Gelsenkirchen. Wie das Scouting-System unter Schalke-Kandidat Manga bisher funktioniert und welche Kriterien Spieler für die Königsblauen ab sofort erfüllen müssen.
Talent-Experte Raffael Tonello hat seine Arbeit beim Fußball-Zweitligisten Schalke 04 aufgenommen. Tonello soll als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums und Top-Nachwuchs-Sichter dafür sorgen, dass die Spanne zwischen Aufwand und Ertrag bei den Königsblauen künftig nicht mehr so weit auseinanderklafft und die besten S04-Talente den Weg in die eigene Lizenzmannschaft finden. Die Verzahnung zwischen Profi- und Übergangsbereich soll sich künftig enger als bisher gestalten. Schalkes Vorstandsvorsitzender Matthias Tillmann: „Raffael greift auf ein starkes Scouting-Netzwerk zurück.“ Zuletzt war Tonello in England beim Traditionsklub FC Watford tätig, davor arbeitete er für Eintracht Frankfurt.
Spannende Einblicke in Tonellos Arbeit
Doch wie tickt der neue Mann, der als Profi für Fortuna Düsseldorf stürmte, eigentlich? Im Interview mit dem Portal „Fußball News“ gab der 48-Jährige kürzlich spannende Einblicke in seine Tätigkeit. Für den Ex-Frankfurter gibt es nichts Wertvolleres, als sich selbst einen Überblick auf den Fußballplätzen zu verschaffen. Tonello setzt auf Live-Eindrücke, Auswerten und Dokumentieren. Er will bei den Spielern Verhaltensmuster erkennen und dann im Team mit den anderen Scouts analysieren, um ein möglichst optimales Bild über einen Fußballer zu erhalten.
Beobachten, Abklopfen, Kontaktieren
Gemeinsam im Team geht es Tonello darum, die besten Spieler für seinen Arbeitgeber, also jetzt den FC Schalke 04, zu finden. Neben der Beobachtung von Kandidaten muss deren Vertragssituation abgeklopft und der Kontakt zu Beratern hergestellt werden. Auch das regelt Tonello nicht alleine, sondern im Verbund mit den vorhandenen – oder noch hinzukommenden – Schalker Spieler-Spähern. Tonello: „In der Regel haben die Scouts freie Hand. Sie sollen selbst recherchieren. Jeder Scout ist in seiner Funktion für einen Markt zuständig. Meine Aufgabe besteht anschließend darin, diese Faktoren miteinander zu verknüpfen.“
Tonello arbeitete Hand in Hand mit Manga
Sowohl in Frankfurt als auch beim FC Watford hat Tonello Hand in Hand mit Ben Manga (50) zusammengearbeitet. Manga ist bei Schalke 04 ein heißer Kandidat für den Posten des Technischen Direktors. Tonello lässt durchblicken, dass Manga „für jedes Profil klare Charakteristika herausfiltert, die erfüllt werden müssen.“ Werden gewisse Punkte nicht erfüllt, schafft es ein Kandidat gar nicht erst auf die Liste. Tonello: „Wenn er bestimmte Parameter nicht erfüllt, dann ist es ein Spieler, der nicht zu dem Verein passt, bei dem wir arbeiten. Egal wie gut er ist!“ Dabei geht es um verschiedene Faktoren wie Einstellung, Commitment oder Prägung. Tonello: „Kann der Spieler verteidigen? Liebt er es, zu verteidigen? Oder ist er eher ein technisch orientierter Aufbauspieler, wie du ihn in gewissen Konstellationen brauchst? Das sind Dinge, die wir berücksichtigen und fragen müssen.“
Tonello: Vieles kann zum Erfolg führen
Worauf es beim Scouting der verschiedenen Spieler ebenfalls ankommt: Hat ein Verein eine klare Ausrichtung? „Wenn eine Mannschaft Ballbesitzfußball a la Manchester City oder Barcelona spielen will, dann ist das möglicherweise ein anderer Markt als der, den wir im Blick hatten. Es gibt aber viele Ansätze und Ansichten, die zum Erfolg führen können. Am Ende ist entscheidend, die größtmögliche Schnittmenge zwischen den Erwartungen der Sportlichen Leitung plus Trainer, den Bedürfnissen der Mannschaft und der wirtschaftlichen Möglichkeit des Vereins zu finden. Dafür braucht es klare Parameter und Forderungen“, fasst Tonello zusammen. Deswegen sei Eintracht Frankfurt in der Vergangenheit so erfolgreich gewesen. Schalkes neuer Knappenschmiede-Leiter: „Die Summe aller Eigenschaften war immer der unbändige Siegeswille.“
Vorausschauendes Arbeiten
Raffael Tonello betont ausdrücklich, dass das Scouting-Team rund um Ben Manga „immer vorausschauend“ gearbeitet hat. Dabei gilt für Tonello, aus wenig möglichst viel zu machen: „Ich bin glücklicher, wenn ich meinen Teil dazu beitrage, dass wir einen Spieler ablösefrei oder für 500.000 Euro holen und dieser zündet.“ Tonello spricht bei der Suche nach Neuzugängen auch von einer „emotionalen Bindung“. Der Ex-Frankfurter bevorzugt es, einen Spieler „so günstig wie möglich“ zu verpflichten, „weil ich in Klubs war, die keine 50-Millionen-Euro-Budgets hatten.“