Gelsenkirchen. Schalke 04 hat das Spitzenspiel gegen Werder Bremen deutlich mit 1:4 verloren. Spieler und Verantwortliche richten den Blick wieder nach vorne.
Wer das Topspiel der 2. Bundesliga zwischen Schalke 04 und Werder Bremen verpasst hatte und einfach nur nach dem Abpfiff die Reaktionen der Fans verfolgte, der hätte vermutlich gewettet, das Spiel sei 7:7 ausgegangen. Auf der einen Seite hüpften die Schalke-Fans in der Nordkurve, der Profikader stand geschlossen davor und applaudierte. Auf der anderen Seite sangen die Bremer Anhänger „Oh wie ist das schön.“ Doch wahren Grund zur Freude hatten nur die Gäste. Sie setzten sich hochverdient mit 4:1 (2:0) durch und übernahmen von den Schalkern die Tabellenspitze.
Schalke: Großes Lob für die Fans
Es war allen Schalkern ein großes Bedürfnis, sich trotz aller sportlichen Unzulänglichkeiten an diesem Samstag zuallererst bei den Fans zu bedanken. 62.271 Zuschauer in der ausverkauften Arena hatten eine hervorragende Kulisse für das Spiel Erster gegen Zweiter gebildet. „Kompliment an das ganze Stadion – das Publikum hat zu keiner Zeit Unmut geäußert, immer angefeuert. Der Verein ist so eng beieinander, das ist schön zu sehen“, schwärmte Sportdirektor Rouven Schröder. Dribbler Darko Churlinov sagte: „Danke für die wahnsinnige Unterstützung. Die ist nicht selbstverständlich.“ Vizekapitän Victor Palsson drückte es etwas martialischer aus: „Wir bekommen so auf die Fresse und die Fans sind einfach unglaublich.“
Nach fünf Siegen in Folge erlitten die Schalker einen großen Rückschlag. Das Spiel lief umgekehrt zu vielen während der positiven Serie. Diesmal hatten die Schalker nicht das nötige Quäntchen Matchglück und waren besonders effektiv in der Anfangsphase. Die Bremer nutzten ihre ersten beiden großen Chancen zur 2:0-Führung – zweimal trafen sie im Anschluss an eine Ecke. Zunächst konnte Schalke-Torwart Martin Fraisl einen Schuss von Mitchell Weiser nicht festhalten, Ilia Gruev staubte ab (9.). In der 26. Minute traf Niclas Füllkrug per Kopf nach einer Weiser-Flanke. „Wir haben bei zwei Standards geschlafen“, schimpfte Schalke-Trainer Mike Büskens, während Bremens Coach Ole Werner lobte: „Am Anfang waren wir sehr effektiv, wir haben es im Gegensatz zu den Vorwochen geschafft, den Spielverlauf auf unsere Seite zu ziehen.“
Zwischen den Bremer Treffern hatte Schalkes Torjäger Simon Terodde die riesengroße Chance, den Ausgleich zu erzielen. Nach einer formidablen Vorlage von Ko Itakura lief Terodde allein aufs Bremer Tor zu, schoss den Ball aber drüber. Eine Chance dieser Qualität lässt er sich sonst selten entgehen (22.). „Da hatten wir Glück“, sagte Ole Werner.
Doch an Fraisls Fehler und Teroddes vergebener Chance lag es nicht, dass Schalke verlor. Werder wirkte spielerisch reifer, hatte die größere Anzahl erstklassiger Möglichkeiten. Marvin Ducksch traf zum Beispiel zweimal den Pfosten (42./48.) Die Königsblauen standen zu oft im Abseits, ließen sich auf viele Diskussionen mit Schiedsrichter Deniz Aytekin ein. Dominick Drexler handelte sich die fünfte Gelbe Karte ein und fehlt im nächsten Spiel beim SV Sandhausen (Freitag, 18.30 Uhr/Sky). Die zweite Hälfte begann für Schalke zu allem Überfluss auch noch miserabel. Ducksch sorgte mit einem Doppelpack für das 3:0 und 4:0 (51./53.) – die Entscheidung. Beim vierten Tag fälschte Itakura einen eigentlich harmlosen Fernschuss unhaltbar ab.
Das Spiel war nun gelaufen, die Bremer verwalteten den Vorsprung, die Schalker bemühten sich um eine Schlussoffensive. Sie schossen 18-mal aufs Tor, flankten 17-mal in den Strafraum, erarbeiteten sich fünf Ecken. Doch erst zwei Minuten vor Schluss gelang Simon Terodde nach einem Pass von Darko Churlinov der Ehrentreffer zum 1:4. „Wichtig für mich ist, dass die Jungs bis zum Schluss alles gegeben haben. Heute hat es einfach nicht gereicht“, sagte Sportdirektor Schröder.
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Dass die Schalker nun einen Knacks bekommen, glaubt Schröder nicht. „Nein, dafür sind wir viel zu positive Typen. Heute sind wir enttäuscht, aber für diese Fans marschieren wir am Freitag wieder raus und holen die Punkte. Wichtig ist es, den Kopf oben zu behalten. Wir müssen es nehmen wie ein Boxer – nächste Woche geht es in die nächste Runde“, sagte Schröder. Trainer Büskens sprach einen anderen Aspekt an: „Wir haben in den vergangenen Wochen nicht angefangen zu spinnen. Jetzt bleiben wir auch in der umgekehrten Analyse klar.“
Mehr als 7000 Schalke-Fans reisen nach Sandhausen
An den Abläufen ändert Büskens nichts. Am Sonntag gibt es nach dem Auslaufen die große Videoanalyse, ab Montag gilt die Konzentration dem kommenden Gegner Sandhausen. Dort sollen die Fans eine entscheidende Rolle spielen: Weit über die Hälfte der 15.000 Zuschauer wird in königsblauer Kleidung anreisen. „Wir wissen, was die Fans für einen Charakter haben“, sagte Darko Churlinov. „Das ist Schalke: Man unterstützt sich gegenseitig.“ Und das auch dann, wenn es mal eine 1:4-Packung gab.