Iserlohn. . An diesem Freitagabend bestreiten die Iserlohn Roosters ihr Spiel des Jahres. Ab 19.30 Uhr müssen sie daheim gegen die Hamburg Freezers gewinnen, um das Play-off-Aus in der DEL abzuwenden. Allerdings plagen sich einige Spieler mit geheim gehaltenen Verletzungen herum.
Im Halbdunkel dreht die Eismaschine einsam ihre Runden. Dort, wo sich an diesem Freitagabend Spieler der Iserlohn Roosters und Hamburg Freezers Zweikämpfe bis zur Grenze der Legalität und darüber hinaus liefern werden. Lediglich das Motorengeräusch des Ungetüms surrt durch die leere Eishalle am Seilersee. Am Freitag werden deren Tribünen rappelvoll und die eigenen Worte meistens nur schwer zu verstehen sein. Aus der Eishalle wird die Eishölle, denn ab 19.30 Uhr (live ServusTV und im Ticker) steht für die Roosters das vorläufige Spiel des Jahres an. Sie treffen zum sechsten Mal im Play-off-Viertelfinale der Deutschen Eishockey Liga auf die Freezers - und müssen dieses Duell gewinnen, um in der Best-of-seven-Serie zum 3:3 auszugleichen und ein Finale am Sonntag in Hamburg zu erzwingen.
Die Lage ist bedrohlich, das Saisonende nur eine Niederlage entfernt. Eine weitere Sensation des Zehnten der Hauptrunde gegen den Ligaprimus aus der Hansestadt allerdings ebenso. Kein anderes Viertelfinale verläuft so ausgeglichen wie dieses, wie der Kampf um den Einzug in das Halbfinale zwischen den beiden besten DEL-Mannschaften seit Jahresbeginn.
Alltag vor dem Ausnahmezustand am Seilersee
Welcher Trainer, welcher Manager oder Spieler würde sich am Tag vor so einem Spiel gerne in die Karten schauen lassen?
Die Türen zur Eishalle und zum Kabinentrakt der Roosters stehen jedoch offen. Wie so oft bei diesem kleinen, volksnahen Klub. Unerkannt huscht ein Iserlohner nackt durch den Umkleideraum in Richtung Dusche, halblaut dröhnt Musik aus dem Raum, während weiter hinten die Spinning-Räder surren. Der Alltag vor dem Ausnahmezustand am Seilersee.
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Bei aller Offenheit verweigern Trainer Jari Pasanen und Manager Karsten Mende beharrlich Auskunft darüber, wie es konkret um die Physis ihrer Mannschaft steht oder welchen Spieler dieser Play-off-Ultra-Marathon öfter in die Hände der Physiotherapeuten treibt als auf das Eis.
Dritter Torwart auf der Tribüne
„Es sind einige Jungs, die wirklich auf dem Zahnfleisch gehen“, sagt Mende nur. Die neun kraftraubenden Partien der vergangenen drei Wochen fordern ihren Tribut. Besonders ramponiert präsentieren sich mit Mathias Lange und Erik Ersberg die beiden Torhüter.
Beide plagen sich nach Informationen dieser Zeitung seit einiger Zeit mit geheim gehaltenen, arg schmerzenden Verletzungen herum, weshalb Pasanen über Einsätze meist nur kurzfristig und ab und an für die Öffentlichkeit nicht nachvollziehbar entscheiden konnte. „Normalerweise würden wir beide schonen“, erklärt Mende. Die Reise nach Hamburg am vergangenen Mittwoch trat für den Notfall bereits Nachwuchsgoalie Michel Weidekamp mit an.
Dass die Sauerländer in der ausgeglichenen Partie auf Grund eines Fehlers von Ersberg beim Gegentreffer zum 1:2 auf die Verliererstraße gerieten, schiebt Mende jedoch nicht auf dessen Blessur. Ohnehin zieht der Iserlohner Manager auch aus dem jüngsten Duell jede Menge Zuversicht für diesen Freitagabend. „Die Jungs waren mit Sicherheit nicht schlechter“, sagt er, „und die Hamburger Spieler merken die Belastung allmählich auch.“ Mit dem heißblütigen Publikum am Seilersee im Rücken hofft Mende mindestens auf die Verlängerung der Serie bis zum „Finale“ im siebten Spiel am Sonntag, während große Klubs wie die Eisbären Berlin, Adler Mannheim oder Krefeld Pinguine bereits Sommerpause haben.
Der Angriff muss besser treffen
Eines allerdings muss trotz der körperlichen Probleme besser werden: „Wir haben in den vergangenen zwei Spielen nur ein Tor erzielt“, klagt der Manager, „in der Offensive müssen wir wieder gefährlicher werden.“ Denn der Roosters-Traum vom Einzug ins Halbfinale lebt trotz des Rückstandes und der Verletzungen. „Die Jungs sind alle harte Kerle“, sagt Mende. Und als solche wollen sie weiterkommen und leiden, lustvoll leiden.