Gelsenkirchen. Auch im 700 Kilometer entfernten Rosenheim verfolgt Ex-Profi Güttler die Entwicklung bei Schalke. Wie sich ein S04-Aufstieg anfühlt, weiß er.
Wenn sich Schalke 04 und der SV Darmstadt 98 am kommenden Sonntag (13.30 Uhr, Veltins-Arena) duellieren, ist noch nicht klar, wohin die Reise für beide Klubs am Ende der Saison gehen wird.
Schalke stand vor dem Darmstadt-Spiel als Aufsteiger fest
In der Saison 1990/91 war das anders. Schalke empfing die Lilien am letzten Zweitliga-Spieltag vor 70.000 Fans im Parkstadion und stand bereits als Aufsteiger in die Bundesliga fest.
„Für uns war der Käse bereits gegessen. Wir konnten gegen Darmstadt ohne Druck spielen und haben 1:0 gewonnen“, erinnert sich Günter Güttler (60).
Fans über den Zaun - der Schiedsrichter pfiff früher ab
Der ehemalige Schalker Abwehrspieler, 119 Pflichtspiele, vier Tore, kann sich noch gut an die Szenen vor und nach Spielschluss erinnern.
„Der Schiedsrichter wollte eigentlich noch zwei Minuten länger spielen lassen, hat dann aber eher abgepfiffen, weil immer mehr Leute über die Zäune geklettert sind. Wir Spieler waren nach dem Spielschluss oben auf der Tribüne und haben mit den S04-Anhängern gefeiert. Es war einfach zum Genießen.“
Güttler hatte im Sommer 1990 auf Schalke unterschrieben, obwohl er bei seinem vorherigen Verein Waldhof Mannheim eine starke Saison abgeliefert und zahlreiche andere Offerten auf dem Tisch hatte.
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„Für mich gab es auch die Möglichkeit, zum Hamburger SV oder zu Borussia Mönchengladbach zu gehen. Schalke war für mich eigentlich nicht ganz so interessant, weil sie eine Liga tiefer spielten. Ich habe meinen damaligen Freund Lothar Matthäus angerufen und ihn gefragt: Was soll ich machen?“
Peter Neururer überzeugte Güttler
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Weltmeister Matthäus hatte den Tipp sofort parat: „Lothar meinte: Wenn du dir ein Denkmal setzen willst, dann geh’ zu Schalke 04. Ich habe mich dann für die Königsblauen entschieden und ein Gespräch mit dem damaligen Trainer Peter Neururer geführt. Er hat mich mit seiner Art total überzeugt.“
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Güttler, der als Jungspund bereits beim FC Bayern Erfahrungen gesammelt hatte und in der Bundesliga für Waldhof sowie Nürnberg auflief, staunte nicht schlecht über das S04-Training.
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„Peter Neururer zählte damals zur ganz jungen Trainergeneration. Er war Mitte 30 und seiner Zeit deutlich voraus. Ich kannte vorher nur: Rennen, rennen, rennen. Unter Neururer waren die Trainingseinheiten ganz anders und auch seine Ansprachen waren genau auf den Punkt und sehr fokussiert“, sagt Güttler zurückblickend.
Obwohl Neururer Schalke sportlich in die Spur brachte, musste er vorzeitig gehen und für Aleks Ristic Platz machen. Güttler: „Das war der Wermutstropfen auf den späteren Aufstieg. Verstanden habe ich die Entscheidung nie, aber wir waren Profi genug, unseren Weg raus aus der 2. Liga fortzusetzen.“
„Schalke 04 gehört in die Bundesliga“
Genau das will das neue Schalke auch in dieser Spielzeit schaffen. Aktuell ist die Mannschaft von Trainer Dimitrios Grammozis Tabellendritter.
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Güttler: „Schalke ist ein besonderer Verein und gehört in die Bundesliga. Ob es zum Aufstieg reicht, weiß ich nicht. Die Schalker Mannschaft ist neu zusammengestellt und muss sich finden. Die 2. Liga ist ein hartes Brot, da will sich jeder beweisen und ruft gerade gegen die großen Klubs alles ab. Ich hoffe, dass Schalke die Kurve kriegt und den Sprung schafft.“
Güttler weiß noch, wie sich die Bundesliga damals anfühlte: „Ich hatte schon im Bus nasse Hände, weil zig Autos mit Schalke-Fans zu unseren Auswärtsspielen unterwegs waren. Für mich war Schalke die schönste Karriere-Zeit. Ich hänge auch heute noch an diesem Verein. Schalke 04 bleibt immer in meinem Herzen.“