Köln. . Die Eisbären Berlin haben in Köln das erste Finalspiel der Deutschen Eishockey Liga auf fremdem Terrain für sich entschieden. Ausgerechnet der deutsche NHL-Rekordspieler Marco Sturm sorgte mit einer unglücklichen Aktion für die Entscheidung zugunsten des Titelverteidigers aus Berlin.

In ihrer Kabine haben die Spieler der Kölner Haie einen Meisterpokal aus Pappe an die Wand geheftet, und wenn sie aus ihrer Kabine zur Eisfläche gehen, blicken sie auf den Schriftzug: „It’s a good day for hockey!“ Nur: Der Sonntag war kein guter Tag für Eishockey, denn am Ende feuerten die Kölner Fans Bierbecher, Feuerzeuge und Münzen aufs Eis nach einem vermeintlichen Skandal, der keiner war. Und für die Haie war es erst recht kein guter Tag. Sie verloren das erste Playoff-Finale in der Best- of-five-Serie um die Meisterschaft in eigener Halle vor 18 366 Zuschauern gegen die Eisbären Berlin mit 2:4 (0:1, 1:1, 1:2).

Kölner Fehlerfestival im ersten Drittel

Dabei überboten sich die Kölner im ersten Drittel in dem Wettbewerb: Wer wird Fehlerkönig? Den schönsten Patzer zeigte Verteidiger Moritz Müller, als er den Puck unbedrängt den Berlinern überließ, und Julian Talbot daraufhin zum 1:0 (10.) für den Titelverteidiger traf.

Im zweiten Drittel konzentrierten sich die Gastgeber und glichen durch Andreas Falk (23.) aus. Das erste Spiel der Finalserie war auf dem Weg zur Wende. Doch dann nahm Björn Krupp, Sohn des Kölner Trainers Uwe Krupp und Verteidiger der Haie, das Spielchen um den Fehlerkönig wieder auf. Er stolperte hinter dem eigenen Tor, verlor den Puck, und T.J. Mulock brachte Berlin 2:1 in Front (38.).

„Wir sind ein bisschen zu nervös gestartet. Der Druck war groß, für viele war es eine neue Situation“, gestand der Kölner Felix Schütz.

Krupp: "Wir wissen, woran es gelegen hat und werden das abstellen"

Trainer Krupp stellte sich später schützend vor seine Abwehr. „Die Jungs sind seit Wochen sehr stabil“, sagte er. „Wir haben erst nach langer Zeit wieder mal vier Gegentore bekommen. Wir wissen, woran es gelegen hat und werden das abstellen.“

Doch das kann frühestens zum nächsten Spiel am Dienstag geschehen, denn der nächste Bewerber um den Titel des Fehlerkönigs kam bereits am Sonntag aus dem Angriff und hatte auch noch Pech: Marco Sturm, der nach 1006 Spielen in der nordamerikanischen Profiliga NHL seit wenigen Wochen für die Haie spielt. Die Kölner stocherten vor dem eigenen Tor nach dem Puck, keiner traf ihn richtig, die Scheibe prallte gegen Sturms Schlittschuh und rutschte von dort zum 1:3 ins Tor (46.). Als Sturm zur Auswechselbank kam, zog er ein Gesicht der Gefrierstufe fünf. Da es im Eishockey keine Eigentore gibt, bekam Darin Olver den Treffer gutgeschrieben, nachdem die Schiedsrichter die Szene per Video studiert hatten. Olver war der letzte Berliner, der vor dem Kölner Gestocher am Puck war.

"Wir sehen uns Dienstag in Berlin"

Damit war die Partie eigentlich gelaufen, aber in Playoff-Finals gibt es kein „eigentlich“. Die Haie nahmen in der Schlussminute Torhüter Danny aus den Birken vom Eis, und Falk brachte die Kölner tatsächlich auf 2:3 heran. Köln riskierte es weiter ohne Keeper, Berlins Angreifer Andre Rankel erwischte aber den Puck, lief alleine aufs leere Tor der Haie zu und zimmerte die Scheibe an den Pfosten. Eine Szene wie beim Dortmunder Frank Mill, als er den Ball in der Fußball-Bundesliga aus einem Meter nicht im Bayern-Tor unterbrachte.

Doch diesmal ging es anders aus: Die Schiedsrichter entschieden auf: „Technisches Tor“. Diese kaum bekannte Regel besagt: Wird ein Spieler in den letzten beiden Spielminuten vor dem leeren Tor gefoult, kann man ein „technisches Tor“ geben. Die Unparteiischen hatten einen Stockschlag erkannt und entschieden daher auf 4:2 für Berlin.

Auf den Rängen rasteten die Zuschauer aus. Sie hatten einen Pfostentreffer gesehen, sahen ein Tor auf der Anzeigetafel, kannten die Regel nicht und warfen Bierbecher, Feuerzeuge und Münzen. Erst nach Minuten beruhigte sich alles wieder. Kölns Coach Krupp war guter Mime zum bösen Playoff-Spiel: „Es geht weiter“, sagte er lächelnd. „Wir sehen uns Dienstag in Berlin.“