzugehen eben. Der 29-Jährige führte Schalke in Abwesenheit von Kenan Karaman schließlich erstmals als Kapitän auf den Rasen. Mit Leben füllte er das Amt nicht, wie die beschriebene Szene treffend symbolisierte. So verdient er die Binde nicht.

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Und auch von seinen Teamkollegen zeigte sich keiner gewillt, voranzugehen. Beste Schalker waren die Talente Taylan Bulut (18) und Max Grüger (19). „Es kann nicht sein, dass die 18-Jährigen hier das Ding leiten müssen“, ärgerte sich Kaderplaner Ben Manga. „Wir erwarten, dass die Führungsspieler vorangehen und die Jungen mitreißen – nicht umgekehrt.“

Zugleich übte Manga Selbstkritik, da er ja verantwortlich für den Kader sei. Das ehrt den 50-Jährigen. Und er mag Fehler bei der Zusammenstellung der Mannschaft gemacht haben. Doch nimmt er die Schuld auf sich, macht er es den Spielern zu leicht. An Profis, die in schwierigen Situationen vorangehen sollen, mangelt es aber nicht. Mit Tomas Kalas, Ron Schallenberg, Seguin, Amin Younes und Kenan Karaman verfügt Schalke über eine Achse, in der jeder Spieler zumindest auf dem Papier genügend Erfahrung, Qualität und Persönlichkeit mitbringt, um sich in einer Zweitliga-Mannschaft als Führungsspieler hervorzutun.

Schalke-Kaderplaner Ben Manga.
Schalke-Kaderplaner Ben Manga. © Jan Fromme /firo Sportphoto | Jan Fromme

Dass sie alle dem Mannschaftsrat angehören, zeigt, dass dies auch ihr eigener Anspruch ist. Bisher gelingt das allerdings nur Karaman. Der Angreifer bemüht sich in dieser Saison sichtlich, nicht nur mit Leistung, sondern auch als Leader in Erscheinung zu treten. Dass sich die weiteren vermeintlichen Führungsspieler wegducken, ist einer der Gründe, warum S04 mal wieder tief in der Krise steckt. Die Alleinschuld trägt aber nicht Ben Manga.

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