Gelsenkirchen. Findet Schalke 04 heute gegen Fürth endlich die richtige Balance zwischen Defensive und Offensive? Es könnte zu einer Saisonpremiere kommen.

Seinen Ruf als chaotischster Klub im Ruhrgebiet ist der Fußball-Zweitligist FC Schalke 04 zumindest vorübergehend losgeworden. Der personelle Rundumschlag des eine Klasse höher spielenden VfL Bochum produzierte in dieser Woche Schlagzeilen, wie man sie nur zu gut aus Gelsenkirchen kennt. Auf Schalke, wo Sportdirektor und Trainer ja ebenfalls erst kürzlich gehen mussten, verliefen die vergangenen Tage ohne nennenswerte Vorkommnisse.

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Ob das zu Beginn der neuen Woche noch immer gilt, entscheidet sich am Samstag. Sollte die Heimpremiere von Trainer Kees van Wonderen gegen Greuther Fürth (13 Uhr, Sky) nach der blassen Leistung bei seinem Debüt in Hannover (0:1) nicht erfolgreich verlaufen, dürfte sich die am vergangenen Spieltag bereits angeklungene Kritik vervielfachen. Zum Start der Englischen Woche mit dem Pokalduell in Augsburg und dem Gastspiel in Ulm wartet also mal wieder ein Schlüsselspiel auf die Schalker.

S04-Coach van Wonderen über Schalke: „Kritik gehört dazu“

Auf der Pressekonferenz vor der Partie lässt sich van Wonderen das nicht anmerken. Der Coach gibt sich gelassen und berichtet fast schon euphorisch über seine Arbeit beim Revierklub. „Bei Vereinen wie Schalke gibt es eine große Erwartungserhaltung, ein großes Umfeld. Da gehört Kritik dazu“, sagt er. „Ich kann das nicht beeinflussen. Ich kann nur meine Arbeit machen - und das tue ich mit sehr viel Freude.“

Klare Ansagen von Schalke-Trainer Kees van Wonderen für seine Spieler.
Klare Ansagen von Schalke-Trainer Kees van Wonderen für seine Spieler. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Immer wieder betont der Niederländer, dass er Zeit benötige, um die Mannschaft heraus aus den Niederungen der 2. Bundesliga zu führen. Das Hauptaugenmerk seiner bisherigen Amtszeit lag auf der löchrigen Defensive. 19 Gegentreffer hatte Schalke zum Zeitpunkt seiner Amtsübernahme bereits kassiert, rechnet van Wonderen noch einmal vor. „Und das sind nur die Tore - nicht die zahlreichen Chancen, die die Gegner hatten.“

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In Hannover trug die Arbeit des 55-Jährigen erste Früchte. Zwar gelang es Schalke auch im zehnten Saisonspiel nicht, ohne Gegentor zu bleiben. Doch im Spiel gegen den Ball wirkten die Königsblauen stabil wie lange nicht mehr. Das führt am Samstag womöglich zu einer Premiere: Erstmals in dieser Saison könnte S04 in zwei Spielen in Serie mit derselben Abwehrkette auflaufen. Bisher kamen allein in der Innenverteidigung sechs verschiedene Spieler in insgesamt acht Konstellationen zum Einsatz. Auf der rechten Defensivbahn durften sich vier Profis ausprobieren. Überzeugen konnte nur der junge Taylan Bulut (18). In der Zentrale harmonierten Tomas Kalas und Felipe Sanchez besser als alle zuvor ausprobierten Pärchen.

Schalke-Torjäger blieben bei van Wonderens Debüt unsichtbar

So könnte van Wonderen mit dem Duo Kalas/Sanchez und Derry John Murkin sowie Bulut auf den Außen nun eine Dauerlösung gefunden haben. Vieles spricht dafür, dass sie am Samstag erneut die Viererkette bilden werden. „Wenn man mit etwas zufrieden ist, dann möchte man darauf aufbauen und es weiterentwickeln“, betont der Coach, wohl wissend, dass es „Konstanz und einem Fundament“ bedarf, um den Ruf als Schießbude der Liga endlich abzuschütteln. „Das kommt durch Absprachen, durch Training, durch Analysen. Mit der Zeit entwickelt man ein Gefühl füreinander.“

Felipe Sanchez und Tomas Kalas könnten gegen Fürth erneut in der Schalke-Innenverteidigung starten.
Felipe Sanchez und Tomas Kalas könnten gegen Fürth erneut in der Schalke-Innenverteidigung starten. © Max Ellerbrake / firo Sportphoto | Max Ellerbrake

Der Fokus auf der Defensive verlagerte Schalkes Problemzone zuletzt in die anderen Mannschaftsteile. Bei van Wonderens Einstand ließ der erste Torschuss bis tief in die Schlussphase hinein auf sich warten. Die Torjäger Moussa Sylla (6 Treffer) und Kenan Karaman (5) blieben unsichtbar. Einen ähnlich uninspirierten Auftritt dürften die Fans der Mannschaft gegen Fürth - im Verständnis vieler in einem Heimspiel wohl nicht mehr als ein Punktelieferant - nicht durchgehen lassen.

Schalke muss auf Kapitän Kenan Karaman verzichten

„Die Fans wollen ein Fest sehen, eine Mannschaft, die sich steigert“, weiß van Wonderen. Dieser Erwartung wolle man so schnell wie möglich gerecht werden. Deshalb habe man die Woche genutzt, um sich im Spiel mit dem Ball zu verbessern. Es sei jedoch klar, „dass auch am Samstag manche Dinge noch nicht so funktionieren werden, wie wir uns das erhoffen“.

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Erschwerend kommt hinzu, dass neben den verletzten Emil Höjlund, Adrian Gantenbein sowie Christopher Antwi-Adjei auch Kapitän Karaman gelbgesperrt ausfällt. Wer den Platz des 30-Jährigen in der Offensive einnimmt, lässt van Wonderen offen. Je nach Spielsystem gelten Amin Younes, Bryan Lasme oder Lino Tempelmann als Kandidaten. Ansonsten wird van Wonderen wohl einer ähnlichen Startelf wie bei seinem Debüt das Vertrauen schenken. Der Auftrag des Trainers ist klar: Es gehe darum, die richtige Balance zwischen Offensive und Defensive zu finden, den nächsten Schritt zu gehen. Oder wie van Wonderen es ausdrückte: „Wir wollen unsere Nase ans Fenster drücken.“ Damit auf Schalke nicht wieder die Unruhe ausbricht.

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