Gelsenkirchen. Kees van Wonderen erklärt, welchen Fußball er auf Schalke sehen will. Außerdem spricht der neue Trainer über seine Vorbilder.
Leicht wird es für ihn auf Schalke nicht, das weiß Kees van Wonderen schon an seinem ersten Tag als Trainer der Königsblauen. In der 2. Bundesliga liegt S04 mal wieder hinter den Erwartungen, der Druck ist groß. Etliche Trainer sind an dieser Gemengelage auf Schalke in den vergangenen Jahren schon gescheitert. Van Wonderen ist der 12. S04-Coach seit 2010. Mehr und mehr verfestigt sich der Eindruck, dass man als Trainer auf Schalke gar nicht erfolgreich sein kann.
Wenig verwunderlich kam in einem Mediengespräch die Frage auf: „Warum tun Sie sich Schalke eigentlich an?“ Der 55 Jahre alte Niederländer konnte darüber nur lächeln. „Gute Frage“, antwortete er. „Ich suche Herausforderungen und auf Schalke sehe ich eine Herausforderung und viel Professionalität – damit kann ich mich identifizieren.“ Dass es für ihn nicht leicht wird, sei für van Wonderen kein Problem. „Ich brauche es nicht einfach“, sagt er. „Schalke hat so eine große Geschichte, ich freue mich, hier eine Chance zu bekommen und will meinen Beitrag leisten.“
Schalke-Trainer Kees van Wonderen will „organisierten Fußball“ und harte Arbeit sehen
Doch für welchen Fußball steht der neue Trainer? Für ein klassisches niederländisches 4-3-3-System mit Flügelspiel, wie Verteidiger Derry John Murkin vermutet? „Trainer bekommen ständig ein Etikett verpasst – der eine gilt als sehr offensiv, der andere als sehr defensiv“, sagt er. Van Wonderen mag dieses Schubladendenken allerdings nicht. Bei seiner Spielidee orientiere er sich an internationalen Top-Teams: „Organisierter Fußball, von hinten heraus mit Intensität, hart arbeiten, alle zusammen – dahin soll der Fußball gehen.“
Schon seit Jahren steht van Wonderen mit dem Schalker Kaderplaner Ben Manga in Kontakt. Begonnen hat alles mit Gesprächen über eine mögliche Kooperation zwischen van Wonderens Ex-Klub Go Ahead Eagles und Eintracht Frankfurt, für die Manga damals noch tätig war. „In den letzten zwei Wochen wurde der Kontakt dann intensiver und jetzt sind wir hier“, sagte der neue Cheftrainer. Im engeren Auswahlprozess hat sich der Niederländer gegen zwei weitere Kandidaten durchgesetzt.
Schalke: Kees van Wonderen fordert Huntelaar-Mentalität
Was die Verantwortlichen Manga und der Vorstandsvorsitzende Matthias Tillmann sich vom neuen Trainer erhoffen? Eine klare Spielphilosophie und eine nachhaltige Entwicklung der Mannschaft und der Einzelspieler. Großes Augenmerk gilt dabei auch den vielen Talenten im Kader, die van Wonderen fördern soll. Erfahrung mit Talenten hat der 55-Jährige unter anderem als U17-Nationaltrainer der Niederlande gesammelt, die er 2018 zum EM-Titel geführt hat.
„Ich arbeite gern mit jungen Spielern“, sagte der neue S04-Coach. „Aber nicht nur, weil sie jung sind. Wichtiger ist, dass sie talentiert sind und sich jeden Tag neu herausfordern. Es ist super, wenn man die Energie spürt.“ Das Alter sei dabei zweitrangig, es gehe van Wonderen eher um die Mentalität der Spieler.
Als Vorbild nannte der Niederländer diesbezüglich Schalke-Legende Klaas-Jan Huntelaar. „Er ist in Sachen Mentalität ein gutes Beispiel, denn er will immer mehr und mehr“, erklärte van Wonderen. „Selbst, wenn er drei Tore geschossen hat, dann aber die Chance auf das vierte Tor vergibt, hat er sich geärgert.“ Diese Huntelaar-Mentalität will der neue Coach künftig auch von den Schalkern sehen.
Schalke: Kees van Wonderen schwärmt von Steve McClaren
Doch nicht nur am großen Klaas-Jan Huntelaar (128 Tore in 249 Pflichtspielen für Schalke) orientiert sich Kees van Wonderen. Auch von einigen Trainergrößen hat er sich viel abgeschaut. In seiner aktiven Karriere hat der Ex-Nationalspieler (fünf Länderspiele für die Elftal) unter anderem unter Bert van Marwijk, Leo Beenhakker oder Arie Haan gespielt. „Von all diesen interessanten Menschen habe ich viel gelernt“, sagte er.
Beim Thema Trainer-Vorbilder hob van Wonderen jedoch einen anderen hervor: „Wenn ich mich auf einen festlegen müsste, wäre das Steve McClaren“, so van Wonderen. „Ich war bei Twente sein Co-Trainer, als der Klub 2010 das erste Mal Meister geworden ist.“ Was den neu Schalker dabei besonders beeindruckt hat? Die Professionalität des Engländers. „Das war eine sehr wertvolle Zeit in meiner Karriere.“
Meister dürfte Kees van Wonderen mit Schalke 04 so schnell nicht werden. Ein Erfolg wäre es für den Niederländer allerdings schon, wenn er in einigen Jahren ähnlich positiv über seine Zeit bei S04 spricht wie heute über seinen Job beim FC Twente – das würde nämlich bedeuten, dass es für ihn als Schalke-Chef gut lief.
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