Köln/Mönchengladbach. Beim rheinischen Derby zwischen Köln und Gladbach spielen zwei Mannschaften, deren Trainer den Offensivgeist ihrer Spieler fördern.
Die wichtigste Nachricht im Vorfeld des rheinischen Derbys erreichte die Kölner Fans am späten Donnerstagvormittag. Da wurde beim Mannschaftstraining des Geißbock-Klubs zum ersten Mal in dieser Woche Anthony Modeste gesichtet, gut gewärmt mit Handschuhen und einer langen, schwarzen Hose. Tags zuvor musste der Franzose, der am Sonntag beim Ligaspiel in Mainz eine schwere Beckenprellung erlitten hatte, noch individuell trainieren. Nun aber können die Domstädter im brisanten Nachbarschaftsduell mit Gladbach wieder auf den Einsatz ihres mit Abstand besten Torschützen hoffen.
Bei Modeste ging es nur um das "Schmerzempfinden"
„Bei Tony war es keine Wunderheilung. Es war ja nichts kaputt, es ging vor allem ums Schmerzempfinden“, erwähnte Coach Steffen Baumgart, der nach seinen frischen Eindrücken vom Training zudem berichtete: „Er läuft wieder gut, fühlt sich gut, und die zwei Tage bis zum Spiel werden ihm noch helfen. Er wird eine Option sein.“
Keine Option dürfte für beide Klubs – zumindest beim Anpfiff – ein Remis sein. Schließlich trübten die vielen Unentschieden der vergangenen Wochen die gute Kölner Stimmung aus der Anfangsphase der Saison zuletzt etwas ein. Und die Gäste vom Niederrhein, deren Saisonverlauf genau umgekehrt zu dem des FC verlief, möchten erstmals in dieser Runde auf einen der internationalen Plätze vorrücken.
Treffen zweiter schießwütiger Teams"
„Wir sind uns der Tragweite des Spiels bewusst. Und unser Anspruch ist es, in Köln drei Punkte zu holen“, betont Jonas Hofmann, in Sachen Treffsicherheit das Gladbacher Pendant zu Modeste. Der offensive Mittelfeldspieler traf als erfolgreichster Schütze der Borussia in der Liga bislang sechs Mal. Angreifer Modeste als bester Kölner sogar acht Mal.
Dabei gehören die beiden den zwei besonders schießwütigen Teams im Fußball-Oberhaus an: Nach den Bayern gaben die Niederrheinischen unter den 18 Bundesligisten bislang die zweitmeisten Torschüsse ab, dicht gefolgt vom FC auf Rang drei. Die offensive Grundidee der im Sommer jeweils frisch ins Rheinland geholten Übungsleiter Baumgart und Adi Hütter trägt also Früchte. Zugleich setzt das Wissen um die Stärken des Gegners die beiden Cheftrainer zugleich in Alarmbereitschaft.
Beide Trainer würdigen den Gegner
„Die Kölner haben eine klare Idee und eine gute Balleroberung. Sie sind zweikampfstark, sie werden pressen. Wir brauchen ein gutes Spiel, müssen voll fokussiert sein“, sagt der Österreicher Hütter über den Beinahe-Absteiger vom Mai. „Gladbach ist eine der besten Mannschaften, die wir haben, ist immer sehr kompakt und stark. Der Höhepunkt war natürlich das 5:0 im Pokal gegen Bayern. Aber in der Liga hätten sie auch so noch deutlich mehr Punkte holen können als sie getan haben“, gibt der gebürtige Rostocker Baumgart die Lobeshymnen postwendend an den Vorjahres-Achten zurück.
Mit einem Heimsieg über den rheinischen Rivalen könnte Köln punktemäßig zur Borussia aufschließen – und sich darüber hinaus etwas Luft zu der schon wieder unangenehm nahe gerückten Abstiegszone verschaffen. „Von der Spielanlage her ist das Glas halbvoll, von den Ergebnissen her müssen wir uns mehr belohnen – dann zeigt die Tendenz eindeutig nach oben“, findet Interims-Sportchef Jörg Jakobs, der in fünf Monaten von Christian Keller, bis Oktober als Geschäftsführer und sportlicher Leiter beim Zweitliga-Spitzenklub Regensburg beschäftigt, beerbt wird.
Schon jetzt übernimmt beim FC Marvin Schwäbe den Job von Stammkeeper Timo Horn, der wegen einer Knieverletzung bis zur Winterpause ausfällt.. Vis-à-vis des 26-jährigen Südhessen hütet in Yann Sommer ein Altbekannter das Gladbacher Tor. „Bei uns reicht es schon, wenn man das Wort ‚Derby‘ sagt“, bringt der Schweizer Nationaltorwart die Bedeutung der Wochenend-Partie zuvor auf den Punkt, spricht von einem der „größten Duelle für die Fans in Deutschland überhaupt“ – ehe er aus Sicht der Borussia fordert: „Unser Ziel muss sein, endlich Konstanz in unserer Saison zu bringen.“