Düsseldorf. . Als Walter Köberle noch gespielt hat, war die Düsseldorfer EG eine große Nummer im Eishockey. Jetzt kämpft Köberle um die Zukunft des Vereins. Denn der Verein ist chronisch klamm; seit sich der Sponsor zurückgezogen hat, bangt die DEG um ihre Existenz - ein Ende der Not ist nicht in Sicht.
Früher? Früher war das Stadion voll und die Begeisterung groß. Früher hat die Ehefrau des Trainers ihre selbstgebackenen Vanille-Kipferl an die Spieler verteilt. Früher hat Walter Köberle mit der Düsseldorfer EG um Titel gekämpft. Heute kämpft Walter Köberle mit der DEG ums Überleben. Wieder einmal. Denn am Freitag beginnt die neue Eishockey-Saison.
Im Büro von Walter Köberle hängen ein paar alte Fotos, schwarz-weiß noch. Sie stammen aus der großen Zeit der Düsseldorfer EG. Man sieht feiernde Spieler und große Pokale, Köberle steht mitten drin, ein kräftiger Bursche mit Schnauzbart und der Nummer 13, die ihm zu Ehren in Düsseldorf nie mehr ein Spieler tragen wird. Jetzt, unmittelbar vor dem Saisonstart, hat Köberle keinen Blick für die Vergangenheit, es ist zu viel zu tun.
Verein seit zwei Jahren chronisch klamm
Der 62-Jährige ist der Mann für alles in Düsseldorf: Er muss mit 13 anderen Vereinen darüber verhandeln, dass in der neuen Saison die Heimmannschaft das Essen für die Rückreise der Gäste stellt, er muss die Formulare der Anti-Dopingagentur ausfüllen und sich überlegen, ob die DEG es sich leisten kann, für ihren verletzten Leistungsträger Ashton Rome einen Ersatzmann zu verpflichten.
Sie kann nicht.
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Damit ist man beim größten Problem der DEG. Der Verein ist seit zwei Jahren chronisch klamm. Seitdem die Metro 2012 als der alles überragende Namens- und Geldgeber ausgestiegen ist, kämpft die Düsseldorfer EG ums finanzielle Überleben. „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“, nickt Köberle und räumt ein, dass man „in den guten Jahren mit der Metro versäumt hat, andere Sponsoren ins Boot zu holen.“
Inzwischen ist das in Düsseldorf fast unmöglich geworden. Jahrzehntelang hat die DEG die Stadt mit Erfolgen verwöhnt. Köberle, der im Verein als Spieler, als Trainer und als Teammanager seit 42 Jahren dabei ist, hat sieben Meisterschaften in Düsseldorf gefeiert. „Wenn man das mitgemacht hat“, sagt Köberle, „treibt es einen an. Man hofft, dass es wieder so wird.“
Sportlich im Keller der Liga
Die Realität ist eine ganz andere. Dem Verein fehlt das große Geld, er ist sportlich in den Keller der Liga abgestürzt. Ein Teufelskreis. Zwölf börsennotierte Unternehmen haben in Düsseldorf ihren Sitz, bei der DEG wirbt keins. Auf den Trikots fehlt ein Sponsor, die DEG kämpft darum, einen Etat von zwei Millionen Euro stemmen zu können. Das ist im Fußball nichts, im Eishockey wenig, andere Vereine geben das Dreifache aus.
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Also macht Düsseldorf aus der Not eine Tugend. Köberle und Trainer Christian Brittig setzen auf einen Mix aus talentierten Ausländern und Spielern aus dem eigenen Nachwuchs. Im Vorjahr wurde die DEG mit diesem Konzept Letzter, aber Köberle verteidigt seine Linie: Das Team kam an, der Funke sprang über, die Stimmung im ISS Dome war noch nie so gut seit dem Umzug von dem geliebten, aber nicht mehr zeitgemäßen Eisstadion an der Brehmstraße. Ein paar Spieler wanderten im Sommer ab, doch mit Goalie Bobby Goepfert, mit Ashton Rome oder DEG-Urgestein Daniel Kreutzer sind echte Identifikationsfiguren geblieben.
Wenn gar nichts geht, kommt Campino, heißt es in Düsseldorf. Vor zwei Wochen gab der Sänger mit den Toten Hosen ein DEG-Retter-Konzert. Das geht einmal, aber nicht viel öfter. „Jetzt müssen wir sportlich etwas anbieten“, sagt Köberle. Das jüngste und preiswerteste Team der Liga soll zumindest um Platz zehn spielen. Das ist nicht halb so viel wie zu besten Zeiten. Aber es wäre ein Schritt. Weg von früher, hin zu morgen.