Gelsenkirchen. Bei der Mitgliederversammlung des FC Schalke 04 bitten Vorstand und Aufsichtsrat um Realismus. Zweimal ginge es nun nur um den Klassenerhalt.
Es war der 4. Mai 2014, als Horst Heldt, der damalige Sportvorstand des FC Schalke 04, bei der Mitgliederversammlung auf die Bühne trat und den Tausenden Mitgliedern zurief: "Wir wollen die Voraussetzung schaffen für eine neuerliche Deutsche Meisterschaft." Das war das alte Schalke, das bei der großen Versammlung jährlich gern auf den Putz haute. Acht Jahre später nun klang das ganz anders. Der Aufsichtsrats-Vorsitzende Axel Hefer sagte nach dem vollbrachten Bundesliga-Aufstieg: "Unser Ziel ist jetzt zweimal der Klassenerhalt. 40 Punkte - zweimal."
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4338 Mitglieder hatten den Weg in die Arena gefunden - im Gegensatz zu früheren Zeiten gab es vorher keinen Auftritt der Rock-Legenden von Status Quo, kein buntes Rahmenprogramm, keine Rabattaktionen für Eintrittskarten oder Trikots. Nicht nur das ist ein Eindruck der neuen Bescheidenheit bei den Königsblauen.
Schalke-Vorständin Rühl-Hamers: "Rucksack ist leichter geworden"
Das wurde auch bei den Berichten des drei Vorstandsmitglieder Bernd Schröder, Peter Knäbel und Christina Rühl-Hamers deutlich. Zum Beispiel Rühl-Hamers, Finanzvorständin: "Wir sind auf dem richtigen Weg, aber der Weg ist lang und steinig. Der Rucksack ist leichter geworden, aber immer noch schwer gefüllt." Die Verbindlichkeiten seien um über 30 Millionen Euro gesenkt werden, der Verlust konnte im Vergleich zu Vor- und Halbjahr verringert werden. Diese guten Nachrichten seien mit einem "Aber" verbunden: "Wir haben immer noch 183,5 Millionen Euro Verbindlichkeiten. Die Verringerung des Verlustes ist gut, aber wir müssen wieder schwarze Zahlen schreiben. Wir haben ein negatives Eigenkapital, unsere Altlasten machen es wahnsinnig schwer, schwarze Zahlen zu schreiben. Und das mit der Ungewissheit, wie sich die Corona-Pandemie entwickelt." Als Beispiel für die finanzielle Not erwähnte sie den Transfer von Ko Itakura, der nicht zustande gekommen sei: "Er passte nicht in unser Budget."
Lesen Sie alles zur JHV hier im Live-Ticker: Schalke live! Hefer: "Wir sind wieder ein Team"
Auch Sportvorstand Peter Knäbel erwähnte den Itakura-Transfer, um auf das Ziel in der Bundesliga zu verweisen: "Für uns gibt es nur das eine Ziel: Klassenerhalt, Klassenerhalt und nochmal Klassenerhalt. Er hätte den gleichen Stellenwert wie der Aufstieg in der vergangenen Saison. Das ist keine falsche Bescheidenheit, sondern nur die logische Konsequenz aus unserer finanziellen Situationen. Aufgrund der Vergangenheit ist unsere Lage sehr angespannt."
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Vorstandschef Bernd Schröder verzichtete darauf, einen langfristigen Plan vorzustellen: "Wenn wir die Klasse erhalten, dann war die Saison erfolgreich. Ich kann mir vorstellen, einige erwarten, dass ich einen Zehn-Jahres-Plan vorstelle, sage, wann wir wieder international spielen. Natürlich haben wir unsere Ziele, aber wir gehen dabei Schritt für Schritt vor. Wir werden erst ein solides Fundament schaffen. Darin sehe ich meine Verantwortung. Ich will, dass unsere Zukunft nachhaltig ist."
Ovationen für Schalkes Aufstiegstrainer Mike Büskens
Sätze, die dem Aufsichtsrat und den Mitgliedern gefielen. Es gab viel Applaus, keine Pfiffe. Und für zwei Personen gab es nicht nur lang anhaltenden Beifall, sondern sogar Ovationen. Sportdirektor Rouven Schröder und Aufstiegstrainer Mike Büskens wurden gefeiert.
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Zum neuen Schalke passte eine beschlossene Satzungsänderung: Vergünstigungen für Mitglieder, die an der Versammlung teilnehmen, sind nun nicht mehr erlaubt. "Die Mitgliederversammlung sollte ausschließlich vereinspolitischen Themen dienen", sagte Antragsteller Stefan Barta. Und nicht, fügte er hinzu, zum Beispiel Auftritten von Status Quo.