Köln. . Am Sonntag beginnt das heiße Playoff-Finale (Best of five) um die deutsche Eishockey-Meisterschaft: Die Kölner Haie erwarten die Eisbären Berlin. Uwe Krupp und Marco Sturm wollen mit ihrer NHL-Erfahrung punkten. Doch auch Berlins Trainer Don Jackson hat zweimal den Stanley Cup gewonnen.
Die amerikanischen Eishockeyfans haben Uwe Krupp lange für das beste Produkt aus Deutschland seit der Erfindung des Volkswagens gehalten. Der Verteidiger brachte es auf 810 Spiele in der Profiliga NHL und auf zwei Stanley-Cup-Siege.
Dann kam Marco Sturm.
Der Stürmer hat Krupp überholt und es auf 1006 Spiele in der NHL gebracht. Jetzt möchten die beiden Eishockey-Größen zusammen deutscher Meister werden. Dazu müssen Trainer Krupp (47) und Angreifer Sturm (34) im Playoff-Finale (Best of five) ab Sonntag die Berliner Eisbären schlagen.
Sturm findet langsam seine Form
Die Kölner sind eher lebenslustige und optimistische Menschen, deshalb hängen draußen vor dem Eisstadion große Plakate: „Die lachende Köln-Arena“. Gemeint ist allerdings schon die Karnevalssitzung im Februar nächsten Jahres, denn beim Thema Hailife treten Krupp und Sturm noch auf die Euphoriebremse.
Sturm, der erst im Winter zu den Haien stieß und davor elf Monate kein Spiel absolviert hatte, findet nach Pause und Verletzungen langsam seine Form. „Wir dürfen den Spaß nicht vergessen“, sagt er. „Aber gleichzeitig hart arbeiten.“ Der Ausdruck „hart arbeiten“ hatte in den 90er Jahre Einzug ins deutsche Eishockey gehalten. Geprägt hat ihn Hans Zach als Meister-Trainer der Düsseldorfer EG.
Sturm: "Alles hat sich entwickelt"
Damals gab es statt der DEL noch die Bundesliga, aber es war bereits der Beginn der Professionalisierung. So geht die Final-Serie in zwei Arenen über die Bühne, in die jeweils 18 000 Zuschauer passen und die ausverkauft sein werden. Sturm kennt die Berliner Arena noch nicht. Als er 2005 im NHL-Streik ein Deutschland-Gastspiel beim ERC Ingolstadt gab, hat er gegen die Eisbären noch im alten Berliner Wellblechpalast gespielt.
„Alles hat sich entwickelt“, sagt er. „Es ist noch nicht so wie in der NHL, aber es geht aufwärts. Obwohl...“ Pause. Obwohl was? „Obwohl es interessant ist, zum Beispiel in Straubing zu spielen.“ Sturm grinst. Straubing hat ein kleines Eisstadion, in dem manchmal noch der Wind durch die Ritzen pfeift.
Sturm steht an der Sportsbar, durch deren Fenster man auf die Trainingsfläche der Haie schauen kann. Eigentlich ist er mit über 1000 NHL-Spielen weltberühmt, aber eben nicht in Deutschland. Zudem hat er sich aus Aberglauben den typischen Playoff-Bart der Eishockey-Profis wachsen lassen. In der Einkaufsstraße würde man ihn leicht übersehen.
Kein Playoff-Bart für Uwe Krupp
Uwe Krupp trägt keinen Playoff-Bart. „Ich habe in der NHL keinen Trainer erlebt, der das macht“, sagt er. Außerdem: „Ich bin überhaupt kein Typ für einen Bart.“
Er ist vielmehr der Typ, der dem Kölner Eishockey gut getan hat wie ein Sommerschauer dem ausgetrockneten Boden. Als er vor zwei Jahren bei den Haien anfing, taumelte der Klub. Nun steht die Mannschaft im Finale. Dabei hatten viele die Nase gerümpft, als er zum Beispiel seinen Sohn Björn in den Kader holte. Aber es gibt keinen Rahmen des Vaters, im Gegenteil. Während der Playoffs spricht Uwe nicht mehr mit Björn über Privates. Ab und zu mal eine SMS, mehr erst wieder nach dem Finale.
Tjärnqvist: Vom Auslaufmodell zum Starverteidiger
Oder als Krupp den schwedischen Verteidiger Daniel Tjärnqvist holte. Mit 36 ein Auslaufmodell, spotteten die Kritiker. Heute ist der Schwede der wohl beste Verteidiger der Liga, und Krupp sagt: „Ich habe noch mit ihm in Atlanta zusammen gespielt. Ich weiß, was der kann.“ Diesen Glauben an die eigenen Stärken gibt Krupp ans Team weiter, ein amerikanischer Wesenszug. Nach dem Halbfinal-Erfolg gegen Wolfsburg genehmigte er seinen Jungs sogar zwei freie Tage: „Man muss auch mal Abstand gewinnen“, begründete er.
Demnach sieht alles wunderbar aus in Köln, wäre da nicht dieses eine Problem: die Eisbären Berlin.
Berlin hat die vergangenen zehn Jahre das deutsche Eishockey beherrscht. Seit dem Jahr 2005 wurden die Eisbären sechsmal deutscher Meister. „Die wissen, wie man Titel holt“, sagt Krupp. Wie er das sagt, klingt es nach einer Menge Respekt. Und noch nicht einmal die NHL-Erfahrung wird den Kölnern einen Vorteil bringen: Berlins Trainer Don Jackson hat auch zweimal den Stanley Cup gewonnen. An der Seite von Eishockey-Legende Wayne Gretzky . . .