Mönchengladbach.. Marcus Thuram ist wieder da - zuletzt halt er sogar in der Verteidigung aus. Für Gladbach ist er aber in der Offensive wichtiger.

Als die Gladbacher Nationalspieler im Lauf der Woche aus allen Ecken der Welt wieder herbeigeflogen kamen, schaute Trainer Adi Hütter bei den gelernten Verteidigern besonders genau hin. Borussias Defensivabteilung weist schließlich nicht erst seit der Verletzung des Schweizers Nico Elvedi beim letzten Ligaspiel in Mainz große Lücken auf. Jede gesunde Abwehrkraft wird gebraucht, und die Engpässe erfordern spezielle Maßnahmen: So trainierten zuletzt mit Tom Gaal (20) und Michael Wentzel (19) zwei Abwehrspezialisten aus der U23 bei den Profis mit, einer der beiden könnte es an diesem Samstag gegen Aufsteiger Greuther Fürth (15.30 Uhr/Sky) in den Kader schaffen. Und in der Trainingswoche zuvor musste mit Marcus Thuram schon mal ein Stürmer in der Defensive aushelfen.

Weil keiner der sechs Gladbacher Innenverteidiger zur Verfügung stand, gab der 24-jährige Franzose beim Abschlussspiel bereits den Abwehrchef. Der Sohn des 1998-Weltmeisters Lilian Thuram überzeugte dabei in der ungewohnten Rolle. Eine Option in der Partie gegen Fürth ist er für Hütter trotzdem nicht – zumindest nicht bei der Arbeit vor dem eigenen Tor. Denn weil sich mit Elvedis Landsmann Breel Embolo vor zwei Wochen in Mainz auch Borussias bislang überzeugendster Angreifer in dieser Saison verletzte, wird Thuram ganz vorne gebraucht. Doch auch hier will sein Vereinstrainer Vorsicht walten lassen.

Thuram in Gladbach: Einsatz mit Fingerspitzengefühl

„Er war zwei bis drei Monate verletzt, hat lange nicht gespielt. Da muss man immer etwas aufpassen und kann nicht 90 Minuten Powerfußball spielen“, erklärt Hütter und betont: „Man muss den Spielern auch Zeit geben.“ Eher schnell gehen musste es allerdings jüngst beim 1:1 in Mainz: Nach Embolos schwerer Muskelverletzung im Oberschenkel kam Thuram nach einer halben Stunde für den Eidgenossen in die Partie. „Das war früh“, sagt Hütter, der bei dem schlanken, wendigen Einwechselspieler beobachtete: „Bis zur Pause hat er Dampf gemacht. Danach hat er sich schwerer getan.“

In den vergangenen Monaten meist nur auf der Tribüne: Gladbachs Marcus Thuram.
In den vergangenen Monaten meist nur auf der Tribüne: Gladbachs Marcus Thuram. © getty Images | Unbekannt

Thuram habe, so der 51-jährige Coach, in den letzten Wochen gut an seiner Physis gearbeitet und sei deshalb für das Duell mit Schlusslicht Fürth natürlich ein Thema. Doch im Hinterkopf des Österreichers schwingt auch der Grund für Thurams lange Ausfallzeit mit – der Riss des Innenbands im rechten Knie, zugezogen am 21. August beim 0:4 in Leverkusen. „Ich bin“, erwähnt Hütter deshalb grundsätzlich, „jemand, der versucht, behutsam mit den Jungs umzugehen.“

Zu diesem Fingerspitzengefühl gehört auch, die Fähigkeiten des Gladbacher Rasenpersonals in das Spielsystem einfließen zu lassen, das die größten Erfolgschancen verspricht. Mit der Umstellung auf Dreierkette hat Hütter Borussias Defensive in den vergangenen Wochen stabilisiert.

In Mainz behielt er diese Formation auch nach Elvedis Verletzung bei, Mittelfeldakteur Denis Zakaria rückte für seinen Nationalmannschaftskollegen in die Dreierkette. Nach der Pause dominierten die 05er allerdings deutlich im Mittelfeld – gut möglich, dass Hütter gegen Fürth nun vorübergehend wieder zur Variante mit vier Verteidigern zurückkehrt.

Gladbachs Youngster Scally „auf einer Euphoriewelle“

Der Algerier Ramy Bensebaini, angeblich von den Bayern umworben, könnte dabei von der linken Seite neben Matthias Ginter ins Abwehrzentrum rücken. Die Außenbahnen würden dann wohl die Teenager Luca Netz (18) und Joe Scally (18) besetzen, die wie DFB-Auswahlkicker Ginter und Bensebaini unter der Woche von Länderspielreisen wieder am Niederrhein einflogen: Netz von der deutschen U21, Scally von der WM-Qualifikation mit den USA gegen Mexiko und auf Jamaika.

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Zu seinem Debüt im Nationalteam kam Gladbachs amerikanischer Shooting-Star dabei zwar nicht, im Verein sind Scally seine Einsätze dagegen recht gewiss. „Joe ist ein Spieler, der momentan auf einer Euphoriewelle schwebt“, berichtet Adi Hütter, der weiß: „Die Reise war zwar anstrengend – aber ich gehe davon aus, dass er am Samstag so fit ist, dass er seine Leistung wieder bringen kann.“