Gelsenkirchen. Karel Geraerts muss den FC Schalke 04 verlassen. Der Rauswurf deutete sich schon seit Wochen an. Ein Kommentar.
Auch Karel Geraerts wird es nicht schaffen, der erste seit Mirko Slomka 2008 zu sein, der über zwei Jahre lang den FC Schalke 04 trainiert. Der 42 Jahre alte Belgier hat nicht einmal das erste Jahr vollgemacht. Nach der 3:5-Blamage gegen Darmstadt 98 wurde sein Rauswurf schon am Samstagmorgen verkündet. Eine Entscheidung, die für die Königsblauen doppelt teuer wird - weil sie Geld kostet und schon sechs Spieltage rum sind, an denen S04 nur vier von 18 Punkten geholt hat. Geraerts‘ Freistellung ist ein wenig überraschendes Ende mit langem Vorlauf.
Schalkes Führungsgremien waren nicht konsequent genug. Sie hatten zwar Ben Manga als Kaderplaner geholt, ließen zu, dass er eine zweistellige Anzahl an Mitarbeitern mitbringen und den ganzen Profikader umkrempeln darf - aber eins durfte Manga nicht: den Trainer wechseln. Dabei hatte er schon nach möglichen Nachfolgern für Geraerts Ausschau gehalten. Denn der hatte sich lange nicht zu 100 Prozent zu den Königsblauen bekannt.
Geraerts durfte bleiben, weil sich die Vereinsführung nach Kontinuität sehnte. Weil sie sich wünschte, dass das erdachte Konzept mit Trainer Geraerts und den beiden Direktoren Manga und Marc Wilmots aufgeht. Weil sie lange überzeugt davon war. Doch inzwischen dürfte auch die Klubführung wissen: Schalke hätte im Sommer Mangas Wunsch entsprechen und den Trainer wechseln müssen.
Manga-Analyse: Geraerts entwickelte Schalke nicht fort
Denn der Kaderplaner beäugte Geraerts stets kritisch. In Mangas ersten Analysen nach der königsblauen Anfrage in der Rückrunde der vergangenen Saison kam Geraerts bereits nicht so gut weg. Er vermisste damals eine sportliche Entwicklung, bemängelte, Schalke wäre zu sehr auf Einzelspieler angewiesen, die Taktik sei unansehnlich. Auch die dauernden Auswärtsklatschen sprächen im Abstiegskampf nicht für ein gutes Miteinander zwischen Trainer und Mannschaft, analysierte Manga mit seinem Team im Frühjahr. Im Sommer, als klar war, dass Geraerts bleibt, stellte Manga nach einem Gespräch klare Forderungen. Und Geraerts betonte stets: Er habe vom ersten Tag an eine Idee eingeübt.
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Aber setzte er sie um?
Fünf Wochen lang ließ er in der Vorbereitung ein System mit Dreierkette einüben, nur um dann in der Woche vor dem Start auf eine Taktik mit Viererkette umzusteigen. Nie fand Geraerts seine Stammformation, wechselte vor allem in der Abwehr immer wieder die Formation. Stabilität? Gab es nicht, 16 Gegentore in sechs Spielen sind die Bilanz eines Absteigers. Im internen Umgang galt Geraerts als stur, legte sich mit Manga öffentlich an, nachdem dieser seine Aufstellung kritisiert hatte. Der Konflikt spitzte sich immer weiter zu.
Schalke: Mangas Zugänge spielen nicht gut
Nun ist zum Trainerwechsel gekommen, nach elf Achterbahn-Monaten mit Abstiegsangst, Existenzgefahr, Klassenerhalt, einer guten Vorbereitung und einem Katastrophenstart. Nun steigt auch für Ben Manga der Druck. Noch spielen seine Zugänge nicht gut. Es scheint, als hätte er vergessen, vernünftige Abwehrspieler für Schalke zu verpflichten. Einen Fehlgriff auf der Trainerposition darf er sich nicht erlauben.
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