Gelsenkirchen. Trainer Kees van Wonderen hat auf Schalke den Dienst aufgenommen, nun wird die nächste Stelle besetzt. Es geht um Ben Mangas Sidekick.

Nach der Suche ist vor der Suche - eine Profifußball-Weisheit, die der FC Schalke 04 ganz besonders gut kennt. Nach der Vorstellung von Kees van Wonderen (55) als Cheftrainer am Montag geht es diesmal aber nicht um eine erneute Trainersuche. Die Königsblauen beschäftigen sich nun damit, wie sie den vor drei Wochen gemeinsam mit Ex-Trainer Karel Geraerts (42) freigestellten Ex-Sportdirektor Marc Wilmots (55) ersetzen wollen. „Wir haben gesagt, dass wir eine weitere Person in der sportlichen Führung hinzunehmen. Das ist weiterhin so“, sagte Vorstandschef Matthias Tillmann in einer Medienrunde.

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Und wenn eine so exponierte Stelle verfügbar ist, gibt es schnell wilde Gerüchte. Christopher Schorch, Ex-Profi in Köln, Duisburg, Cottbus und sogar bei Real Madrids zweiter Mannschaft, sei so ein Kandidat, hieß es. Aktuell ist Schorch der Chef des Regionalligisten 1. FC Bocholt. An diesem Gerücht stimmt nichts - aber Bewerber dürfte es in den kommenden Wochen einige geben.

Doch was suchen die Schalker überhaupt?

Wilmots war vor Manga Anfang Januar verpflichtet worden und noch im Trainingslager in Albufeira vorgestellt worden. Übernahm er zu Beginn die Verantwortung für die Kaderplanung, musste er das im Mai an Manga abgeben. Wilmots, so formulierte es Tillmann seinerzeit bei Mangas Vorstellung, solle „eng mit dem Cheftrainer zusammenarbeiten“. Zudem sei er verantwortlich für den Performancebereich - darunter fällt zum Beispiel Athletik und Rehabilitation - und würde die sportliche Führung nach außen repräsentieren. Im Organigramm waren Manga und Wilmots, Eurofighter-Legende 1997, gleichgestellt.

Schalke-Trainer Kees van Wonderen legt los: Was aufgefallen ist

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    In der Realität kümmerte sich Manga mit seinem Team um mögliche Zugänge. Wilmots nahm zwar an den Kaderplanungs-Sitzungen teil, seine Meinung wurde gehört, mit allen von Manga präsentierten Spielernamen konnte er aber nicht sofort etwas anfangen. Wilmots wohnte weiter in Belgien in der Nähe von Lüttich, pendelte an den meisten Tagen, saß bis zu vier Stunden im Auto. Er arbeitete eng mit Landsmann Geraerts zusammen, am Rande der Trainingseinheiten waren sie oft dabei zu beobachten, wie sie ins Gespräch vertieft waren.

    Schon vor der Sommerpause - rund um Mangas Präsentation - gab es erste Risse zwischen dem Belgier und der Klubführung. Wilmots war es, der kurz vor Saisonende, als festgelegt wurde, dass viele Spieler und einige Staff-Mitglieder gehen sollen, die meisten Gespräche führen sollte – und es verzögerte. Wilmots versprach beispielsweise Ex-Torwarttrainer Simon Henzler eine Vertragsverlängerung – ohne Absprache. Die Bosse feuerten Henzler, der reichte eine Klage ein. Das dürfte für den Klub teuer werden. Nach dem 0:2 in Karlsruhe sagte er schroff, es gebe keine Trainerdiskussion - unabgesprochen mit Tillmann und Manga. Dass er beim 3:5 gegen Darmstadt plötzlich auf der Trainerbank saß, zum ersten Mal in seiner Amtszeit, wusste außer Geraerts auch niemand. Das Vertrauen war nicht mehr da, trotz eines bis 2026 gültigen Vertrages schmiss Schalke nicht nur den Trainer, sondern auch den Sportdirektor raus.

    firo :  08.10.2024,
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    Arbeiten eng zusammen: Schalkes Vorstandschef Matthias Tillmann und Sportchef Ben Manga. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

    Es kann zwar sein, ist aber schwer vorstellbar, dass nun ein Kandidat kommt, der erneut mit Manga auf einer Stufe steht. Wie die Position heißt, ob Sportdirektor oder anders, will die Vereinsspitze nun diskutieren. „Wir haben gesagt, dass wir erst die Trainersuche abschließen. Der Trainer ist die wichtigste Person im Profileistungszentrum, und ihn haben wir jetzt. Wir werden uns nun zusammensetzen und überlegen, ob wir die Position 1-zu-1 nachbesetzen oder ob wir etwas ändern“, sagte Tillmann. Auch der neue Trainer van Wonderen darf dabei mitreden. „Kees weiß sehr klar, was er will, wie er sich sein Profileistungszentrum vorstellt“, so Tillmann. Der Vorstand würde zwar am Ende entscheiden, aber auch die Auffassung des Cheftrainers anhören.

    Klar ist: Manga bleibt als Direktor Kaderplanung unantastbar. Sein wichtigster Mitarbeiter, Raffael Tonello, leitet die Knappenschmiede. Wer auch immer kommt, wird damit leben müssen, dass er zwar - wie Wilmots - an den Kaderplanungssitzungen teilnehmen und auch mitreden darf, aber nicht die letzte Verantwortung hat. Gesucht wird ein Gesicht, dass die sportliche Leitung nach außen vertritt. Manga und Tonello scheuen sich nicht vor Interviews oder Pressegesprächen, aber sie drängen nicht in die erste Reihe. Die tägliche Anwesenheit beim Training, der regelmäßige Kontakt zum Cheftrainer, die Verantwortung für den Performancebereich, der Kontakt zu Partnervereinen könnten weitere Aufgaben sein.

    Wird der neue Sidekick ein Bekannter von Manga? Auch das erscheint noch offen. Es muss nicht erneut eine Vereinslegende sein - im Fall Wilmots ist das schiefgegangen. Schalkes Suche hat jedenfalls gerade erst begonnen.

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